An alle frisch gewählten, bzw. schon seit längerem Mitglieder in den wichtigsten Gremien unserer Kirchengemeinden.
Zunächst herzlichen Glückwunsch für das Vertrauen, dass die wählenden Gemeindemitglieder in Euch (Sie) gesetzt haben.
Eigentlich müsste größte Panik unter den aktiven Mitgliedern sein, die sich an der Wahl beteiligt haben. Denn es geht um unsere Glaubensgemeinschaft, die auf der Intensivstation liegt und wo Überlegungen angestellt werden könnten, sie in ein Hospiz zu verlegen. (Sorry, ich bin Krankenpfleger).
Schön, dass auch einige sehr junge Kandidaten unter den zu wählenden waren.
Als Geschwister in Christus, bleibe ich jetzt mal beim Du.
Eigentlich ist das kein Glückwunsch hier – nein, ich wünsche mir Power, Einsatz, Vorbild, Kreativität – ok, und dann doch auch noch Glück.
Schon vor der Coronazeit spürte man, dass die Zahl der teilnehmenden Gottesdienstbesucher nicht nur weniger, sondern auch grauer, bzw. haarloser wurde.
Kinder traf man meistens nur, wenn ein spezieller Gottesdienst angesagt war und Jugendliche oft nur bei Beerdigungen und Seelenämtern. Und jetzt wird der verbleibende Rest verwaltet!?
Ich spüre jetzt schon, dass vorher engagierte Mitglieder in Gottesdiensten und Veranstaltungen sich mit Entschuldigungen zurückziehen und so „lebensspendende“ Gottesdienste zukünftig auch entfallen.
Ihr habt Euch für diese Wahl aufstellen lassen – und das ist gut so !!
Unsere Kirche ist nicht Rom, nicht der Bischof von Paderborn, auch nicht der Pfarrer (Diakon auch nicht), sondern Kirche sind alle, alle, die auf den Namen Jesu Christi getauft wurden.
Und wir sind es, die unsern Glauben leben wollen.
Christen waren es, die schon zu Jesu Zeiten und danach, zusammenkamen, um seine Botschaft zu besprechen, zu leben und weiterzugeben. Und seine Botschaft war „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe“. Das ist unsere Aufgabe, denn das ist sein Wille.
In den Eucharistiefeiern bekommen wir die Kraft, – wenn wir hingehen -, um selbst im Glauben zu bestehen, aber auch um diese Liebesbotschaft weiterzugeben. Denn das christliche Leben beginnt erst danach.
Es beginnt dann, wenn wir die Armen und Kranken besuchen.
Wenn wir Frieden und Versöhnung leben und stiften.
Wenn wir den Kindern in unseren Zusammenkommen einen Platz geben, den sie auch gerne einnehmen, wenn er sie mit Freude erfüllt.
Unser Glaube ist so voll mit Freude, mit Liebe, mit Hoffnung und Kraft, dass wir auch den Jugendlichen ein Angebot und einen Platz geben können, wo sie ihre Freude, ihre Sorgen und Hoffnung einbringen, beten und leben und feiern können.
Wenn Ihr jetzt, die ihr die Wahl gewonnen habt, diesen Auftrag und diese Last und Verantwortung schultert und ernst nehmt, wartet eine gigantische Aufgabe auf Euch, nämlich einen nachhaltigen Beitrag zu leisten, dass diese unsere Glaubensgemeinschaft wieder mit Leben und Liebe und Freude gefüllt wird.
Jesus ist nach der Wanderung müde und erfragt Hilfe, als er die Samariterin am Brunnen um Wasser bittet. Er beginnt den Dialog, indem Er bittet. Erst nachdem Er getrunken hat, beginnt er das Gespräch und spricht vom lebendigen Wasser. Jesus empfängt und gibt.
Wir Menschen hier, in ganz Deutschland, haben so viel empfangen, uns geht es so gut – wo ist unser Erbarmen? Was geben wir?
Und ich meine nicht nur die verhungernden Kinder im Jemen, während wir neue Kreuzwege und Messgewänder kaufen.
Ich meine nicht nur die wegen des Erdbebens heimatlosen Menschen auf Haiti.
Ich meine auch die alleinstehende alte Frau in der Straße, den Bettler vor EDEKA und die Flüchtlinge, die immer noch in runter gekommenen Unterkünften leben und an der deutschen Bürokratie scheitern.
Glaubt einer von Euch, dass unser Gott sich auch nur über ein neues Brokatgewand freut?
In allen Gemeinden gibt es tolle engagierte Christen, Frauen und Männer – auch unter den Jugendlichen, auch wenn wir sie nicht jeden Sonntag sehen. (Messdiener nicht vergessen)
In allen Gemeinden gibt es Gruppen, die gutes auf die Beine stellen, mit viel Kraft und Liebe.
In allen Gemeinden wird an den Sonntagen von Einigen eine ordentliche Spende gegeben
(nicht, wenn für die Pfarrgemeinde gesammelt wird), wenn es um Adveniat oder Misereor geht.
Alles lobenswert – weitermachen!
Aber was uns auch kaputt gemacht hat, ist – nicht nur der Missbrauchsskandal oder Personen wie Kardinäle, die sich Paläste bauen oder das Kirchenvolk ignorieren, nein uns hat auf die Stufen zum Hospiz gebracht, dass uns der Glaube keine sichtbare Freude macht.
Und Glaube als Pflicht ist Sch…….
Der und geschenkte Glaube ist so reich, er macht so froh, er tut gut, er heilt tiefe Wunden und schenkt uns ein wunderbares Ziel.
Das zu erkennen, das zu vermitteln, das zu wollen, das zu feiern, das zu leben – da müssen wir wieder hin.
Unser Gott, auf den wir getauft sind, für den ihr euch in diesen Tagen habt aufstellen und wählen lassen, von dem wir uns haben berufen lassen, dieser Gott braucht uns Menschen, um seine Botschaft zu leben und zu verkünden.
Unsere Kirche, zu der ich mich trotz allem gerne zähle, braucht jeden von uns.
Aber Frohe Botschaft muss nicht nur gepredigt, sie muss auch gelebt werden – auch für Kinder und Jugendliche. Kinder zahlen nicht nur unsere Rente – Kinder und Jugendliche müssen auch unsere Kirche retten.
Darum lasst uns endlich unsern Glauben feiern, im Gottesdienst, im Miteinander, mit den Fremden und mit den Alten.
Auf einer guten Feier kann man die Freude nicht nur sehen, man kann sie auch hören, diese Freude trifft einem ins Herz.
Und wenn wir diese Freude dann nicht bei uns behalten, wenn wir sie weitergeben, dann werden auch die Kinder und Jugendlichen neugierig, dann wollen auch sie mitfeiern.
Das ist die eigentliche Aufgabe der neuen Gremien (ok, der KV soll sich primär ums Geld kümmern – aber auch um das Teilen).
Ein gelebter und erfahrener Glaube der sichtbare Freude macht, muss als oberstes Ziel aller Aufgaben gesetzt werden.
Und die dabei erlebte Freude, wird Kraft schenken, auch den 2. und 3. Gang einzulegen – Automatik gibt es bei Kirche noch nicht.
Wie sagte Papst Johannes XXIII vor über 60 Jahren?
„Aggiornamento“ – lasst endlich frische neue Luft rein.
Ist kaum passiert, darum an Euch alle: AGGIORNAMENTO!
Euer Mitglaubender, Mitleidender aber auch Mitkämpfender,
Arthur Springfeld (Diakon) aus der schönen Sürenheide