Wort zum Sonntag 23.09.2006 „Es liegt ganz in Deiner Hand!“
Zeige den Politikern und Mächtigen dieser Erde Wege auf, der Welt den Frieden zu bringen – Wir bitten Dich, erhöre uns
Schenke den Unterdrückten und Kranken Menschen, die sie aufrichten und ihnen beistehen – Wir bitten Dich, erhöre uns!
Lass uns die Not der Welt sehen und schenke uns helfende Hände für die Hungernden – Wir bitten Dich erhöre uns!
Sei den Sterbenden nahe, schenke Ihnen Hoffnung und nehme sie auf in dein Himmelreich – Wir bitten Dich erhöre uns!
So oder ähnlich beten wir täglich oder mindestens sonntags im Fürbittgebet der Kirchen.
Warum sollte Gott das erhören?
Auf einem hohen Berg in der Nähe ihres Dorfes lebte ein alter Greis, von dem die Leute sagten, dass er alles wisse. Die beiden Jungen Ying und Yang hatten sich nun in den Kopf gesetzt, dem alten Greis eine Frage zu stellen, die er nicht beantworten konnte.
Stundenlang saßen sie auf einer Wiese und überlegten und überlegten, welche Frage sie dem Alten stellen könnten. Ying kletterte auf einen Baum, um besser überlegen zu können. Auf einem Ast neben ihm saß ein kleiner Vogel, der leise zwitscherte. Ganz plötzlich schnappte Ying sich den Vogel und hielt ihn in seiner Hand fest. Als er zu seinem Bruder Yang hinunterkam rief er: „Ich hab’s! Ich weiß, was wir den Alten fragen werden.“ Er zeigte seinem Bruder den Vogel in seiner Hand und sagte: „Wir fragen ihn, was ich in der Hand halte!“
„Er wird antworten, dass du einen Vogel in der Hand hältst.“ erwiderte Yang wenig begeistert. Ying sagte: „Ich weiß. Aber dann werde ich ihn fragen, ob der Vogel tot oder lebendig ist! Und wenn er sagt, dass der Vogel lebt, dann drücke ich meine Hände zusammen. Wenn er aber sagt, dass der Vogel tot ist, dann lasse ich ihn fliegen!“
Diese Idee fand auch Yang gut und so rannten sie aufgeregt den Berg hinauf zu dem alten Mann. Schon von weitem riefen sie: „Alter Mann, wir haben eine Frage für dich!“ Der Greis saß meditierend vor seiner Hütte. Nach einer Weile öffnete er langsam die Augen und blickte die beiden zappeligen Jungen an.
„Alter Mann, wir haben eine Frage an dich!“ sagte Yang. „So fragt.“ antwortete der Greis. „Alter Mann, was halte ich hier in der Hand?“ fragte Ying und die Brüder starrten den Alten gespannt an. Er schloss die Augen, dachte einen Augenblick nach und öffnete sie wieder. Er sagte:“ Du hast einen Vogel in deiner Hand.“ Ying guckte siegesgewiss zum Greis und fragt: „Nun denn. Weiser Mann, ist der Vogel tot oder ist er lebendig?“ Daraufhin schloss der Greis seine Augen wieder. Ying und Yang wurden ganz ungeduldig und als er endlich seine Augen wieder öffnete, sprach er: „Mein Sohn. Ob der Vogel tot oder lebendig ist, das liegt ganz in deiner Hand.“(Aus dem Tao)
Es liegt ganz in Deiner Hand, ob Du in Deiner Familie oder im Freundeskreis die Hand zum Frieden reichst.
Es liegt ganz in Deiner Hand ob Du den kranken Nachbarn oder Bekannten endlich besuchst.
Es liegt ganz in Deiner Hand ob Du dem der am Boden liegst die Hand zum Aufstehen reichst.
Es liegt ganz in Deiner Hand ob du weiter wenig wohlwollend über Andere redest.
Es liegt ganz in Deiner Hand ob Du Dich ansprechen lässt vom Elend und Hunger in der Welt und wirklich teilst.
Es liegt ganz in Deiner Hand ob Du dem Sterbenden die Hand hältst.
Es liegt ganz in Deiner Hand ob Dein Glaube Hoffnung und Freude ausstrahlst.
Es liegt ganz in Deiner Hand anzunehmen, dass ein anderer Deine Schuld trägt.
Es liegt ganz in Deiner Hand zu glauben, dass eine andere Hand Dich nicht fallen lässt.
Darum kann ich glauben und will jeden Tag neu beginnen, weil ich weiß, dass der, der schon im Mutterleib seine Hand auf mich gelegt hat, mich an die Hand nimmt, mich führt und wenn es sein muss, mich auch auf seinen Händen trägt.
„Herr, ich vertraue dir, ich sage: „Du bist mein Gott.“ In deiner Hand liegt mein Geschick“
(aus Ps 31)
Es liegt ganz in Deiner Hand ob es ein schöner Sonntag und eine gute Woche wird!
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)