Predigt Beerdigung Diakon Bringfried S. 28.08.32 -05.05.23
„Der Tod ist die uns zugewandte Seite jenes Ganzen, dessen andere Seite Auferstehung heißt“ Romano Guardini
Liebe Bärbel mit Großfamilie, liebe Mitbrüder im priesterlichen und diakonalen Dienst, liebe Freunde und Nachbarn von Bringfried, liebe Trauergemeinde. Ich habe es nur zwei Mal gehört, dass Bringfried sagte: „Ich will sterben!“, aber er hat es oft gesagt. Und das sagte er nicht traurig, sondern in Erwartung der Erlösung und eines Treffens mit unserm Herrn.
„Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden“ – so betet der greise Simeon, als er das neugeborene Jesuskind in seinen Händen hält und in ihm den Messias erkennt. Simeon steht an der Schwelle zum Tod, in gesegnetem Alter, am Ende eines langen Lebens.
Seine Lebensarbeit und Lebensleistung hat er längst hinter sich gelassen; nun – so heißt es – wartet er auf die Rettung Israels und darauf, dass er diesen verheißenen Retter persönlich sehen darf. Jetzt, als er ihn in Gestalt des Jesuskindes in Händen hält, kann er in Frieden sterben.
Nach einem langen Leben, erfüllt von einem tiefen Glauben an Gott, hat Bringfried am letzten Freitag sein Leben, an der Händen seiner Frau und seiner Kinder in die Hand Gottes gerne zurückgegeben.
Bringfried, vor über 90 Jahren in Liegnitz (Schlesien) geboren, ein Ort, der sein ganzes Leben seine wirkliche Heimat blieb, musste vor Kriegsende fliehen und fand ein Stück neue Heimat in Eisleben (Sachsen-Anhalt). Hier trat Bringfried nach eigener Entscheidung der katholischen Kirche bei.
Er hatte Dich Bärbel in Eisleben mit 15 Jahren durch die Jugendarbeit kennengelernt und 1955 geheiratet. In Eisleben wurde er auch Lehrer, hatte seine ersten Schüler, ist dann aber auf Grund seiner Ehrlichkeit und Abneigung gegen das DDR-Regime, 3 Tage vor dem Mauerbau mit seiner Familie incl. drei Kindern nach Westdeutschland geflüchtet und landete dann irgendwann hier in Stukenbrock.
Das war für alle hier eine gute Entscheidung. Bringfried brachte sich, trotz seines gesundheitlichen Handicaps überall ein, wo es notwendig war, oder wo er gebraucht wurde. Lange Jahre war er im Vorstand des Bundes der Vertriebenen. Er gründete mit anderen die Kolpingfamilie Stukenbrock und war natürlich aktives Mitglied in 2 Schützenvereinen.
Die Praxis der Ehevorbereitung im Dekanat wurde von ihm modernisiert und Jahre begleitet.
Seine Grundleidenschaft war das Lehrersein und seine Fürsorge für seine Schüler. Seine tiefe Begeisterung war seine Familie mit seinen vier Kindern. Die Freude wuchs immens, als dann auch noch 6 Enkelkinder und 2 Urenkel da waren, die er begleiten durfte und die an seinem Leben und seinem Wissen teilhaben konnten. Es gab kaum etwas, was Bringfried nicht wusste, er sammelte alle Informationen, die es über Stukenbrock und andere Interessenbereiche gab.
Dazu war Bringfried ein Christ mit tiefen, festverankerten Wurzeln. Er liebte seinen Glauben bis zuletzt und hielt fest an seiner Kirche, bei allem Ärger und Zorn, der ihn in diesem Zusammenhang auch bewegte.
1971 wurde Bringfried als einer der ersten Diakone unsere Diözese geweiht und prägte die weitere Entwicklung mit viel Ehrgeiz und großem Engagement. Lange Jahre war er durch seine Aufgabe als Diözesansprecher mit vielen wichtige Personen in Paderborn mitbrüderlich und freundschaftlich verbunden.
Gerne besuchte Bringfried mit der Krankenkommunion ältere Gemeindemitglieder, viele Kinder wurden von ihm getauft und manch einer auch auf dem letzten Weg begleitet. Bringfried war mit ganz viel Herzblut Diakon und hat den Glauben beispielhaft gelebt.
Wie Bringfried oft sagte, war seine „Schnauze“ sein Talent. Dieses Talent hat Bringfried oft zum Segen und zur Freude vieler, auf fast allen Begegnungen eingebracht.
Aber über allem stand immer wieder seine Frau und seine Familie. Es hat ihm so gutgetan, dass Du Bärbel immer, auch mit Hilfe eurer Kinder an seiner Seite standest und das bis zur letzten Minute seines Lebens. Ein tolles Geschenk und Danke für euer gutes Beispiel.
Wenn wir auch zu Recht traurig sind über den Tod von Bringfried, so dürfen wir, wie er selbst bis zum letzten Moment glaubte, auch glauben, dass sein begrenztes Leben verwandelt ist in ein Leben ohne Grenzen, ohne Leid und Behinderung.
Seine Auferstehung hat stattgefunden. Bringfried hat einen Platz bei Gott.
Denn unser Gott ist es, der alles Bruchstückhafte im Leben von Bringfried verwandelt, heilt und wieder ganz macht, weil Gottes Barmherzigkeit größer ist als alle Schuld.
Es hat ganz viele Dinge und Beziehungen in Bringfrieds Leben gegeben, die ihm gut, manche aber auch sicher nicht so gut gelungen sind.
Jetzt kann mit Gottes Hilfe alles zum Segen für ihn und für uns verwandelt werden.
Das Leben von Bringfried ist jetzt nicht wirklich weniger geworden, es ist nur aus unserem begrenzten Denken verschwunden und hineingegangen, in einen für uns jetzt nicht fassbaren Zustand, den wir Ewigkeit oder Himmel nennen.
In einen Zustand, wo wir glauben, dass der Mensch in seiner ganzen Größe, mit allen seinen Talenten und Stärken, aber auch Schwächen angenommen wird und zur Entfaltung kommt.
Das Leben von Bringfried ist nun geborgen in Gottes liebenden Hand, jetzt bis in alle Ewigkeit.
Wir können Bringfried jetzt direkt nichts mehr sagen, kein liebevolles, kein dankendes, aber auch kein versöhnendes Wort, – in Wirklichkeit begreifen wir alles nicht.
Aber unsere Verbindung kann lebendig bleiben aus dem Glauben an die Auferstehung heraus.
Diesen Glauben hat unser Bringfried in einer besonderen Weise gelebt und dieser Glaube hat ihn auch mit großer Hilfe durch sein Sterben begleitet.
Liebe Bärbel, Kinder und Kindeskinder, Deinem Bringfried, Euerm Vati und Opa geht es jetzt gut. Er wird auch weiter an Eurer Seite sein.
Er sieht Euch und hört Euch zu, denn er hatte Euch alle wahnsinnig lieb.
Danke für alles Bringfried!
Amen
Sehr geehrter Herr Springfeld,
unser Martin hat unmittelbar nach der Veröffentlichung der Predigt den Link verschickt, der auf diese Seite führt. Ich hatte Ihnen ja schon am Grab gesagt, wie beeindruckt ich von der Predigt war, die Ihnen persönlich alles abverlangt hat, was emotional möglich war.
Ich möchte noch einmal persönlich für alles danken, was Sie für unseren Vater getan haben und bin sicher, dass auch unsere Mutter weiterhin auf die Freundschaft von Ihnen und Ihrer Frau bauen darf.
Wir sind so froh, dass es Menschen wie Sie gibt.
Michael S.