1. ADVENTSONNTAG – 28.11. 2021 C
Liebe Schwestern und Brüder! Liebe Freunde von Jesus!
Schon wieder Adventszeit? Und – wofür das Ganze? Was bringt uns das?
Advent – so haben wir gelernt – das ist die Feier der Ankunft Gottes in unserer Welt.
Und? Habt ihr schon mal in den Spiegel oder in den Perso geschaut?
Wann erwartet ihr die Ankunft Gottes? Ganz konkret höchstpersönlich?
Wann rechnet ihr mit dem Ende der Wartezeit?
Die zweite Ankunft Gottes, das Ende der Welt, müssen wir ja schon – zu Recht – mit unserem eigenen Ende gleichsetzen.
Adventzeit – das ist also nicht nur die Zeit, vier Wochen vor Weihnachten – und das wars.
Adventszeit, das ist eigentlich unsere ganze Lebenszeit – Warten auf Gott.
Dieser Gedanke bringt vielleicht ein bisschen mehr Ernst in unser Leben – ohne, dass wir deswegen die Freude verlieren müssten.
Dieser Gedanke nimmt aber doch auch dem Tod eine ganze Menge seiner Grausamkeit:
Denn wenn unser Leben ein großer, langer Advent ist – dann ist unser Tod das große Weihnachtsfest, dass Fest der wirklichen Begegnung mit Gott.
Halleluja singt ihr jetzt nicht! Ganz schön bedrohlich vielleicht und Angst machend, was dieser Diakon hier heute an diesem 1. Advent sagt. Muss das wirklich sein?
Und genau das war auch der Gedanke, der mir kam, als ich diese Predigt geschrieben habe: So viele lange Jahre Advent, lebt doch heute keiner bewusst.
Unser Leben ist doch – Gott sei Dank – viel unbeschwerter, viel leichter und lebensfroher.
Im Grunde geht es uns doch nur gut, sehr gut. Ängste, Nöte und Leid sind nicht wirklich jeden Tag da. Die meisten hatten eine unbeschwerte Kindheit – und manchmal geht diese Kindheit fast ein Leben lang nicht zu Ende.
Ach ja – und Geld haben wir eigentlich auch genug.
Das Gegenteil zu unserm Leben, ist heute aber unsere oft vollkommene Hilflosigkeit, mit der wir dem Tod begegnen – dem Tod anderer und auch unserem eigenen Tod.
Darüber spricht man nicht, – vor allem nicht mit Schwerkranken und Sterbenden.
Der Tod wird weggeleugnet, weggeschwiegen, übermalt, verdrängt.
Die Leichtigkeit unseres Seins, in dem wir leben, gibt dem Tod eine Schwere, die uns fast erdrückt. Und dann kommt noch Jesus und sagt:
Seht euch vor, und bleibt wach! Was ich Euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!
Dieser Jesus – unser Gott, ist in aller Armut im Stall geboren, er war als solcher nicht wirklich zu erkennen.
Die Hirten mussten sich auf die Suche begeben, sich ihre Augen durch den Engel öffnen lassen.
Die Könige aus dem Morgenland hatten eine sehr lange Strecke zurückzulegen, um zum menschgewordenen Gott zu gelangen.
Und ihr? Macht euch doch auch endlich auf den Weg! Sucht unsern Gott! Heute noch!
Begegnet Ihm hier: In der Gemeinschaft der Mitbetenden in unserer Eucharistiefeier.
Oder sucht ihn in anderen Sakramenten, in denen Gott zwar verborgen, aber voller Sehnsucht auf euch wartet!
Findet doch unsern Gott in der Armut dieses kleinen Stückchen Brotes.
Begegnet doch unserm Gott in den Menschen, die arm geworden sind, arm an Gefühlen, an Liebe, an Hoffnung, und sehr oft auch an Brot.
Begegnet doch unserm Gott in den Flüchtlingen, die bei uns wohnen und „Gott sei Dank“ nicht im Mittelmeer abgesoffen sind. Macht euch doch endlich auf und geht den Weg.
Geben euerm Leben doch den Ernst der Gottsuche, auch im Alltag.
Macht doch euer Leben endlich zu einer echten Adventzeit.
Dann kann es auch zu Recht heißen:
Freut Euch: Weihnachten kommt bald. Amen.