22. Sonntag A 2023 – „Der nehme sein Kreuz auf sich“
Eigentlich kann Petrus einem leidtun, dass Jesus ihn so hart herunterputzt. Und das auch noch im Beisein der anderen, also quasi in aller Öffentlichkeit.
Verdient hat er das nicht.
Er hat es doch nur gut gemeint, als er Jesus von seinem Leidensweg abhalten wollte.
„Du denkst nicht, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“
Damit wendet sich Jesus nicht nur an Petrus und die Jünger damals, sondern an das gesamte christliche Volk – bis heute.
Er ruft alle, die bei ihm und mit ihm sein wollen, zur Nachfolge auf, und das ist immer auch Kreuzesnachfolge.
„Wer mein Jünger sein will, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!“
Mal ehrlich – hätte das, was Petrus gesagt hat, nicht auch von uns kommen können?
Meinen wir nicht auch manchmal genau zu wissen, was sein soll und sein darf und was nicht?
Und ist nicht gerade, besonders in der heutigen Zeit, die Versuchung groß, sich einen Glauben zurecht zu kloppen, der ganz behaglich und bequem ist.
So ein richtiger Wohlfühlglaube, möglichst leicht, möglichst angenehm, ohne Pflichten und Aufgaben?
Ist es nicht so, dass auch wir manchmal – wie Petrus – dem Herrn entgegentreten, um ihm zu sagen, wo der Spaß aufhört und wo es unserer Meinung nach, lang gehen soll, anstatt ihm nachzufolgen?
Wir sind doch gar nicht so viel anders als Petrus.
Auch wir sträuben uns gegen das Leid und scheuen vor dem Kreuz zurück.
Auch wir möchten am liebsten auf bequemen Wegen zum Ziel gelangen.
Aber, liebe Schwestern und Brüder, es gibt keine heile Welt.
Es gibt nicht wirklich den Himmel auf Erden.
Ich bin sicher: Auch jeder von uns hier hat seine Sorgen und seine Not, vielleicht auch ganz schön Schweres zu tragen.
Mit dem Päckchen, das manche tragen, tragen müssen, möchte keiner von uns tauschen.
Immer wieder erleben wir, wie uns etwas gegen den Strich geht.
Immer wieder erfahren wir, wie unser Leben durch-kreuzt wird.
Immer wieder führt unser Leben in Krisen, in Sackgassen, in Dunkelheiten.
Es gibt kein Leben ohne Leid.
Es gibt kein Leben ohne Schmerzen, ohne Verwundungen, ohne Enttäuschung.
Es gibt kein Leben ohne Schuld, ohne Trauer, Einsamkeit oder Krankheit.
Und am Schluss der Tod.
Kein Weg führt daran vorbei.
Kein Menschenleben bleibt davor bewahrt. Jeder ist mal dran.
Jesus hat das Leiden nicht gesucht.
Wie sehr war seine Seele erschüttert, wie sehr litt er am Ölberg Todesängste!
Aber er stellte sich der nicht änderbaren Realität des Leidens.
Er ist nicht davor geflohen.
„Vater, nimm diesen Kelch von mir, aber nicht wie ich will, sondern wie du willst!“
Auch wir brauchen das Kreuz nicht zu suchen. Wir brauchen uns keines zu zimmern.
Es ist einfach da, und das in vielfältiger Form.
Auf einem Abreißkalender fand ich den Satz: „Gott bewahrt nicht vor allem Leid, – aber in allem Leid.“ Wie wahr! Gott hilft uns nicht am Leid vorbei, – aber er hilft uns dadurch.
Wir können in dem Leid, das wir selbst erfahren oder das wir bei anderen sehen, oft keinen Sinn entdecken.
Doch all das, was wir nicht verstehen, können wir im Glauben unserm Gott anvertrauen.
Jesus kennt den Weg vom Leiden zum Leben.
Sein Kreuz wurde zur Brücke des Lebens, sein Tod zum Tor des Himmels.
Wenn ich mit Jesus seinen Weg gehe, dann verspricht er mir nichts Geringeres, als dass ich durch Kreuz und Leid auch zur Auferstehung komme.
Diesen Weg mit Jesus gehen, wird nicht ohne Spannungen, ohne Reibungen und Konflikte gehen.
Ich werde immer wieder meinem Egoismus absagen müssen.
Ich werde auf die eine oder andere Weise bestimmt die Härte des Kreuzes spüren, aber auch die befreiende und erlösende Kraft des Kreuzes erfahren.
„Ich bin bei euch alle Tage“, verspricht Jesus den Seinen.
Seien wir gewiss: Er, der Herr ist immer bei uns und er geht alle Wege mit, auch die rauen und steilen und schweren.
Von dem Jesuiten Alfred Delp stammt das Wort:
„Wir können dem Leben trauen, weil wir es nicht allein zu leben haben, sondern weil Gott es mit uns lebt“.
Amen.