Wort zum Sonntag, 27.09.08 „Wer nicht fragt bleibt dumm!“
Natürlich kann und will ich das nicht beweisen, aber ich glaube, nach „Mama“ ist das zweite Wort das Kinder lernen „Warum“. Manchmal fragen Kinder einem Löcher in den Bauch. „Warum ist Eis so kalt?“ „Warum soll ich aufräumen, wenn ich es doch gar nicht will?“ „Warum kommt uns Opa aus dem Himmel nicht besuchen?“ Warum dies und warum jenes. Kinder fragen soviel, dass einem manchmal nichts mehr einfällt, und man hofft manchmal, dass sie mal „die Luft anhalten“, mal Pause machen mit der Warum-Fragerei. Das ist ein Wunsch, der hoffentlich nie in Erfüllung geht. Es wäre furchtbar und schlimm, wenn die Fragen aufhören. Erinnern Sie sich noch an den Hit aus der Sesamstrasse? „Wieso, Weshalb? Warum? Wer nicht fragt bleibt dumm!“ Lehrer für manche Schüler möchte ich auch nicht sein, versuchen sie mal jemandem was zu erklären, der keine Fragen hat. Wenn die Klasse „Null Bock“ hat, kein Interesse und keine Fragen kommen – stell ich mir gruselig vor. Wo jemand keine Fragen mehr hat, gehen alle Antworten ins Leere. Ok, ich kann was aufdrängen, einpauken, aber wirklich geben kann ich ihm nichts. Vielleicht wirken auch viele Antworten, die wir in Glaubensfragen geben deshalb unpassend oder wie aufgedrängt, weil die Gemeinde nicht danach fragt. Und ist es manchmal nicht auch umgedreht? Wir fragen den Nachbarn oder Arbeitskollegen: „Wie geht’s?“ und warten die Antworten gar nicht ab. Wir präsentieren Fragen und Antworten, weil sie jetzt gerade dran sind. Wenn nicht gerade ein spezieller Gottesdienst ist, interessiert Niemanden die Fragen der Kinder. Den 14 und 15jährigen wird – weil es dann dran ist – in der Firmvorbereitung der Geist näher gebracht (oft von ganz toll engagierten Ehrenamtlichen), obwohl sie mehrheitlich nicht danach fragen und eigentlich ist es kein Wunder, wenn wir viele kaum wiedersehen. Wir können Glauben nur weitergeben, wo jemand auch danach fragt und das geschieht seit tausenden von Jahren von Eltern und Großeltern zur nächsten Generation. Für diese Fragen müssen wir nur immer wieder neu sensibel werden, sie vielleicht herausfordern und dann Antworten geben auf die wirklich brennenden Fragen. Ich kenne ganz tolle, wissenschaftlich fundierte Antworten (auch aus dem Vatikan) auf Fragen die keiner gestellt hat und keiner zum Leben braucht. Manchmal ist ein ehrliches „Weiß nicht“ oder „bin unsicher“ hilfreicher. „Gebt denen eine ehrliche Antwort, die euch nach der Hoffnung fragen, die euch trägt“, heißt es sinngemäß in der Bibel(Petrusbrief). Und mit dieser Aufgabe ist nicht allein der Pfarrer beauftragt oder der Pastor, die das ja gelernt haben sollten, nein jeder Christ, Du und ich sind damit gemeint. Natürlich ist dazu notwendig, dass ich das auch kann, dass ich von der Hoffnung, die mich erfüllt und froh macht auch Rechenschaft, Zeugnis ablegen kann. „Seht, wie sie einander lieben“, heißt es an anderer Stelle. Damit sind nicht Frau und Mann gemeint, nein jedem Christen soll man die Freude an seinem Glauben auf Anhieb ansehen, damit man den Grund unserer Hoffnung erkennt. Das bedeutet, sich mit seinem eigenen Glauben auch auseinandersetzen. Das bedeutet selber Fragen zu haben und diese auch zuzulassen. Das bedeutet mit Mitchristen ins Gespräch kommen, damit ich eine Festigkeit und Tiefe in meinem Glauben erreichen kann, wo eine hilfreiche Antwort möglich ist. Bei den kleinen Kindern und Enkelkindern werden wir da oft maßlos überfordert bleiben, denn deren „Warum“ kann uns ganz schön in die Enge bringen, und der Verweis auf die Lehrer oder den Pastor helfen bestenfalls kurzfristig. Das ist seit tausenden von Jahren so, aber das Weitersagen unserer Hoffnung ist in heutiger Zeit eine besondere Verantwortung vor der jeder Christ steht. Die Verantwortung für die Weitergabe unseres Glaubens tragen wir alle. Und wenn wir diese Verantwortung neu entdecken, wenn unser Wunsch und unser Ringen nach tragbarem frohmachenden Glauben neu in den Mittelpunkt unseres Denkens gerät, dann wird unser Leben besser gelingen. Durch unseren gelebten Glauben könnten wir dann vielleicht auch bei Menschen, gleich welchen Alters, ganz neue Fragen wecken, wobei die Fragen unserer Kinder uns auch zukünftig weiter an unsere Grenzen bringen. Fragen Sie am Sonntag doch mal Ihren Kirchenbanknachbarn warum er so froh schaut, oder warum er es nicht tut? Dann aber auch zuhören!
Ihnen und Ihren Familien einen gesegneten Sonntag
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)