04.05.08 „Von den Karnickeln lernen!“

Wort zum Sonntag 04.05 08 – „Von den Karnickeln lernen!“

Wie die Karnickel hießen, weiß ich auch nicht mehr, wir hatten zu viele. Aber mehrfach hätte ich fast einen Herzinfarkt bekommen. Und Angst hatte ich, Angst, dass sie auf die Strasse laufen, wer mag schon platte Kaninchen. Und was hätten die Kinder mir für Vorwürfe gemacht, musste ohnehin manches Kaninchen im Laufe der Jahre beerdigen – schlimm genug. Hab sie aber immer wieder eingefangen, rechtwinkelig um die Ecke können die Viecher laufen, hat denen aber nichts genützt. Und dabei hatte ich einen professionellen Laufstall gebaut, geschraubt, geleimt, ummantelter Draht und Futterklappe oben. Sie hätten es so gut haben können, aber nein – unter dem Stall durch haben sie sich einen Gang gegraben, gewühlt. Unter dem Stall durch sind sie abgehauen. Es war natürlich kein Boden drin, warum auch, wer ahnt denn schon so was? Alles war stabil, alles war dicht – aber wenn der Stall keinen Boden hat, gibt es für Karnickel scheinbar einen ganz einfachen Weg aus ihm heraus. Und das ist nicht nur bei Karnickelställen so. Sie können dicke Mauern errichten, alles mit Vorhängeschlössern absichern, Edelstahlriegel anbringen, Betondeckel drauf – ohne einen Boden gibt es immer einen Weg raus. Aber, aber natürlich, so schlau bin ich jetzt auch – es gibt dann auch einen Weg nach drinnen. Wo kein Boden drin ist kann ich ohne große Schwierigkeiten natürlich auch nach innen gelangen. Der nächste Gedankenschritt ist einfach nur konsequent. Viele kennen Geschichten, selbst schlechte Witze über die gut bewachte Himmelstür, eng soll sie sein. Da ist von Petrus und einem gewaltigen Schlüssel die Rede, nur mit dem ist das Himmelstor zu öffnen, kaum einer wird da rein gelassen, sagt man (glaube ich nicht). Als wenn um den ganzen Himmel eine riesige chinesische Mauer gebaut wäre und es nur einen Weg, nur eine enge Tür gibt und die normalerweise auch noch verriegelt ist. In diesen Tagen bei Himmelfahrt und beim Nachdenken über das Wort zum Sonntag, musste ich immer an den alten Karnickelstall denken. Ich will es ja nicht übertreiben, aber das Bild gefällt mir einfach richtig gut, hat doch was. Versuchen Sie es doch mal, machen sie es doch mal wie die Jünger, schauen sie einfach mal wie sie nach oben! Starren sie doch mal ganz intensiv wie sie zum Himmel! Sehen Sie da Balken oder Zäune oder Türen oder sogar Mauern? Vielleicht sind meine Augen ja nicht mehr ganz gut (weitsehen kann ich eigentlich), vielleicht gibt es das ja alles tatsächlich – auch die Tür (steht ja in der Bibel). Aber was ich nicht sehe, was ich nicht sehe das ist ein Boden. Einen Boden am Himmel sehe ich nicht. Der Himmel ist doch tatsächlich nach unten offen. Begreifen Sie das? Dämmert es Ihnen jetzt auch? Unsere Erde ist zum Himmel hin offen, ohne Draht, ohne Zaun, ohne Barriere. Geahnt habe ich das immer schon, aber spätestens seit Christus uns vorangegangen ist, seit er zum Vater in den Himmel aufgefahren ist wissen wir doch alle, es gibt einen Weg auch von unten nach oben, von hier auf der Erde, von meinem Platz aus, selbst von Verl aus direkt in den Himmel. Und für alle, die diesen Weg nicht sehen, die diesen Pfad nicht entdecken können, ist das spätestens seit Christi Himmelfahrt absolut auch kein Problem mehr diesen Pfad zu finden. Man braucht nicht mal ein Navigationsgerät, man könnte sogar blind sein. Christus nämlich hat diesen Weg vorbereitet, er ist uns den Weg vorrausgegangen, er hat die Wegweiser gesetzt – lesbar für jeden. Wir brauchen ihm nur zu folgen, immer hinter ihm her. Wenn wir auf seinen Spuren laufen, wenn wir die gleichen Wege gehen, die er gegangen ist, immer auf die Menschen zu, immer wohlwollend und hilfsbereit, wenn wir dem oder der Anderen liebevoll in die Augen schauen können – (fast)immer, dann macht es überhaupt keine Schwierigkeit den Weg zu finden, den er uns vorausgegangen ist. Einfach das tun, was Christus getan hat, die Not entdecken und handeln. Da anpacken, wo wir stehen und gebraucht werden und die Zeit sinnvoll nutzen, die wir haben, damit auch die Anderen, die noch da stehen und nur zum Himmel starren, wissen wo es lang geht, damit auch sie den Weg finden können. Denn der Weg und die Tür stehen für alle und jeden und ganz weit offen. Keine Mauern, kein Drahtgeflecht und keine Tore schließen irgend eine(n) aus. Wer Christus folgt, für den ist der Weg völlig frei, denn der Himmel ist zu Erde hin tatsächlich offen. Freut Euch und jubelt – denn der Himmel geht über allen auf.

Ihnen allen einen gesegneten Sonntag und einen weiteren mutigen Schritt auf dem Weg zum Himmel. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

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