Wort zum Sonntag 12.10.2019 – Gewissen – wie geht das?
Das Gesicht müssten Sie mal sehen, wenn unser Hund Abbey mal
wieder der Katze Wilma das Futter weggefressen hat, von uns erwischt wurde, den
Kopf wegdreht, den Schwanz einzieht und sich in die Diele verdrückt. Besser
könnte Rembrandt ein schlechtes Gewissen nicht malen.
Bei Kindern erkennt man an der Mimik das schlechte Gewissen auch schnell. Wir Erwachsenen
haben oft gelernt es zu überspielen und zu vertuschen, oder haben es verdrängt.
„Ein gutes Gewissen macht ein fröhliches Gesicht“, heißt es im Sprichwort. Ok,
den Erwachsenen in der Kirche sieht man das meistens nicht an.
Unser Gewissen spiegelt das Denken Gottes in uns – wenn wir es zulassen. Und selbst
wenn der Glaube vergessen wurde, Gott ist und lebt in unserem Gewissen. Und
dieses Gewissen sagt uns, wo unser Denken und Verhalten falsch ist. Und es
spricht nicht willkürlich. Es bewertet anhand der Werte, die wir kennen und angenommen
haben. Und diese Werte hat man nicht von Geburt an, auch unser Hund nicht.
Werte lernen wir von den Eltern oder von anderen Menschen, oder durch unsere
Kultur. Und unser Glaube, egal welcher Religion, ist ein ganz wichtiger Maßstab
für das Gewissen.
Jesus hat uns da die Grundwerte gegeben und vorgelebt.
„Liebt einander, wie ich Euch geliebt habe!“ „Tut Gutes denen, die Euch
hassen!“ „Kümmert Euch um die Armen und die Außenstehenden!“ „Wer ohne Schuld
ist, werfe den ersten Stein!“ „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.
Nicht, dass unser Glaube uns ununterbrochen anklagt oder das Schlechte
hervorhebt. Unser Glaube soll uns auch den Blick dafür geben, was gut in unserm
Leben läuft und er kann uns auch ein gutes Gewissen machen und das ist wichtig.
Es ist überlebenswichtig, dass unser Glaube uns schenkt, dass wir alle zunächst
so angenommen sind, wie wir sind.
„Ein Mann mit starkem Durchfall, rannte aufgeregt in die Bärenapotheke und
rief: „Schnell, schnell, geben sie mir was“. Der alte Apotheker sah die Unruhe
und gab ihm ein Beruhigungsmittel, obwohl er roch, dass es ein anderes Übel
war. Nach einigen Tagen kam der Mann ruhig und gelassen wieder. Den Geruch
konnte man schon beim Eintreten erkennen und er sagte mit fröhlichem Gesicht:
„Das Gleiche noch mal!“ Fragt der Apotheker: „Hat es denn geholfen?“ „Nein!“
sagte der Mann, „aber jetzt macht es mir nichts mehr aus.“
Der Glaube soll uns aber nicht eine täuschende Beruhigung geben, sondern
aufrütteln, anspornen, motivieren, die christlichen Werte auch zu leben. „Wer
behauptet immer ein reines Gewissen zu haben, hat es nie benutzt“.
Aber fromm und schön reden – so tun als ob, oder durch Aktivitäten die
eigentlichen Fehler und Versäumnisse übertünchen, nimmt nicht das schlechte
Gewissen (auch nicht den Durchfall), sondern beruhigt und betäubt nur. Auch,
wenn viele die Augen zu machen, die Hände (und das Geld) in der Tasche behalten
oder den Mund nicht aufmachen – in Gewissenssachen hört die Gültigkeit des
Gesetzes der „Richtigkeit der Mehrheit“ auf. Wie sagt Albert Schweizer:“ Wer
glaubt ein guter Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man
wird ja auch kein Auto, nur weil man in eine Garage geht!“
Ihnen immer öfter ein gutes Gewissen und einen gesegneten Sonntag.