Mai 2015 WORTGOTTESFEIER – Flüchtlinge –
LIED: 273 O Herr nimm unsere Schuld
BEGRÜßUNG: Herzlich willkommen zu diesem Abendgottesdienst. Für heute habe ich ein Thema gewählt, dass mir in diesen Wochen und Monaten sehr am Herzen liegt. Das sind all die Menschen, die weltweit millionenfach auf der Flucht sind, aus unterschiedlichsten Gründen. Menschen, die Familie, die Freunde, die Haus und Gut verlassen, aus Angst vor Krieg, vor Terror, vor Hunger und auch vor einer Aussichtslosigkeit für ihre eigene Zukunft.
Wir sind versammelt zu diesem Gottesdienst im Namen Gottes, der sich um jedes seiner Geschöpfe
wie ein Vater und eine Mutter sorgt, der sich in Jesus Christus an die Seite der Schwachen und ungerecht Behandelten stellt, und der uns in seinem Heiligen Geist die Fähigkeit der Anteilnahme
und die Kraft der Widerständigkeit verleiht gegen alles, was Leben bedroht und zerstört.
Wir vertrauen darauf, dass unsere Hilfe von dem Herren kommt, der Himmel und Erde gemacht hat. Und so beginnen wir in seinem Namen:
Im Namen des Vaters ……. Der Herr sei mit euch!
Im Psalm 69 heißt es:
Gott, hilf mir!
Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle.
Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist;
ich bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen.
Ich habe mich müde geschrien,
mein Hals ist heiser.
Meine Augen sind trübe geworden,
weil ich so lange harren muss auf meinen Gott.
Ich aber bete zu dir, Herr, zur Zeit der Gnade;
Gott, nach deiner großen Güte erhöre mich mit deiner treuen Hilfe.
Errette mich aus dem Schlamm,
dass ich nicht versinke,
dass ich errettet werde vor denen, die mich hassen,
und aus den tiefen Wassern,
dass mich die Flut nicht ersäufe und die Tiefe nicht verschlinge
und das Loch des Brunnens sich nicht über mir schließe.
Erhöre mich, Herr, denn deine Güte ist tröstlich;
wende dich zu mir nach deiner großen Barmherzigkeit
und verbirg dein Angesicht nicht vor deinem Knechte,
denn mir ist angst; erhöre mich eilends.
Nahe dich zu meiner Seele und erlöse sie,
Gott, deine Hilfe schütze mich!
Kyrie:
Gott, wir bringen vor dich unsere Klagen über die Leiden und die Not deiner Kinder.
Sieh an ihre Verzweiflung, höre ihre Schreie nach Leben in Gerechtigkeit und Frieden.
Warum können sie im Land, das du ihnen gegeben hast, nicht von ihrer Hände Arbeit und
dem Reichtum ihrer Erde leben?
Warum lässt du Gott zu, dass sie die Elendsten unter der Sonne sind: gepeinigt, ausgeraubt
und in ihrer Würde missachtet?
Gott, mach ein Ende damit, dass Menschen aus ihrer Heimat fliehen und auf der Suche nach
neuem Leben sterben müssen.
HERR ERBARME DICH UNSER!
Gott, wir halten inne,
es verschließt uns den Mund,
wenn wir erkennen, wie viele Menschen
um unseres Wohlstands Willen,
um unserer Unfähigkeit Willen, die Welt zu ändern, umkommen.
Gott, du weißt um jeden Toten,
der verdurstet oder ertrinkt,
auf seinem Weg scheitert, strandet, – stirbt.
Du weißt um jeden Menschen, Du Liebhaber der Menschen,
bei Dir sind geborgen alle Träume.
Du sammelst, Gott, alle Tränen
der Mütter und Väter, die zurück bleiben,
der Kinder, die ihre Eltern betrauern.
Du sammelst, Gott, unser aller Tränen.
Vor Dir schweigen wir und gedenken der Toten.
HERR ERBARME DICH UNSER!
Gott, in Jesus Christus hast Du alle Menschen befreit,
Du hast uns befreit und zur Versöhnung bereit gemacht.
Deinen Geist gieße über uns aus,
damit wir die Trauer, die Scham und die Wut verwandeln in ein Handeln,
das Liebe und Frieden, Gerechtigkeit und Erneuerung ermöglicht.
Hilf uns, Handlungsschritte zu sehen, Mut zu haben, sie zu wagen
und mit Freundinnen und Freunden gemeinsam neue Wege zu gehen.
HERR ERBARME DICH UNSER!
LIED: 503 Mitten wir im Leben sind
Evangelium: Mt 2,1315a.
Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, erschien dem Josef im Traum ein Engel des
Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort
bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu
töten. Da stand Josef in der Nacht auf und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach
Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. … Als Herodes gestorben war, erschien dem
Josef in Ägypten ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Steh auf, nimm das Kind und
seine Mutter und zieh in das Land Israel; denn die Leute, die dem Kind nach dem Leben
getrachtet haben, sind tot. Da stand er auf und zog mit dem Kind und dessen Mutter in das
Land Israel. Als er aber hörte, dass in Judäa Archelaus an Stelle seines Vaters Herodes
regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und weil er im Traum einen Befehl erhalten
hatte, zog er in das Gebiet von Galiläa und ließ sich in einer Stadt namens Nazareth nieder.
Gedanken:
Natürlich ist nicht Weihnachten! Wenn wir dieses Evangelium heute hören, tut sich ein ganz anderer Blick auf das Ereignis von Weihnachten auf. Wir hören meist die Idylle: „Ein Kind ist uns geboren.“ Das Baby liegt geborgen in den Armen der Mutter. Hirten und Weise kommen und beten an.
Idylle war es aber nicht. Die Geschichte der Geburt Jesu ist auch eine Geschichte von Flucht
und Migration. Josef erfährt es im Traum: „Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten.“
Josef steht auf und flieht mit dem Kind und seiner Mutter nach Ägypten. Er übernimmt die
Verantwortung des Vaters. Das Wohl des Kindes liegt ihm am Herzen. Als die Gefahr vorbei
ist, plant Josef die Rückkehr in die Heimat. Doch Judäa und Betlehem scheinen nach wie vor
gefährlicher Ort zu sein. So geht Josef mit Frau und Kind nach Galiläa – und Nazareth wird
neue Heimat für die kleine Familie. Josef, der oft im Hintergrund steht – er handelt. Er nimmt
Mutter und Kind – und flieht.
Das kleine Kind in den Armen des Vaters – unser Gott ist Flüchtling geworden. Flucht nach
Ägypten. Jesus hat in der Fremde gelebt. Als Fremder unter Fremden. Als Ausländer hat er
sprechen gelernt.
Hat er mit fremden – mit ägyptischen – Kindern gespielt?
Unser Gott ist Flüchtling geworden – und Migrantenkind. Der Rückweg von Ägypten führt
nicht in die Heimat. Erneut ist die Fremde das Ziel. Galiläa wird Heimat. Gott sein Dank.
Was Gott geteilt hat, teilt er weiter. Er bleibt auf der Seite der Flüchtlinge, der Migrantinnen
und Migranten, der Heimatlosen, der Fremden im fremden Land.
Jesus Christus geht an ihrer Seite – ob sie es spüren oder nicht, brauchen tun es alle. Der geflohene Gott flieht nicht sondern sucht die Nähe der Menschen, die ihn brauchen.
Meditative Musik 3 Minuten
Bekenntnis zu Frieden und Gerechtigkeit (Zettel – wir beten gemeinsam)
Ich glaube an Gott,
der die Liebe ist,
und der die Welt allen Menschen geschenkt hat.
Ich glaube nicht an das Recht des Stärkeren,
an die Stärke der Waffen,
die Macht der Unterdrückung.
Ich glaube an Jesus Christus,
der gekommen ist, uns zu heilen,
und der uns aus allen tödlichen Abhängigkeiten befreit.
Ich glaube nicht, dass Kriege unvermeidlich sind,
dass Friede unerreichbar ist.
Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen,
die berufen ist, im Dienste der Menschheit zu stehen.
Ich glaube nicht, dass Leiden umsonst sein muss,
dass der Tod das Ende ist,
dass Gott die Zerstörung der Erde gewollt hat.
Ich glaube, dass Gott für die Welt eine Ordnung will,
die auf Gerechtigkeit und Liebe gründet,
und dass alle Männer und Frauen gleichberechtigte Menschen sind.
Ich glaube an Gottes Verheißung eines neuen Himmels und einer
neuen Erde,
wo Gerechtigkeit und Friede sich küssen.
Ich glaube an die Schönheit des Einfachen,
an die Liebe mit offenen Händen,
an den Frieden auf Erden.
Amen.
FÜRBITTEN:
Herr unser Gott, „Flucht ist kein Verbrechen“.
Trotzdem erleben viele Flüchtlinge an den Außengrenzen der EU, dass sie wie Verbrecher behandelt werden.
Über Internierung, Inhaftierung, gefängnisgleiche Unterbringung oder das Leben in der Obdachlosigkeit in einigen Ländern sind wir informiert, aber tun dagegen zu wenig. Wir berufen uns auf Dublin II und machen uns so mitschuldig an den körperlichen und seelischen Verletzungen, die die Schutzsuchenden erleiden müssen. Wir machen uns mitschuldig
an den vielen Toten im Mittelmeer, die die Überfahrten nicht überlebten.
Hilf uns mit dieser Schuld zu leben.
Hilf den Flüchtlingen den Glauben an die Zukunft und an Dich nicht zu verlieren.
Du Vater aller Menschen: Wir bitten Dich erhöre uns!
Lebendiger Gott,
du kennst unsere Fehler und Schwächen und hast uns doch angenommen.
Wir bitten Dich um Hilfe, weil auch wir oft versagen. Wir bitten Dich auch für die politisch Verantwortlichen in Europa, Bund, Land und Kommune. Lass sie Lösungen finden,
die mitmenschlich und weitsichtig sind. Lass sie die Not der Flüchtlinge erkennen und ihnen Bleibe zugestehen. Wie viel mehr Flüchtlinge könnte Europa aufnehmen, wenn weniger Eigeninteressen im Mittelpunkt stünden.
Wir bitten dich für uns, wenn uns der Mut verloren geht, weil wir machtlos Menschenfeindlichkeit und Ausgrenzung auch in unserem Land gegenüber stehen. Hilf uns, wenn wir es nicht vermögen, mehr zu bewegen, mehr zu erreichen. Gib uns frischen Mut und neue Kraft beherzt für unsere Mitmenschen einzustehen, sie als Schwestern und Brüder, als deine Kinder, anzunehmen.
Du Vater aller Menschen: Wir bitten Dich erhöre uns!
Gerechter Gott
Du willst, dass die Menschen miteinander fair umgehen und fair zusammenleben. Du erwartest, dass die kulturellen und religiösen Unterschiede friedlich gelebt werden können.
Schenke uns die Fähigkeit einander anzunehmen.
Wir bitten Dich für alle, die statt Zusammenhalt und Gemeinschaft Hass predigen und zu Gewalt gegeneinander im Alltag aufrufen.
Hilf ihnen mit positiven Gegenerfahrungen zu neuen Ansichten zu gelangen.
Sei bei den Opfern der Gewalt, um sie aufzufangen und in deiner Kraft zu bergen.
Du Vater aller Menschen: Wir bitten Dich erhöre uns!
Beschützender Gott
Viele Schutzsuchende kommen zurzeit in den zentralen Aufnahmestellen an. Manchmal sind es viele hundert Flüchtlinge an einem Tag.
Unsere Einrichtungen sind völlig überbelegt und die Ausweichquartiere entsprechen oft nicht einer menschenwürdigen, auf die Bedürfnisse von Familien ausgerichteten Unterbringung.
Hilf den Ankömmlingen diese Situation zu ertragen, erhalte ihren Mut, dass sie nicht aufgeben an eine bessere Zukunft zu glauben.
Gib den Mitarbeitern und Betreuern der Aufnahmestellen, Kraft, Stärke, Ausdauer bei ihrer Überbelastung freundlich zu bleiben, gerechte Entscheidungen zu treffen und nicht aufzugeben
nach der Suche geeigneter Unterbringungsmöglichkeiten.
Du Vater aller Menschen: Wir bitten Dich erhöre uns!
Unsere Fürbitten dürfen nicht zu Ende gehen, ohne an die syrischen Flüchtlinge zu denken.
An die Flüchtlingslager, die in der Wüste den Menschen keinen Schutz bieten können, an die Flüchtlinge, die an der Grenze in Angst ausharren und nicht in die überfüllten Lager aufgenommen werden, an die Lagerbedingungen – ohne ausreichend Nahrung, frischem Wasser oder sanitären Anlagen, an die Verletzen ohne angemessene Versorgung, an die Traumatisierten von Krieg, Gewalt, Terror. Von all dem wissen wir, hören wir und sind doch ohnmächtig. Herr unser Gott, nur du kannst diesem Leiden und Sterben ein Ende bereiten. Wir bitten dich inständig, für die Kinder, die Frauen und Männer- hilf ihnen, auch sie sind Schwestern und Brüder.
Du Vater aller Menschen: Wir bitten Dich erhöre uns!
SANCTUS:
Es kommt eine Zeit, da wird man den Sommer Gottes kommen sehen.
Den Folterknechten wird das Handwerk gelegt, die Verfolger finden keine Opfer mehr, und wir
pflanzen jede und jeder einen Baum.
Es kommt eine Zeit, da haben alle genug zu tun und bauen die Gärten chemiefrei wieder auf.
In den Ausländerbehörden wirst du Flüchtlinge summen und pfeifen hören.
Es kommt eine Zeit, da werden wir viel zu lachen haben und Gott wenig zu weinen, die Engel
spielen Klarinette, und die Frösche quaken die halbe Nacht.
Und weil wir nicht wissen, wann sie beginnt, helfen wir jetzt schon allen Engeln und Fröschen
beim Lobe Gottes und singen voller Freude:
LIED: 388 Heilig
VATER UNSER:
LAMM GOTTES
KOMMUNION
LIED: 422 Ich steh vor Dir mit leeren Händen
SCHLUSSGEBET: (Zettel – wir beten gemeinsam)
Treuer Gott, täglich kommen viele Menschen zu uns und bitten um Aufnahme und Asyl in unserer Stadt und unserem Land. Jeder Flüchtling hat seine eigene Geschichte.
Wir spüren die große Herausforderung, gerade als Christinnen und Christen, uns zu engagieren. Wir sind dankbar für so viele, die sich mit all ihren Möglichkeiten einsetzen und deren Not lindern. Gleichzeitig spüren wir eine große Ohnmacht und Überforderung.
Lebendiger Gott, wir bitten Dich um Deinen guten Geist.
Wenn Dein Geist wirkt, brennen wir nicht aus, werden wir nicht müde, brechen wir aus, aus unserer Angst um uns selbst und verzweifeln wir nicht.
Wenn Dein Geist wirkt, erkennen wir den Bruder, die Schwester in jedem Menschen, der uns begegnet und es gelingt uns einander zu verstehen über alle Sprachbarrieren hinweg.
Du Gott des Friedens,
wir bitten Dich um Deinen guten Geist.
Wenn Dein Geist wirkt, werden die Mächtigen bewegt, Wege des Friedens zu suchen und können friedliche Lösungen in Konflikten finden
Wenn Dein Geist wirkt, werden die Grenzen überwunden zwischen Religionen, Kulturen, Nationen und sozialen Schichten.
Du, unser Gott,
Du selbst bist Mensch geworden, angekommen in dieser Welt. Du kennst uns und weißt um uns, du führst uns und leitest uns. Hilf uns, zu helfen, solidarisch, offen und einfühlsam zu sein in dieser Zeit.
Dazu segne uns Gott, der Vater in dem Sohn und im Heiligen Geist. Amen
LIED: 423 Wer unterm Schutz des Höchsten steht