OSTERN findet statt! (Hompage der Pfarrgemeinde St. Anna Verl)
„Frohlocket, ihr Chöre der Engel, …… !„ Über 30 mal habe ich
das in der Osternacht schon gesungen, manchmal ist mir dabei fast die Luft
ausgegangen. Dieses Jahr wird das nichts, denn die Gottesdienste in der Kirche
fallen zu Ostern aus. Und dabei könnte ich dieses Jahr das „Exsultet“ aus besonders
frohem Herzen singen. Natürlich ist das „Sch……“, was in diesen Tagen um uns
herum passiert. Gruselig, wenn Angehörige keinen Abschied nehmen können, nicht
mehr beim Sterben der Lieben deren Hand halten. Kein dankendes, kein
versöhnendes Wort mehr austauschen können ist schlimm. Und die vielen
Existenzen, die bedroht sind, furchtbar. Kein Kindergarten, keine Freunde
treffen, keine Schule – ok, das können die meisten Schüler aushalten, für die
Abiturienten ist es eher schwierig. Viele Menschen gibt es, die wahrscheinlich
ihren Job verlieren, mit allem, was da dranhängt. Und so viel
Perspektivlosigkeit.
Warum ich trotzdem „Frohlocken“ möchte?
Es gibt für mich so viele Gründe. Ich lebe noch!
In unserer Großfamilie ist bisher niemand betroffen.
Klopapier und Mehl haben wir genug, auch ohne hamstern.
Wenn um 19.30 Uhr der Wecker klingelt und meine Frau und ich, und wer von der
Familie dazu kommt, gemeinsam beten und dabei die vielen Katastrophen in den
Blick nehmen. Neuerdings gibt es bei uns eine „Familienrudelgruppe“ bei
WhatsApp. Über 20 Geschwister, Partner, Nichten und Neffen gehören dazu. Nie
war unsere Familie so eng verbunden.
Und dann – keine Caritastermine für meine Frau, keine Gottesdienstvorbereitung oder
Predigtplanung, keine Hochzeitstermine oder Taufgespräche, obwohl wir das
eigentlich gerne machen.
Mein Garten sieht endlich mal wieder (fast) super aus.
Täglich telefonieren wir mit andern Freunden und Bekannten.
Ok, und das Wetter passt auch.
Das Christentum gibt es seit über 2.000 Jahren. Wahrscheinlich ist bei Pest und
Pocken auch schon mal der Ostergottesdienst ausgefallen. Wir können heute wenigstens
die Messe aus Wien oder den Gottesdienst in der evangelischen Kirche im TV sehen
und hören. Großartige Menschen, denen man da begegnet.
Einverstanden, wenn es einen selbst, oder jemand aus der Familie oder dem
Freundeskreis erwischt, wird’s doch ganz schön düster, das tut sehr weh. Aber
hat es andere nicht noch bösartiger getroffen? Im Mittelmeer, in den Lagern in
Griechenland, der Türkei oder Syrien? Oder in den Ruinen von Kundus, oder den
Slums von Calcutta?
Den Virus werden wir besiegen – keine Frage. Das schaffen wir! Aber besiegen
wir auch unsern Egoismus und unsere Gier?
Können wir es schaffen, diese Hilfsbereitschaft, diese Nächstenliebe, diese
Nähe zur Familie und zu Freunden zu bewahren? Oder wird der Vorrat an Klopapier
die Messlatte bleiben?
Die Welt und das Miteinander werden sich nach der Krise bleibend verändern,
aber ich hoffe, dass ich dennoch noch oft mein „Frohlocket“ singen kann.
Mit Gott an der Seite, und seinen Vorgaben im Herzen und im Tun, wird alles
gut.
Ihnen und allen für die Sie beten, an die Sie denken, die Sie mögen (den andern
auch), Ihrer ganzen Familie, wünsche ich ein gesegnetes Osterfest.
Denn der Herr ist immer da, denn er ist wahrhaft auferstanden. Halleluja –
Frohlocket!
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)