Wort zum Sonntag 02.05.2010 „Auferstehung ist immer“
Ein Mensch hatte ein „Buch Gottes“ geschenkt bekommen und freute sich darauf, es ernsthaft zu studieren. Auf dem Heimweg aber geriet er in ein Feuer und konnte nur das nackte Leben retten. Auch das Buch ging verloren. Er trauerte ihm lange nach. Aber dann erinnerte er sich, oft gehört zu haben, dass in diesem Buch nur das Beste und Tiefste stünde. Und er sagte sich: „Dann muss ich so leben, wie wenn ich es gelesen hätte. Und er ging hin und tat ein Leben lang Gutes und Versöhnliches. Als er starb und vor Gott trat, wurde er gefragt, was er für ihn getan habe. Der Mensch neigte den Kopf und antwortete: „Herr, ich weiß nicht, was ich für dich hätte tun sollen. Ich habe das Buch verloren, in dem es geschrieben stand. Vergib mir!“ Da befahl Gott: „Bringt ihm sein Buch!“ Da traten viele Menschen auf, die er getröstet, umarmt, besucht, ermutigt und versöhnt hatte. Und Gott sprach: „Das ist dein Buch. Du hast gelesen und verstanden, ohne zu buchstabieren“.
Für mich passt diese Geschichte noch ganz toll in die Osterzeit, ist doch eigentlich eine richtige Auferstehungsgeschichte. Dieser Mensch tut in seinem Leben viel Gutes, er tröstet, er macht Mut, gibt Hoffnung und versöhnt. Einfach so. Weil er es will. Weil es auch ihm gut tut. So versteht er sein Leben. Er fragt nicht nach Anweisungen aus einem Buch, er sichert sich nicht ab durch Gesetze und Vorschriften. Er tut es einfach, selbst ohne sich immer wieder auf Gott zu berufen, er hat das Buch ja nicht, das ihm Anweisungen geben könnte. Das was er tut, hat seine Messlatte in seiner Überzeugung und in seinem Glauben. Das ist sicher nicht immer einfach, sicher nicht der bequeme Weg und kostet bestimmt immer wieder ehrliche Anstrengung. Er hilft anderen Menschen leben – mehr nicht, ohne vordergründigen Nutzen, ohne zu fragen und zu deuten.
Dieses Tun, so jeden Tag leben und handeln, meint Ostern feiern, bedeutet seiner Auferstehung vertrauen, ist innigste Liebe zu unserem Schöpfer. Wenn wir Christen in diesen Tagen hören und singen: ER ist auferstanden – dann heißt das: ER lebt und ist da, wo und wie wir leben, und dort unter uns stirbt er auch. Halleluja meint: ER lebt nach seinem Tod in und mit unserem Leben. Und dann kommt die entscheidende Frage an uns: „Und wie lebt Ihr?“ Das ist einzig Gottes Botschaft an uns, seine alles entscheidende Frage: wie ich mein Leben, mein Handeln und Tun begreife und wie ich meinem Nächsten zum würdigen Leben verhelfe. Vielleicht fragt einer: „Ist das wirklich christlich, wenn ich göttliche Auferstehung und meinen oft lächerlichen Alltag so eng miteinander verwebe?“ Ich bin da ganz sicher. Seine Auferstehung dürfen wir jeden Tag feiern, weil unser Gott ein Gott des Lebens ist, treu, liebevoll, versöhnend und barmherzig. Er ist immer bei mir, mit mir und bei allen die ihm vertrauen. Wenn wir Christen ehrlich und aus tiefer Freude und vollem Herzen singen: „Christ ist erstanden“, dann protestieren wir auch gegen Formalismus, Oberflächlichkeit, Uneinsichtigkeit und Härte, Unfrieden und mangelnde Versöhnungsbereitschaft. Denn davon ist Ostern und Auferstehung weit weg. Ostern ist das Fest meines ehrlichen und wirklichen Lebens, und das 365 Tage im Jahr.
Ihnen einen gesegneten Sonntag – mit Sicherheit mit Ihm. Ihr Arthur Springfeld, Diakon