Wort zum Sonntag 22.08.09 „Ursula statt Barbara“
Ursula statt Barbara. Diese Entscheidung musste ich vor langer Zeit mal treffen. Ok, früher sah ich gut aus, es gab auch noch Annemarie und Magdalene und ….. J. Aber dann habe ich mich schnell für Ursula entschieden, ohne Rücksicht auf Gewicht, politische Einstellung und Vermögen. Die inneren Werte waren entscheidend. Eine gute Entscheidung, eine richtige Entscheidung, denn mit Ursula bin ich schon 39 Jahre, meistens glücklich verheiratet.
Man denkt kaum drüber nach, aber es vergeht keine Minute in der man sich nicht entscheidet, nicht wählt; Lesen oder Fernsehen, Gas geben oder bremsen, Kartoffeln oder Nudeln, sündigen oder beten. Meistens können wir wählen zwischen wenigen oder vielen Alternativen. Zwischen unterschiedlich guten oder aber auch zwischen verschiedenen Übeln. Wer sich nicht entscheidet, wer nicht wählt, gibt sich auf und hat schon verloren. In der Bibel steht nicht viel über das Wählen. In der Apostelgeschichte werden Personen in den Kreis der Apostel gewählt, und bei Lukas sagt Jesus zu Martha: „Maria (Magdalena) hat das Bessere erwählt“. Sie hat richtig entschieden. Sie hat sich entschieden zwischen einem wohl sehr freizügigem Leben und der Anhängerschaft Jesu. Bei Jesaja heißt es noch: „Siehe, ihr seid aus nichts, und euer Tun ist auch aus nichts; und euch wählen ist ein Greuel!“ und im Römerbrief von Paulus: „… sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber nach der Wahl sind sie Geliebte ……..“. Soviel zum Wählen in der Bibel. Parallelen zur heutigen Zeit sind sicher zufällig. Aber stellen Sie sich doch trotzdem mal vor, man müsste zwischen Peter und Paul wählen. Der eine, das Fundament, der Fels unserer katholischen Kirche und obwohl Petrus Jesus jämmerlich verraten hat, hat Jesus trotzdem auf ihn gesetzt. Eine lange Reihe folgte ihm mit vielen guten Päpsten, aber auch Perioden, die uns nicht stolz machen können. Trotzdem hört man oft Stimmen aus den vielen evangelischen Kirchen, die uns zumindest darum beneiden, dass durch den Papst die weltweite Einheit der Katholiken gewährleistet wird. Der andere, Paulus, hat jahrelang die Christen verfolgt, war Zeuge der Steinigung von Stephanus und wurde dann, nach seiner Bekehrung, ein glühender Verehrer der Sache Jesu. Ohne die faszinierenden Schriften, Briefe und Berichte des Paulus, gefüllt mit religiösen Feinheiten, Anweisungen und Hilfen, wären alle christlichen Kirchen ein großes Stück ärmer. Manche Historiker sagen, ohne Paulus gäbe es kein Christentum. Wen soll man da favorisieren? Wer ist der wirklich Bessere? Wer kann uns helfen das Leben menschlicher und gerechter zu machen? Beide wurden laut Zeugnis der Bibel für ihre Überzeugung umgebracht. Das kann nicht die Lösung sein! Die Katholiken stehen da wahrscheinlich mehr auf Petrus, den Gottesleugner, aber auch Fundament unserer Kirche – bis heute. Paulus steht möglicherweise den Protestanten näher, hat die frohe Botschaft für die Menschen für uns hilfreich interpretiert, hat sie uns zugänglicher gemacht als Hilfe zum Leben. Gerne möchte ich mich nicht entscheiden zwischen Petrus und Paulus. Der eine wäre ohne den Andern nur halb. Sie gehören zusammen, so wie wir ihr Fest auch zusammen feiern. Es hat gedauert, aber man kann sich auf beide verlassen, es hat gedauert, aber sie sind uns Vorbild geworden. Gott braucht beide um uns zu lehren unsere Unzulänglichkeiten anzunehmen, er braucht beide, damit wir unsere Stärken suchen und erkennen. Entscheiden zwischen Petrus und Paulus – niemals! Müssen wir auch nicht! Dennoch muss man sich das ganze Leben entscheiden. Täglich und immer wieder. Nicht entscheiden, nicht wählen, alles so nehmen wie es kommt ist das Schlimmste. Gott will dass wir unser Leben gestalten, dass wir aktiv mitwirken an der Entwicklung der Schöpfung. Dass wir das Gute vorantreiben und die Situation aller Menschen auf der Erde verbessern. Nichtwählen, Nichtmitentscheiden passt nicht zur Verantwortung eines Christen. Aber was soll ich wählen, zwischen welchen Angeboten oder Alternativen soll ich mich entscheiden. Da ist unser Verstand, unsere Erfahrung, sind unsere Kenntnisse gefragt, sicher auch unser Gefühl für Wahrheit und Ehrlichkeit. Und wenn dann die Entscheidung ganz schwer ist, wenn ich mich belesen, schlau gemacht und das Gespräch auch mit Anderen gesucht habe, wenn ich dann ganz still werde und Gott um Hilfe bitte, dann kann meine Entscheidung zunächst nur richtig sein. Denn wenn ich Gott um Hilfe bitte, wenn ich seine Nähe suche, wenn ich ihm Platz in meinem Leben gebe und mit ihm mein Leben gestalte, dann habe ich den Richtigen Teil schon erwählt, dann habe ich an der Stelle richtig entschieden. Ihnen wünsche ich immer, die Fähigkeit das Gute vom Schlechten zu unterscheiden, das Talent das Bessere zu erkennen und mit Gottes Hilfe den Mut, dann das Richtige zu wählen, in diesen Tagen und immer wieder.
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)