Predigt Joh. 1,1-18 – Hochzeit zu Kana – 2. 2019 2. Sonntag C

Predigt Joh. 1,1-18 – Hochzeit zu Kana –  2. 2019   2. Sonntag C

Nächstes Jahr haben wir Goldene Hochzeit. Da kommt mir so die gruselige Vorstellung:
Nach zwei Stunden kommt Alexandra Ohlmeyer und flüstert mir ins Ohr:
Sorry Arthur, das war die letzte Flasche, der Wein ist alle!“
 „Unmöglich!“, denke ich verärgert. Eine Mischung von Wut und Scham steigt mir in den Kopf.
Wird nicht so sein! – Nicht bei Ohlmeyer 

Eine Hochzeit und kein Wein mehr!
Das ist auch ein Bild eines leeren, ausgetrockneten Lebens.  –  Wer von uns kennt das nicht manchmal?Der Wein ist ausgegangen: der Wein der Freude, der Wein des Glücks, der Wein des Vertrauens, der Wein der Liebe.
Es fehlt an allem. An Geduld, an Verständnis. Keine Kraft mehr, keine Energie, kein Schwung.
Keine Phantasie und kein Humor. Die Luft ist raus. Leerlauf auf der ganzen Linie, am Ende – einfach platt.
So sehr kann einem der Wein ausgehen, dass man glaubt, es geht nichts mehr!

„Sie haben keinen Wein mehr!“

Wie sehr gilt das auch für uns Christen und sicher auch für Pastöre und Diakone!

Wo ist die Leidenschaft für Gott geblieben?
Wo ist die Begeisterung des Glaubens?
Wo die Freude ein Christ zu sein? Wo ist die Liebe geblieben?
Wo das Glück darüber, Gott zu kennen, ihn an der Seite zu haben?
Und vor allem: von IHM geliebt zu sein?

Wird nicht überall genörgelt und gejammert, kritisiert und lamentiert?
Mit allen Mitteln versuchen der Bischof und die Gremien die Gemeinden aufzumöbeln, pastorale Räume auf Vordermann zu bringen, neue Strukturen zu schaffen. – Am Ende aber kochen wir nur mit Wasser. Vieles ist Flickschusterei. Alle fühlen sich leer, erschöpft, lustlos und ausgebrannt.

Wenn die Krüge unseres Lebens leer sind, wenn unsere Möglichkeiten ausgeschöpft sind, was tun?

Schauen wir auf Maria, diese tolle Frau:
Sie spürt den Mangel.      Sie weiß, was den Menschen fehlt.      Sie hat Mitleid.
Sie hofft und glaubt und fordert auf zum Vertrauen. „Was er euch sagt, das tut!“ –
Und was sagt ER?

„Füllt die Krüge mit Wasser!“

Ich verstehe das so: Füllt die Krüge mit dem, was ihr habt – mit Wasser.
Wasser
steht für das ganz Alltägliche, Nüchterne, Glanzlose.
Wasser steht für das, was unser Leben erhält und für das, worum wir uns Tag für Tag mühen und plagen.

„Füllt die Krüge mit Wasser!“

Gebt doch einfach was ihr habt! Füllt die Krüge damit, nicht halb, nicht knauserig, nein füllt sie ganz, voll. Bis zum Rand sollen wir die Krüge füllen mit dem, was wir haben.
Alles IHM überlassen: Unsere Grenzen, unsere Verwundungen, unsere Fehler und Schwächen, unsere Armseligkeit und unsere nicht erfüllte Hoffnung.

„Füllt die Krüge mit Wasser!“

Vielleicht mit unseren Tränen, mit unseren Ängsten, mit unseren Enttäuschungen, mit unserer Traurigkeit.Gebt alles hinein, was euch belastet, was euch beugt, was euch lähmt und das Leben schwer macht.

Schüttet in sie hinein – in die Krüge – das abgestandene Wasser eurer Mühen und Nöte!
Rein in die Krüge – euren Kummer und euren Schmerz!

Ladet es IHM auf! Bringt alles ihm! Haltet alles ihm hin! „Werft all eure Sorgen auf den Herrn!“ „Und sie füllten die Krüge bis zum Rand.“

Was käme da alles in Bewegung, wenn wir es machten wie die Diener von Kana und tatsächlich anfingen, die Krüge mit unserem Wasser zu füllen!
Was könnten wir alles wegschütten an Lustlosigkeit, an Halbheit, an Engherzigkeit und Erstarrung!

Geben, was wir haben! Ist doch ganz einfach  –   und doch so schwer!

„Füllt die Krüge mit Wasser!“ sagt Jesus.

Und Jesus kann das Leben verwandeln bis in den letzten Winkel hinein,
wo ein Mensch sich ihm öffnet,
wo ein Mensch auf ihn hört,
wo einer tut, was er sagt,
wo jemand seinem Wort und seinem Geist Raum gibt.
Dann beginnt das Leben wieder zu leuchten.
Alles gewinnt eine größere Tiefe und bekommt eine neue Qualität.
Und man schmeckt: SEIN neuer Wein ist besser als der alte, besser als das fade Wasser des oberflächlichen Glücks, dem wir nachjagen.

ER, Jesus bringt Leben, Leben in Fülle. Dafür steht der neue Wein.

Leute: Das ist DIE Lösung:
Daran
wieder glauben. An IHN glauben. Auf IHN hören!
Glauben, dass Gott Macht hat, dass für ihn nichts unmöglich ist.
Glauben, dass er da ist, dass er uns gut ist, dass er uns bedingungslos liebt, unsere Gebrechen heilt und uns die Schuld vergibt.
Glauben, dass wir uns ihm mit ganz viel Vertrauen überlassen dürfen.
Das ist Hochzeit, grüne – silberne – und goldene an einem Stück.
Das ist einfach ……….. Liebe, Freude, Glück!
Wenn unser Gott schenkt, schenkt er in Fülle den neuen Wein, das neue Leben.

Damals in Kana waren es sechshundert Liter. Eine Riesenmenge! Der hl. Hieronymus wurde einmal gefragt: „Haben denn die Hochzeitsgäste die sechshundert Liter wirklich allein getrunken?“ „Nein“, sagte Hieronymus, „wir trinken noch heute davon.“

Ja, wir trinken noch heute davon – auch in VERL.

Und auch das Wunder der Verwandlung passiert heute noch, oft auch ohne Aufsehen und ganz leise:
– Menschen, die am Ende waren, stehen wieder auf.
– Liebe, die erloschen war, brennt wieder.
– Begrabene Hoffnungen fangen an zu keimen und zu blühen.
– Die Hand zur Versöhnung streckt sich endlich aus.
– Trauer wandelt sich in Freude, Angst in Vertrauen, Verzweiflung in Hoffnung.
– Menschen teilen und alte Wunden heilen.
So wird auch unser Leben zu einem begeisterten Hochzeitsfest und unsere Goldhochzeit auch!
Superparty!
Amen

 

 

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