11. Sonntag im Jahreskreis – 18. Juni 2023 „Alles umsonst“


Na – wer erinnert sich noch an den letzten Satz im Evangelium?
Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.

Alles umsonst!
„Ich hab mir solche Mühe gegeben…“, „Ich hab mich total rein gehängt…“, „Ich wollte doch…“    Alles umsonst!!!

Liebe Schwestern und Brüder,
es gibt nichts Frustrierenderes als das „Umsonst“: Da strengt man sich total an, da steckt man viel Arbeit, Nerven und Kraft rein, opfert kostbare Zeit, und dann das: der erhoffte Erfolg bleibt aus. Alles war umsonst!!!

„Alles umsonst!“ – Aber, betrachten wir das ganze doch mal von der andern Seite.
Drehen wir quasi die Medaille jetzt einfach mal um.
Da gibt es plötzlich nichts Schöneres als das „Umsonst“. Alles hat nämlich immer zwei Seiten.
Statt Frust kommt Gnade und Geschenk zum Vorschein, statt „frustriert“ kommt ganz deutlich „DANKE“.

„Umsonst“ geschenkt – ganz unverdient, bedingungslos.

Auf diese großartige Seite der Medaille fällt das heutige Evangelium, wenn es heißt: „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben!“

Jesus beauftragt seine 12 Freunde, ihn in seinem Wirken zu unterstützen, seine Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden und zu leben.

Eine herausfordernde, anspruchsvolle, kraft kostende Sendung.
Aber: Eine Sendung, die gelingen wird.
Denn die Apostel sind dabei nicht auf sich allein gestellt, sondern gesegnet mit der Liebe, Hilfe und Kraft Gottes.

Und darum können sie mit Gott an ihrer Seite, ihre Sendung erfüllen, können weitergeben, was sie empfangen haben und auch andere Menschen spüren lassen:
Gott ist da, er lässt euch nicht allein, das Himmelreich ist nahe.

Liebe Mitfreundinnen und Freunde von Jesus,
„Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben“ – das gilt auch für jede und jeden von uns.

„Umsonst habt ihr empfangen“ –
Die Freude. Die Liebe. Die Hoffnung. Den Glauben.
Menschen, die es gut mit mir meinen.
So viele Augenblicke voller Glück.
Meine Stärken und Fähigkeiten.
Alles wirklich Wichtige im Leben.      –     „Umsonst habt ihr empfangen“.

Aber auch:   „Umsonst sollt ihr geben!“
Wie die Apostel bin auch ich und ist jeder der den Glauben ernst nimmt, dazu beauftragt, das mir Geschenkte nicht nur für mich selbst zu behalten, sondern weiterzugeben.

Dabei geht es nicht darum, große Wunder zu vollbringen und wie Jesus „Kranke zu heilen, Tote aufzuerwecken, Aussätzige reinzumachen, Dämonen auszutreiben“.

Diese großen Wunder,  –   kann ich Gott überlassen.
Mein Auftrag sind die kleinen Wunder: dass da, wo ich bin, in der Familie, am Arbeitsplatz, in meinem Umfeld, Menschen aufatmen können, Hoffnung spüren, zu mehr Leben finden.

Ich kann keinen, der krank ist, heilen – aber ich kann ihm die Hand halten, ihm zuhören, seine Sorgen ernst nehmen.

Ich kann keine Toten auferwecken –
aber ich kann Trauernden zeigen, dass ich an sie denke.
Ich kann von dem Trost erzählen, den ich im Glauben finden kann, ich kann meine Hoffnung und Zuversicht mit anderen teilen.

Ich kann keine Aussätzigen rein machen –
aber ich kann auf Fremde zugehen, ich kann jemandem zeigen: Du, ja gerade du, bist wichtig.
Ich kann anderen Zeit und Gemeinschaft schenken.

Ich kann keine Dämonen austreiben –
aber ich kann andere zum Guten animieren.
Ich kann beten, dass in mir und anderen das Gute über das Böse siegt.

Ich kann keine großen Wunder vollbringen.
Aber mit Gottes Begleitung, Bestärkung und Führung kann ich seinen Auftrag erfüllen, nämlich „umsonst weitergeben, was ich umsonst empfangen habe“: seine Liebe.

Und auch wenn sich dabei zwischendrin vielleicht manchmal die Medaille umdreht, und ich das Gefühl habe, alles ist umsonst, ich werde es nicht schaffen.

Trotzdem! Die andere Seite der Medaille ist letztlich immer stärker:
Weil ich in Gottes Gnade und Liebe geborgen bin, kann meine Mühe nie umsonst und vergeblich sein.

Ihnen allen einen gesegneten Sonntag!

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