Wort zum Sonntag, 1. Advent 2019 – Eine neue Chance –
Endlich – vorbei das Alte – jetzt kommt ein neuer Anfang.
Ein neues Kirchenjahr – eine neue Chance. Wie jedes Jahr. Wie an jedem Tag. Wie
in jeder Stunde. Gott sei Dank. Das Alte dürfen wir abhaken. Ohne alte Last neu
anfangen. Schon wieder mal. Jetzt soll es gut werden, zumindest besser.
Das ist ADVENT. Während wir warten, auf das Fest seiner Geburt, gibt er – oder
sie – uns die Kraft und die Chance neu zu beginnen, ohne zurück zu schauen. Wir
dürfen den Blick nach Vorne richten, auf die Zukunft, auf Ihn.
Alles wird gut. Das ist sein Versprechen, für uns und für das neue Jahr. Alles
wird gut, wenn wir sein Wort hören und versuchen es zu leben. Jeden Tag neu,
immer wieder.
So ist unser Gott, der Freund aller Menschen. Und er schenkt jedem seine Liebe,
durch uns, wenn wir es tun. Er hilft den Kranken, den Einsamen, den Fremden –
durch uns.
Vorbei das Alte – jetzt kommt ein neuer Anfang.
Schon wieder sein Angebot, zu begreifen was er sagt, was er von uns erwartet,
wo wir gebraucht werden.
Ein neues Kirchenjahr, eine neue Chance.
Wir können Gott finden. Er will sich finden lassen. Denn er versteckt sich
nicht in den geschmückten Kirchen, nicht hinter den schönen Gewändern, nicht in
den frommen Texten. Auch wenn viele Bücher damit gefüllt sind, da war er eher nie.
Zuviel Show, zu wenig Ehrlichkeit, zu große Distanz, zu viel falscher Glanz –
das ist nicht sein Platz. Er sucht den Dreck, die armselige Hütte, die
wartenden Augen, den Schrei der Not. Da ist Er zuhause. Da umschließen seine
Arme das Elend. Da streicheln seine Hände schwitzende und zitternde Körper. Da tröstet
seine Sprache auch die Sprachlosen. Da wartet sein Herz auf die herzlosen, und auch
auf uns.
Vorbei das Alte – jetzt kommt ein neuer Anfang.
Ein neues Kirchenjahr, eine neue Chance.
„Geht hinaus in alle Welt!“, sagt Jesus kurz vor seiner Himmelfahrt. „Geht
hinaus an die Ränder“, sagt Papst Franziskus. Kann man die christliche
Botschaft noch deutlicher sagen?
Die Kirche, und das sind wir, Sie und ich, Du und ich, wir alle. Und die
Ränder, das sind nicht nur die Menschen in Amazonien, oder die Rohingyas in
Bangladesch, oder die Eltern mit den verhungernden Kindern im Jemen. Diese
Ränder sind auch mitten in Verl, in Bornholte, Kaunitz oder der Sürenheide, im
„Wunners wat“ und in der Wideischule. Diese Ränder sind auch in unserer Straße,
bei den Menschen, dessen Namen wir nicht kennen, aber auch nebenan oder unter
dem eigenen Dach.
„Geht hinaus!“, da finden wir Ungerechtigkeit, Einsamkeit, Krankheit und
Schuld, Heimatlosigkeit und Hunger. „Geht hinaus!“ Sprecht mit den Menschen, sagt
Worte, die ihr Herz erreichen. Schaut liebevoll in die Augen, auch wenn ihr die
Sprache nicht kennt.
Die Menschen warten auf den Herrn, dass er kommt. So geht Advent und erst danach
kommt Weihnachten. Und richtig Weihnachten wird erst dann, wenn die Menschen
begreifen, dass Gott in ihnen geboren ist. Dass sie seinen Auftrag haben zu den
Menschen zu gehen, sie nicht vor der Tür lassen, wie damals in Bethlehem.
Dieses, auf den Anderen zugehen, dass ist der lebendige Gott, das ist seine Liebe
in uns.
Das ist sein Auftrag an uns – für die Adventszeit, für das ganze Jahr – für
unser ganzes Leben. Und er nimmt uns dabei an die Hand und mit ihm kommen wir
an, immer.
Dann ist Advent – Ankunft des Herrn. Lasst uns gemeinsam losgehen.