Wort zum Sonntag – 14./15.02.09 „Yes, we can!“
So haben sich viele das nicht vorgestellt. In der Wirtschaft geht es nicht weiter aufwärts sondern abwärts. Politische Entscheidungen passieren nur in Trippelschritten. Der Heilige Geist war immer noch nicht in Rom. In den Kirchengemeinden erlebt man oft immer noch konservative Bremser und fehlende heilmachende Freiheit und bei manchen Verantwortlichen wenig frohmachenden Glauben. Anstelle von wachsendem Frieden und gelebter Geschwisterlichkeit eskaliert die Gewalt in Israel und Palästina. Trotz aller Bemühungen werden die Kirchen nicht voller, sondern leerer. Wegen undefinierbarer Zukunftsängste gibt es in vielen neuen Familien kaum oder keine Kinder.
Viele Menschen haben lange geglaubt (gewünscht habe ich mir das auch), es würde alles viel schneller gehen, das Miteinander würde besser und die Betonköpfe würden endlich aufgeben. Das ganze System scheint krank zu sein. Krankheiten erkennt man mit professionell geübtem Blick an ihren Symptomen. Das zeichnet einen guten Arzt aus. Ungeduld ist so ein Symptom, noch keine körperliche Krankheit, aber ein Symptom, das das Leben eines Menschen ziemlich beeinträchtigt. Es gibt vermutlich jede Menge Faktoren – vielleicht auch genetisch bedingt, die dafür verantwortlich sind, ob ich in Ruhe und Gelassenheit nach vorne und in die Zukunft schauen kann, ob ich die Signale des Wandels am Horizont erahne oder erblicke. Wer keine gesunde Vision hat, wer kein Vertrauen mehr in eine gute Zukunft haben kann, wer nicht mehr glauben kann, dass das Wetter nächste Woche vielleicht besser wird, dass in den Herzen von Menschen ein Wandel geschieht, dass der Heilige Geist wirkt wann und wo er will, dem bleibt nur das Heute. Heute muss dann alles passieren und zwar am Besten so butz. Geduldig zusehen wie eine Sache so wächst und sich entwickelt, dazu bleibt dann keine Zeit. Die wirklichen Wurzeln der Ungeduld liegen in der Hoffnungslosigkeit. Wenn es mir schlecht geht und ich keine Hoffnung mehr habe, kann ich nur den Kopf hängen lassen. Wenn es mir gut geht und ich keine Phantasie habe, dass es noch besser werden könnte, dann kann es nur bergab gehen. Viele Menschen, auch Christen, leben so: Lasst uns heute fröhlich sein und feiern, essen und trinken, Party ohne Ende, morgen sind wir vielleicht schon tot. Wer keine Hoffnung auf eine gute Zukunft erkennen kann oder will, wer von morgen nichts mehr erwartet, auf was sollte so jemand auch warten? Worauf sollte er sich freuen? Die viele Hektik, Unrast und Ungeduld unserer Tage, auch viele Erkrankungen sind sehr häufig ein Symptom für nichts anderes als nackte Hoffnungslosigkeit.
Der von allen Konfessionen geschätzte Paulus ist es, der den Durchblick hat und die Zusammenhänge erkennt. Er ist wie ein guter Arzt, der die Symptome deuten kann. Und er hat auch eine Lösung, ein Rezept gegen diese Hoffnungslosigkeit, keine Pillen, keine Chemie, etwas alt Bewährtes und Wirkungsvolles bietet er uns an: Die Schrift ist es, die Bibel, die Frohe Botschaft. Und wenn Paulus von Bibel spricht dann meint er die Psalmen und die Berichte und Geschichte Gottes mit den Menschen. Die alle aufgeschrieben wurden für uns, damit wir Trost finden, getrost durchs Leben gehen dürfen, immer in dem Bewusstsein, dass Gott mit uns geht. Aufgeschrieben, damit wir Hoffnung haben. „Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil, denn Du bist bei mir!“ „Du führst mich hinaus in die Weite, Du machst meine Zukunft hell“. Vorsicht, nicht so schnell, das Ganze bitte nochmal lesen und ganz langsam. Verstanden? Da steht nicht, Ruhe bewahren und abwarten und beten, Gott macht das schon. Da steht nicht „Lass man kommen, wird schon werden!“ Ärmel aufkrempeln ist hier gefragt, kräftig anpacken, auf den Weg machen, neue Wege versuchen, andere Menschen ansprechen und begeistern, nicht schnell aufgeben, nach dem Hinfallen wieder aufstehen – dann und nur dann wird Gott auch seinen Anteil dazu tun. „Yes, we can!“ Das ist nicht nur hoffnungsvoller amerikanischer Wahlkampf, das ist das Motto aller, die mit Gott im Bunde stehen. Wir – Gott und Du und ich – Wir haben seine Zusage, dass er ein Gott der Lebenden ist. Gott will, dass es uns gut geht, dass wir optimistisch nach Vorne schauen, dass wir die Zukunft anpacken und gestalten für uns und unsere Kinder. „Ich bin bei Euch, alle Tage!“ Unserem Gott dürfen wir vertrauen und ihm viel zutrauen, denn Gott hält sein Versprechen, damit wir Hoffnung haben.
Ihnen und Ihren Familien einen gesegneten Sonntag. Es wird ein guter Tag!
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)