26.02.14 – Liebt eure Feinde-

FRIEDENSGEBET 26.02.14 St. Marien Kaunitz

Wir beginnen unseren heutigen Friedens- Gottesdienst im Namen dessen,

der uns zu dieser Feier gerufen hat und der allen den Frieden bringen will

+ im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes. A: Amen.

 

EINFÜHRUNG

Mit unseren Sorgen und Problemen, aber auch mit unseren Freuden und Hoffnungen und mit all dem, was uns vergangene Woche gelungen ist, sind wir zu diesem Gottesdienst gekommen.

Jesus, der jetzt inmitten unserer Gemeinschaft gegenwärtig ist, lädt uns ein, seine Liebe ohne Vorbehalt im eigenen Leben anzunehmen, aus ihrer Kraft zu handeln und sie weiter zu schenken; denn in dieser Liebe und durch sie spiegelt sich das wahre Gesicht Gottes, das Gesicht voller Güte und Barmherzigkeit.

Wir hören heute Texte aus der Bibel, die uns auf den ersten Blick überfordern:

„Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen“. Geht das überhaupt?

Wir hören gleichzeitig, dass Gott in seiner Liebe niemanden, wirklich niemanden ausschließen will: „Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten,

und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“

Wenn Gott so großherzig ist, können wir dann kleinlich, nachtragend sein, müssten wir dann nicht auch bereit sein, den Groll gegen andere von innen her zu überwinden?

Da wir nicht immer unser Handeln von seiner Liebe bestimmen lassen, bitten wir Gott um sein Erbarmen und seine Gnade.

 

Herr Jesus Christus,

  • dein Friede befähigt uns, zu vergeben und zu verzeihen: Herr, erbarme dich unser.
  • deine Liebe ermutigt uns, einander anzunehmen und leben zu helfen: Christus, erbarme dich unser.
  • deine Kraft stärkt uns, einander beizustehen und füreinander da zu sein: Herr, erbarme dich unser.

 

Jesus, wer zu dir kommt, darf aufatmen und findet neuen Mut. Du schenkst dein Wort des Friedens und der Versöhnung und machst die Tür zum Vater im Himmel weit auf. Mit dir finden wir den Weg zum guten, zum ewigen Leben. Amen.

 

LIED:

 

AUS DEM HL. EVANGELIUM NACH MATTÄUS 5,38-48

Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn.

Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut,

keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.

Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel.

Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm.

Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab.

Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist:

Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.

Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.

Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner?

Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden?

Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.


GEDANKEN

Zwei Beispiele für Feindesliebe in extremen Situationen:

 

1. Der deutsche Schriftsteller Werner Bergengruen (1892–1964) erzählt von seiner Flucht nach Ende des 1. Weltkriegs von Russland nach Deutschland:

 

Auf meiner Flucht aus Russland kam ich zu Ostern 1919, nach Lebensmitteln suchend, in ein Dorf bei Minsk. Eine alte Bäuerin sagte zu mir:

„Ich habe einen Sohn in deutscher Gefangenschaft, von dem ich nichts weiß. Ich werde jetzt denken, du bist dieser Sohn.“ Sie umarmte mich und beschenkte mich reichlich.

 

2. P. Maximilian Kolbe (1894–1941), ein polnischer Franziskanerpater, nimmt im KZ in Auschwitz freiwillig das Todesurteil für einen Mithäftling auf sich.

 

Beim Zählappell stellt sich heraus, dass einem Häftling aus Block 14 die Flucht gelungen ist. Die Insassen des Blocks müssen drei Stunden lang still stehen. Ihr Essen schüttet man vor ihren Augen in den Kanal.

Am folgenden Tag müssen sie bis Sonnenuntergang reglos vor den Baracken stehen. Viele fallen ohnmächtig um.

 

Währenddessen fällen der Lagerkommandant von Auschwitz und sein Stellvertreter das Urteil: Für den Entflohenen sollen zehn10 Männer des Blocks 14 im Strafbunker verhungern. Die zuletzt aufgerufene Nummer 5.659 betrifft den Häftling Frantisek Gajowniczek. „Ich habe zwei unmündige Söhne! Nicht mich!“, schreit dieser. „Schonen Sie mich um meiner Familie willen!“

Da tritt der Häftling mit der Nummer 16.670 aus der Reihe und geht – der Regel zuwider – auf die SS-Führer zu.

„Was will dieser Pole?“ „Weiß nicht. Einer von den 60 polnischen Pfaffen, die im Mai eingeliefert wurden. Franziskaner oder so was.“

„Also, was wollen Sie“, fragt der SS-Führer den Häftling und spricht ihn mit „Sie“ an. „Ich bin katholischer Priester und ziemlich alt. Ich möchte seinen Platz einnehmen.“

„Von wem?“ „Von dem Familienvater dort.“

Der SS-Mann ist einen Moment stumm.

Dann sagt er zu seinem Adjutanten: „Ändern Sie die Nummer.“

An diesem Tag, an dem P. Maximilian Kolbe sein Leben für ein anderes gibt, ist er 47 Jahre alt.

 

LIED:

 

Rabbi Isaaks Geduld

 

Rabbi Isaak war von liebenswürdigem und großherzigem Wesen. Noch nie hatte ihn jemand wütend gesehen. Seine Schüler dachten, daß es vielleicht daran läge, daß er noch nie gehörig gereizt wurde. So schmiedeten sie einen Plan und gewannen einen einfältigen Mann für ihren Streich.

Als der Meister im Bethaus mit Gebetsmantel und Gebetsriemen bekleidet im Kreise seiner Schüler betete, stupste dieser Mann ihn von der Seite an und bat um eine Prise Schnupftabak. Dieser unterbrach sein Gebet, gab dem Bittsteller eine Prise und betete unverdrossen weiter. Eine kurze Weile später war der Mann jedoch schon wieder da und wollte noch eine Prise. Der Rabbi bediente ihn geduldig und setzte ohne den leisesten Anflug von Ärger sein Gebet fort. Dieses wiederholte der einfältige Mann noch viele Male, bis der Meister sein Gebet beendet hatte. So sehr die Schüler auch hingeschaut hatten, sie hatten nicht einmal eine Spur von Ungehaltenheit wahrnehmen können.

Wie aber der Rabbi, nachdem er den Gebetsmantel und die Gebetsriemen abgelegt hatte, den Mann zu sich rief, dachten die Schüler, dass nun das Donnerwetter über diesen hereinbrechen würde. Doch der Meister holte ruhig die Tabaksdose hervor und sagte schmunzelnd: „Wie ich gesehen habe, liebst du das Schnupfen mehr als ich. So nimm du die Dose, und wenn ich Lust habe, etwas Tabak zu schnupfen, werde ich einfach zu dir kommen und dich um eine kleine Prise bitten.“

LIED:

 

Wenn einer Zeit schenkt

Wenn einer Zeit schenkt, wo Hektik herrscht –

da fängt der Frieden an.

 

Wenn einer hinsieht und hinhört, wo alle weitergehen –

da fängt der Frieden an.

 

Wenn einer dem anderen hilft –

da fängt der Frieden an.

 

Wenn einer dem anderen die Hand reicht –

da fängt der Frieden an.

 

Guter Gott, durch deinen Sohn, der uns vorausgegangen ist, hast du uns gezeigt, wie christliches Handeln am Nächsten aussieht:

lieben, wie Jesus geliebt hat, geben, wie er gegeben hat, vergeben, so wie er vergeben hat. Hilf uns immer wieder, dies in unserem Tun zu beherzigen, darum bitten wir durch Jesus, unseren Bruder und Herrn. A: Amen.

FÜRBITTEN

Wir beten zu Gott, unserem himmlischen Vater, der vollkommen ist und uns durch seinen Sohn die Feindesliebe gelehrt hat. Jesus hat sie uns vorgelebt. So bitten wir:

 

  • Für die Kirchen, die einander im Lauf der Geschichte immer wieder bekämpft haben.

    Gott, unser Vater:

     

  • Für die Opfer kirchlicher und staatlicher Gewalt, für die Opfer von Kriegen und Bürgerkriegen überall auf der Welt.

 

  • Für die Opfer von Verbrechen, von Hass und menschlicher Leidenschaft, die ein Leben lang unter der Tat leiden.

 

  • Für die Täter, dass sie einsehen, bekennen, bereuen und wiedergutmachen, wo es möglich ist.

 

  • Für die Menschen, die versuchen, die Feindesliebe in ihrem Leben umzusetzen.

     

  • Für uns alle, die wir uns zu diesem Gottesdienst versammelt haben: Stärke unsere Bereitschaft zur Versöhnung …

 

  • Für die Verstorbenen, derer wir heute besonders gedenken: Vollende ihr irdisches Leben in der ewigen Gemeinschaft mit dir …

 

Guter Gott. Du gibst uns niemals auf, sondern begleitest uns in treuer Liebe auf dem Weg zu dir. Dir sei Lob und Preis durch Jesus Christus, unseren Erlöser und Herrn. Amen.

 

VATER UNSER

Gott nimmt uns in seiner großen Liebe an, so wie wir sind. So lasst uns zu ihm beten mit den Worten, die Jesus uns gelehrt hat: A: Vater unser im Himmel, …

 

„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Wir wissen, wie schwer das manchmal ist. Eine ausgestreckte Hand, ein Lächeln, ein freundliches Kopfnicken – kleine Zeichen, die aber viel bedeuten und bewirken können. Das Friedenszeichen, das wir gleich einander schenken, kann mehr sagen als viele Worte. Es bringt das Wesentliche auf den Punkt: „Du bist mein Bruder, du bist meine Schwester im Glauben und in der Kraft der verzeihenden Liebe Gottes wünsche ich dir von Herzen, dass dein Leben gelingen möge.“

Geben wir einander dieses Zeichen des Friedens!

 

LIED:

 

Guter Gott, unser heutiger Friedens-Gottesdienst geht allmählich zu Ende.

Es war schön, hier in deinem Namen zusammen zu sein. Wir haben miteinander gebetet, gesungen, wir haben Zeit geteilt, Leben geteilt und uns von dir mit der Zusage ermutigen lassen: Euer Leben ist geschenktes Leben! Lebt es in Frieden!

Diese Zusage nehmen wir gerne mit hinaus, dorthin, wo wir unser Leben leben: in der Familie, in der Partnerschaft, am Arbeitsplatz, in der Freizeit, in der Gemeinde.

Bleibe bei uns, damit wir den Menschen, denen wir begegnen, voll Freude sagen können: Das Leben ist schön! Friede soll mit Dir sein. Amen.

 

Bitten wir Gott nun um seinen Segen:

 

Es segne uns Gott der Vater, der uns das Leben geschenkt hat

und der seine schützende Hand immer über uns hält.

Es segne uns Gott der Sohn, dessen Wort uns das Leben erschließt,

und es segne uns der Hl. Geist,

der uns neue Kraft schenkt immer wieder die Hand zur Versöhnung zu reichen.

 

So segne und begleite uns der Leben spendende und gütige Gott,

+ der Vater, der Sohn und der Hl. Geist. A: Amen.

 

LIED:

 

 

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