Wort zum Sonntag, 25.08.2019 – „Christ sein“ –
Gehören Sie auch zu den Christen? „Christ“ kommt ja von
„Christus“, von Jesus Christus, der vor 2000 Jahren gelebt hat – und heute noch
lebt, in jedem Menschen. Und Jesus Christus, unser Gott, liebt jeden Menschen,
gleich welcher Religion, Alter oder Hautfarbe, egal mit welchen Talenten oder Schwächen.
Und das war und ist seine wesentliche christliche Botschaft: „Liebt einander,
wie ich Euch liebe!“ In den letzten Jahren sind viele, zu viele Christen aus
den Kirchen ausgetreten, aber mehr noch als in den Kirchen registriert sind,
verhalten sich weltweit beispielhaft christlich.
Wie Christ sein im Alltag gelebt werden kann, da gehen die Meinungen oft ganz
schön auseinander. Habe ich neulich auch in einer Sitzung erlebt. Im Detail
gibt es wahrscheinlich auch keine zwei gleichen Meinungen. Aber die
Kernaussagen von Christus, sind auch heute noch die Messlatte und der Auftrag für
jeden von uns.
Christ sein bedeutet zunächst, frei sein, großzügig sein und voller Hoffnung. Christ
sein heißt, das Doppelgebot der Liebe ernst nehmen, das Jesus uns für unser
Leben gegeben hat: Gott und den Nächsten lieben. Beides kann nie
auseinandergerissen werden oder aufgerechnet werden. Nächstenliebe ohne Nähe zu
Gott würde uns abschneiden von der Urkraft unseres Glaubens, aus der wir leben.
Gottesdienste ohne im Alltag gelebte Nächstenliebe wäre bloßer religiöser Kult.
Gelebte und ehrliche Liebe zu Christus heißt, gelebte und ehrliche Liebe zur Welt
und den Menschen.
Unser Glaube an den einen Gott bestimmt sich nicht über Rituale, Kleidung oder
strenge Regeln, was wir wann und genau tun oder lassen müssen. Dagegen müssen wir
uns aber immer wieder fragen und fragen lassen können, ob unser Handeln und unser
Wirken, unsere Worte und Mimik von Jesus akzeptiert würden.
In Anlehnung an einen Text von Teresa von Avila könnte es für uns heißen:
Christus hat auf der Erde kein Geld, aber wir Christen haben ausreichend Geld, um
alle Menschen vor dem Verhungern zu retten.
Christus hat auf der Erde keine Sprache, aber wir Christen haben alle Worte, um
Liebe und Versöhnung zu formulieren.
Christus hat auf der Erde kein Lächeln, aber wir Christen können jedem
Menschen, der zu uns kommt, seine und unsere Freundlichkeit zeigen.
Christus hat auf der Erde keine Schiffe und Häfen, aber wir Christen haben alle
Möglichkeiten, Ertrinkende im Mittelmeer zu retten und eine neue Heimat zu
geben.
Christus hat auf der Erde keine Marktplätze und Plakatwände, aber wir Christen
können uns dort mutig zeigen und gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung
demonstrieren.
Christus hat auch auf der Erde die Kinder gern, aber die Kinder können nur von
uns lernen, dass unser Glaube uns froh macht, bereichert und begeistert.
Ich bin gerne Christ, (auch wenn es manchmal nicht beispielhaft ist) und
gemeinsam schaffen wir es, die uns anvertraute Erde gerechter, friedlicher und
liebevoller zu machen.
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)