24.12.09 „Schwäche darf man verschenken!“

Wort zum Sonntag 24.12.09 „Schwäche darf man verschenken!“

Es gibt in manchen Ländern eine Weihnachtssitte, einen Ravi an die Krippe zu stellen, eine Person, ohne Geschenke, mit hoch erhobenen Armen, die nichts anderes tut als ihrer Begeisterung durch Staunen Ausdruck zu verleihen. Die Hirten bringen ihre Gaben, die Könige kostbare Geschenke und der Ravi steht mit geöffneten leeren Händen vor dem Kind und staunt.

„Ähnlich wie der kleine Junge der neugierig und gespannt zuschaut, wie sein Großvater an einer mächtigen Krippenfigur schnitzt. Andere Figuren stehen schon fertig auf dem Tisch. Der Junge wird ein wenig müde vom Zuschauen und legt seinen Arm auf die Tischkante, den Kopf ebenfalls.

Auf einmal merkt er, wie all die Gestalten lebendig werden. Ganz erstaunt stellt er fest: „Ich kann mit ihnen reden!“ Auf einmal sind die Hirten, Könige, Maria und Josef nicht mehr klein und er nicht mehr groß. Es ist gerade so, als ginge er mitten unter ihnen umher, ohne aufzufallen. Und

so geht er mit ihnen, in den Stall von Bethlehem hinein. Auf einmal steht er vor der Krippe, und das Jesuskind schaut ihn an. Plötzlich bekommt der Junge einen Schreck, Tränen steigen ihm in die Augen. „Warum weinst du denn?“ fragt das Jesuskind. „Weil ich dir gar nichts mitgebracht habe.“ Das Kind erwidert: „Ich will aber gerne etwas von dir haben.“ Da wird der Junge rot vor Freude und stammelt: „Ich will dir alles schenken, was ich habe.“ „Drei Sachen hätte ich gerne von dir“, sagt das Jesuskind. Aber da fiel ihm der Junge ins Wort: „Meinen neuen Mantel, meine Eisenbahn, mein schönstes Buch?“ Doch das Jesuskind schaut ihn an. „Das brauche ich nicht. Ich will von dir etwas anderes haben.“ „Was denn?“ fragt der Junge erstaunt. Leise, so dass es niemand anders hören kann, sagt das Jesuskind: „Schenk mir deinen letzten Aufsatz!“ Der Junge erschrickt. „Jesus“ stottert er ganz verlegen und und flüsterte: „Da hat doch der Lehrer darunter geschrieben: Nicht genügend!“ Doch das Jesuskind erwidert: „Eben deshalb will ich ihn haben.“ Der Junge kann das nicht verstehen. „Aber warum denn?“ fragt er. „Du sollst mir immer das bringen, wo „nicht genügend“ darunter steht. Versprichst du mir das?“ sagt Jesus. Auf einmal überzieht ein Leuchten das Gesicht des Jungen. „Ja, sehr gern.“ „Aber ich will noch ein zweites Geschenk von dir“, sagt das Jesuskind. Hilflos schaut ihn der Junge an. „Was denn?“ „Deine Frühstücktasse!“ Wieder erschrickt der Junge. „Aber die ist doch heute Morgen zerbrochen!“ entgegnet er. Wieder schaut ihn das Jesuskind an. Gerade so, als ob er bis hinein in die Seele des Jungen sehen könnte. Langsam sagt es: „Du sollst mir immer das bringen, was du im Leben zerbrochen hast. Ich will es wieder heil machen. Gibst du mir auch das?“ Der Junge nickt. „Aber nun, mein dritter Wunsch“ sagt das Jesuskind. „Du sollst mir auch die Antwort bringen, die du deiner Mutter gegeben hast, als sie dich fragte, wie die Tasse kaputt gegangen ist.“ Da legt der Junge die Stirn auf die Kante der Krippe und weint bitterlich. „… ich … ich“, so bringt er unter Schluchzen heraus, „ich habe die Tasse umgestoßen. In Wahrheit habe ich sie absichtlich auf die Erde geworfen.“ Wieder schaut ihn das Jesuskind an. Kein Ärger, kein Vorwurf, kein Schimpfen ist in diesen Augen. Nur Liebe, verstehende, helfende und heilende Liebe. „Du sollst immer alle deine Lügen, deinen Trotz, alles Böse was du getan hast, zu mir bringen“, sagt das Jesuskind. „Und wenn du zu mir kommst, dann will ich dir helfen. Ich will dich annehmen in deiner Schwäche. Ich will dir immer vergeben. Ich will dich an deiner Hand nehmen und dir den Weg zeigen. Willst du dir das schenken lassen?“

Und der Junge schaut und hört und staunt. Und zum ersten Mal fühlt er, dass Weihnachten mehr ist als Geschenke. Langsam formen seine Lippen: „Danke, Jesus. Danke, ich will dir alles bringen, was ich nicht fertig bekomme. Ich will dir alles bringen, was ich zerbrochen habe. Ich will dir alles, was ich falsch mache, bringen.“ Jesus spricht: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen, ich werde ihn in meine Arme nehmen und es wird alles gut!“

Der Ravi und der kleine Junge geben mir eine leise Ahnung von dem was Weihnachten passiert. Ihnen, Ihrer Familie, Ihren Freunden aber auch denen, die Sie nicht leiden können, wünsche ich ein gesegnetes Weihnachtsfest.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)


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