Wort zum Sonntag 26.05.07 Pfingsten “ Wenn der Heilige Geist kommt,…“
Wow – das hätte was, das wäre mal was! Keine Sprachbarrieren mehr zwischen den Menschen. Das könnten wir heute gut gebrauchen. Ein richtiges Pfingstwunder, wir könnten uns mit den Menschen unterhalten, die unsere geliebten Autos bauen! In unseren Kindergärten und Grundschulen würden alle Kinder verstehen was die Lehrerin meint! Alle Gäste aus Osteuropa würden die Predigt des Diakons verstehen! Auf unseren Baustellen brauchte der Bauherr keinen Dolmetscher mehr – das wäre wirklich Pfingsten!
Mal was ganz Neues – der Heilige Geist als Integrationshelfer! Ein Pfingstwunder nach dem Geschmack vieler Menschen, nicht nur der politisch Verantwortlichen. An der Stelle würde ein gutes Miteinander wirklich funktionieren.
Ist doch richtig so: Die Sprachbarriere muss endlich weg. Wer hier leben will, der muss lernen Deutsch zu sprechen. Das ist wichtig, denn wer sich nicht ausdrücken kann, kann sich auch nicht verständlich machen. Da sind Missverständnisse, Befürchtungen und Ängste ja vorprogrammiert.
Aber – wie war das noch mal? „Wer im Glashaus sitzt,…….!“ Wer in der Fremde ist, soll sich gefälligst anpassen!? Da sind wir Deutschen vermutlich mal Weltmeister, oder? Da fahren wir in Urlaub nach Ägypten, in ein muslimisches Land, wo die Frauen bestenfalls ohne Kopftuch rumlaufen – und wir – liegen Oben Ohne am Strand. Da fahren wir auf die Insel, und im Ballermann sind wir kein Vorbild des sorgfältig auf die alte Kultur des Gastlandes Rücksicht nehmenden Fremden. Da entstehen wegen niedrigerer Preise im Grenzbereich des Auslandes ganze Ortsteile von Häusern von deutschen Familien, und die Zugezogenen sprechen kein Wort der Sprache ihres Gastlandes. Und in Argentinien oder den Staaten leben über Jahrhunderte Schwaben oder Pfälzer ihre Tradition ohne sich im Geringsten der örtlichen Kultur anzupassen. „Wer im Glashaus sitzt,…….!“
Es geht doch um deutlich mehr, um viel mehr, als sich nur der Sprache anzupassen. Es geht doch gar nicht darum, sich so anzuziehen wie andere das in dem Land auch tun. Es geht doch nicht darum zu essen, was so riecht wie unsere Kost. Ein wirklich gutes Miteinander, ein friedliches Verstehen, ein wohlwollendes Denken kommt doch erst, wenn man den Anderen ein bisschen mehr kennt und darum versteht – auch ohne Sprache. Und dazu gehören immer Zwei! Verstehen ist eine wechselseitige Beziehung. Verstehen hat was mit Wissen und Nähe zu tun, mit Verständnis füreinander. Dazu reicht es, bei Gott nicht, dass einer sich anpasst. Da müssen beide aufeinander zugehen.
Es geht nicht um die Sprache, um das Sprechen geht es auch nicht. Es geht um das Verstehen! An der Stelle, in der Situation, wo Menschen sich verstehen, dort werden Grenzen überwunden, da hat Angst keinen Raum, da spielen Herkunft, Hautfarbe und Bärte keine Rolle mehr, da sind Sprachen, andere Kulturen, anderes Essen und andere Gerüche, nichts Bedrohliches sondern ein Schatz, eine Bereicherung.
Wo Menschen die Kultur und die Bräuche und die Geschichte von anderen kennen und verstehen lernen, da gewinnt das Leben eine neue Größe, eine positive Chance, eine ungeahnte Dimension.
Um dieses Verstehen geht es an Pfingsten, genau darum geht es letztlich auch Gott.
Das wäre das Pfingstwunder von heute, dass wir Menschen alle Hindernisse und Gräben im Denken überwinden könnten, dass wir uns füreinander interessieren und dadurch immer mehr verstehen. Das wäre wirklich ein Pfingstwunder nach Gottes Geschmack. Er kann das in uns bewirken, wenn wir zusammen danach rufen:
Komm endlich Heiliger Geist und verändere diese Welt, aber mache nicht, dass sich einfach nur die anderen anpassen. Lass uns alle wirklich aufeinander zugehen. Und – fange bei uns an!
Ihnen und Ihren Familien nicht den Kyrill, aber ein stürmisches, ein bewegendes Wirken des Heiligen Geistes.
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)