14.08.04 „Gebt Ihr ihnen zu essen!“

Wort zum Sonntag am 14.08.04 „Gebt Ihr ihnen zu essen!“

Stellen Sie sich vor, Jesus lebte heute in Darfur im Sudan, in den Überschwemmungsgebieten in Bangladesch oder sonst wo in einem Land unserer Erde in dem die Menschen Stunde um Stunde vor Hunger und Unterernährung krepieren wie die Fliegen. Stellen Sie sich vor, Jesus täte heute das, was wir die wundersame Brotvermehrung oder die Speisung der vielen Tausend nennen. Die Zeitungen von New York bis zur Bildzeitung würden Riesen Schlagzeilen über den neuen Wundertäter bringen. Jesus löst die Ernährungsprobleme der Dritten Welt. Natürlich ist das ein Gedankenexperiment, natürlich wird das so nicht eintreffen auch wenn das unseren Wünschen sehr nahe kommt.

Aber – nahe geht es uns doch, täglich werden wir mit diesen furchtbaren eindringlichen Bildern konfrontiert – wohlwissend dass wir theoretisch und praktisch alle Möglichkeiten haben, alle Menschen auf der Welt zu ernähren.

Hunger bezeichnet das Bedürfnis nach dem was wir zum Leben brauchen. Die Nahrung gibt uns das was uns am Leben hält. Das Lebensnot-wendige lässt sich aber nicht auf Kalorien reduzieren. Lebensnot-wendig sind auch Beziehungen zu Gott und den Menschen, in welchen Farben sie auch immer gemalt sind. Lebensnot-wendig ist ein Raum wo ich Luft zum Atmen und Zeit zum Durchatmen habe. Lebensnot-wendig ist die Liebe, die ich erfahren darf von den Menschen und von Gott, weil sie mich aufrichtet und trägt.

Die Jünger bitten Jesus, dass er die Menschen wegschickt, damit sie sich was zum essen holen. Jesus schickt sie nicht weg, er fordert seine Jünger auf „Gebt Ihr ihnen zu essen!“

Wie wir heute werden die Jünger an ihre Grenzen geführt, wie wir heute erkennen sie nicht ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten die Menschen satt zu machen. Sie hören auf Jesus. Jesus dankt dem Vater und gibt den Menschen mit dem irdischen Brot ein himmlisches Brot, damit sie bleibendes Leben haben. Es ist nicht Brot und Fisch allein, was verschenkt und vom Magen verdaut wurde, zugleich ist es das Lebensnot-wendige, was mein Leben sinnvoll macht und mich aufleben lässt. „Nicht vom Brot allein lebt der Mensch“.

Dieser Befehl, die Anordnung Jesu „Gebt Ihr ihnen zu essen!“ ergeht an uns und geht uns alle an. Damit sind wir in die Verantwortung gerufen, allen anderen Menschen das Lebensnot-wendige zukommen zu lassen, sei es den Hunger in der Dritten Welt stillen zu helfen, aber auch vielmehr den Hunger um uns herum und in uns, den Hunger nach Beziehung / Freundschaft, nach Freiheit und Zeit, den Hunger nach Liebe und Geborgenheit und eine Antwort in der Liebe Christi darauf zu geben.

Wenn wir diesen Auftrag an uns ernst nehmen und unser Herz dafür öffnen muss Jesus nicht mehr als Wundertäter in unserer Zeit wirken. Dann sind wir Christi Hände und Füße, dann können wir sein Werk und seine Liebe in der Welt spürbar werden lassen.

„Gebt Ihr ihnen zu essen!“ Bevor wir diesen Auftrag erfüllen, dürfen wir uns von Gott stärken lassen und zu seinem Tisch kommen, um uns vom Brot des Lebens speisen zu lassen, damit wir fähig werden, den Auftrag Gottes in der Welt zu erfüllen und den Hunger nach Leben zu stillen.

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