FRIEDENSGEBET Kaunitz 28.02.07
Lied:
Ich glaube an Gott,
an den Gott aller Glaubensbekenntnisse, mit all ihren Wahrheiten.
Aber vor allem an einen Gott, der aufersteht aus den toten Worten,
um Teil des Lebens zu werden.
Ich glaube an einen Gott, der aus der Nähe
jeden meiner Schritte über diese Erde begleitet:
der viele Male hinter mir ging und dabei meine Irrtümer beobachtet und mit mir gelitten hat;
der ein anderes Mal an meiner Seite ging, zu mir geredet und mich gelehrt hat;
und der andere Male vor mir her ging, der mich geleitet und mir den Rhythmus meiner Schritte vorgegeben hat.
Ich glaube an einen Gott aus Fleisch und Blut, Jesus Christus,
einen Gott, der in meine Haut schlüpfte und sich meine Schuhe anzog,
einen Gott, der meine Wege ging und Licht und Schatten kennt.
Einen Gott, der aß und hungerte,
der ein Heim hatte und Einsamkeit litt,
der bejubelt und verdammt, geküßt und bespuckt, geliebt und gehaßt wurde.
Einen Gott, der an Festen und Trauerfeiern teilnahm.
Einen Gott, der lachte und weinte.
Ich glaube an einen Gott, der aufmerksam heute seinen Blick auf die Welt richtet,
der den Haß sieht, der aussondert, trennt, an den Rand drängt, verletzt und tötet;
der die das Fleisch durchbohrenden Kugeln sieht
und das unschuldige Blut, das über die Erde vergossen wird;
der die Hand sieht, die in die fremde Tasche greift
und das raubt, was der Andere zum Essen benötigt;
der den Richter sieht, dessen Richterspruch den Meistbietenden bevorzugt,
und dabei Wahrheit und Gerechtigkeit mit Heuchelei überzieht;
der die verschmutzten Flüsse und die toten Fische sieht,
die Giftstoffe, die die Erde zerstören und den Himmel durchlöchern;
der die mit Hypotheken belastete Zukunft sieht und die Schuld des Menschen, die wächst.
Ich glaube an einen Gott, der dies sieht …
und weiter weint …
Aber ich glaube auch an einen Gott,
der eine Mutter sieht, wie sie gebiert – Leben, das aus dem Schmerz geboren wird;
der zwei spielende Kinder sieht – Saat der Solidarität, die wächst;
der eine Blume aus den Ruinen aufblühen sieht – ein neuer Anfang;
der drei verrückte Frauen sieht, die nach Gerechtigkeit schreien – das Wunschbild, das nicht stirbt;
der die Sonne jeden Morgen aufgehen sieht – Zeit der Möglichkeiten.
Ich glaube an einen Gott, der dies sieht …
und lacht,
weil,
trotz all dem,
die Hoffnung bleibt …
Ewiger Gott, Schöpfer des Weltalls, es gibt keinen Gott außer dir.
Groß und wunderbar sind deine Werke, wundersam deine Wege.
Wir danken dir für die schillernde Vielfalt deiner Schöpfung.
Wir danken dir für die zahlreichen Möglichkeiten, deine Gegenwart und deinen Heilsplan zu bezeugen,
und für die Freiheit, dies zu tun.
Vergib uns das Unrecht, das wir deiner Schöpfung antun.
Vergib uns die Gewalt, die wir einander antun.
Wir fühlen Ehrfurcht und Dankbarkeit für deine immerwährende Liebe
für ein jedes und alle deine Kinder:
Christen, Juden, Muslime
wie auch die, die einen anderen Glauben haben.
Gib uns und denen, die Verantwortung tragen, Kraft und Stärke,
gegenseitigen Respekt in Wort und Tat,
Zurückhaltung bei der Ausübung von Macht und
den Willen, Frieden und Gerechtigkeit für alle herbeizuführen.
Ewiger Gott, Schöpfer des Weltalls, es gibt keinen Gott außer dir. Amen
Lied:
Versöhnungslitanei von Coventry
In der Nacht vom 14./15. November 1940 zerstörte ein deutscher Bombenangriff die englische Stadt Coventry, die damit zum Zeichen eines sinnlosen und mörderischen Vernichtungswillens wurde. Nach dem Krieg wurde sie Ausgangspunkt einer weltweiten Versöhnungsbewegung mit dem Symbol des aus drei Nägeln der zerstörten Kathedrale gebildeten „Nagelkreuzes“. Die Ruine der Kathedrale wurde zum Begegnungszentrum. Hier wird jeden Freitagmittag die 1959 formulierte Versöhnungslitanei gebetet:
Wir alle haben gesündigt und mangeln des Ruhmes, den wir bei Gott haben sollten. Darum laßt uns beten:
Alle: Vater, vergib!
Den Hass, der Rasse von Rasse trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse:
Vater, vergib!
Das habsüchtige Streben der Menschen und Völker, zu besitzen, was nicht ihr eigen ist:
Vater, vergib!
Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt und die Erde verwüstet:
Vater, vergib!
Unseren Neid auf das Wohlergehen und Glück der anderen:
Vater, vergib!
Unsere mangelnde Teilnahme an der Not der Heimatlosen und Flüchtlinge:
Vater, vergib!
Den Rausch, der Leib und Leben zugrunde richtet:
Vater, vergib!
Den Hochmut, der uns verleitet, auf uns selbst zu vertrauen und nicht auf dich:
Vater, vergib!
Lehre uns, o Herr, zu vergeben und uns vergeben zu lassen,
dass wir miteinander und mit dir in Frieden leben.
Darum bitten wir um Christi willen. Amen
Lied:
Fürbitten
O Gott, höre auf den Schrei deines leidenden Volkes, das nichts vom Frieden weiß und sich unter dem Terror duckt, das in einen sinnlosen bewaffneten Kampf verstrickt ist, den Habgier diktiert.
Befreie es von seiner Angst und erfülle die Herzen der Menschen mit Freude und Dank.
ALLE: O Herr, mein Gott, erbarm dich über mich
O Gott, höre auf die Schreie der Armen und Hungrigen. Hilf uns, unter den Geringsten deiner Brüder und Schwestern deinen Sohn Jesus Christus zu erkennen, damit wir ihre Not sehen und die leeren Hände füllen, die sie uns entgegenstrecken.
ALLE: O Herr, mein Gott, erbarm dich über mich
O Gott, du willst, dass wir im Schweiße unseres Angesichts leben und unser Brot mit ehrlicher Arbeit verdienen; öffne die Herzen derer, die Menschen Arbeit geben können, damit diejenigen, die Arbeit haben, unter menschenwürdigen Bedingungen gerechten Lohn empfangen. Stärke uns, Herr, dass wir festhalten an unserer Solidarität mit den Opfern ungerechter Arbeit und erzwungener Migration.
ALLE: O Herr, mein Gott, erbarm dich über mich
O Gott, niedergeschlagen stehen wir vor dir, denn wir haben dein Ebenbild in unseren Schwestern und Müttern nicht erkannt. Weise uns den Weg, dass wir die Würde jeder einzelnen Frau achten und ehren, damit wir zusammen mit ihnen finden, was unser Leben nach deinem Willen reicher macht.
ALLE: O Herr, mein Gott, erbarm dich über mich
O Gott, du hast dich durch deinen Sohn Jesus Christus über die Kinder erbarmt und sie mit der Verheißung gesegnet, dass sie dein Reich ererben sollen. Treibe uns, dass wir uns gegen die Mächte erheben, die Kinder ihrer heiligen Rechte berauben, dass wir der Sache treu bleiben, für die dein Sohn am Kreuz gestorben ist.
ALLE: O Herr, mein Gott, erbarm dich über mich
O Gott, du hast Himmel und Erde geschaffen und alles, was darinnen ist, du hast uns deine Schöpfung anvertraut, dass wir sie bewahren und beschützen. Schenke uns, dass wir deine Schöpfung und das, was uns mit dem Geflecht des Lebens verbindet, achten, dass wir für diejenigen, die nach uns kommen, bewahren, was uns zum Leben und zur Freude am Leben nötig ist.
ALLE: O Herr, mein Gott, erbarm dich über mich
Höre auf die Klagen aller Menschen, die von Enteignung und dem Verlust des Landes ihrer Vorfahren bedroht sind, auf die Klagen der Urvölker, die vor dem Verlust ihrer kulturellen Identität stehen, und treibe uns, dass wir den Mächten entgegentreten, die sie ihrer Menschenwürde berauben wollen.
ALLE: O Herr, mein Gott, erbarm dich über mich
Schau gnädig auf die Völker, o Herr, deren nationale Sicherheit und Frieden von Fremdherrschaft bedroht sind, denen die Selbstbestimmung verwehrt wird, die nur Unterdrückung, Herrschaft und Sklaverei kennen.
ALLE: O Herr, mein Gott, erbarm dich über mich
Höre den Schrei der Bauern und Arbeiter in der dritten Welt, deren Leben immer elender wird durch den ungerechten Handel und die Ausbeutung, die von der Welthandelsorganisation aufrechterhalten werden. Erneuere und leite uns auf unserem Weg zu einer besseren Welt, in der viele Menschen Leben in Fülle haben.
ALLE: O Herr, mein Gott, erbarm dich über mich
Lied:
Gott,
das Bildnis deines Sohnes ist nicht sichtbar
– auf den Seiten unserer Zeitungen
– in den Gesichtern unserer Entscheidungsträger
– beim Einsatz unserer Waffen
– in der Gewalt unserer Taten.
Christus,
nimm unsere Worte,
unsere Welt,
unsere Waffen,
unsere Arbeit
und verwandle sie nach deinem Bilde.
Damit wir dein Antlitz sehen können
in der Wahrheit, dort wo Falschmeldungen berichtet werden
in der Gerechtigkeit, dort wo Machtmissbrauch betrieben wird
im Frieden, dort wo mit Krieg gedroht wird
in der Versöhnung, dort wo Hass gefördert wird.
Öffne unsere Augen, Herr!
Gott,
das Bildnis deines Sohnes wird durch unsere Sünde entstellt,
denn wir sündigen gegen dich und gegen unsere Nächsten.
Vergib uns, wenn wir das Leiden deines Volkes und die Gewalt und Ungerechtigkeit nah und fern nicht wahrnehmen.
Gib uns Mut dazu, dass wir uns unseren Ängsten stellen und
hilf uns, als Friedensstifter zu wirken.
Erneuere in uns die Vision der einen Kirche.
Öffne unsere Augen!
Gott,
wir sind nach deinem Bildnis geschaffen.
Nur durch uns kannst du deinen Frieden und deine Gerechtigkeit zeigen.
Wir sind verantwortlich für deine Welt und für einander.
Verwandle uns durch deinen Heiligen Geist.
Öffne unsere Augen!
Lied:
Vater unser
Zu dir, Schöpfer der Natur und der Menschen,
in ihrer Wahrheit und Schönheit bete ich:
Höre meine Stimme, denn es ist die Stimme der Opfer aller Kriege
und aller Gewalt unter Menschen und Staaten.
Höre meine Stimme, denn es ist die Stimme aller Kinder, die leiden
und noch leiden werden, wenn Menschen ihr Vertrauen auf Waffen und Kriege setzen.
Höre meine Stimme, wenn ich dich bitte, die Herzen aller Menschen
mit der Weisheit des Friedens, mit der Kraft der Gerechtigkeit
und mit der Freude an der Gemeinschaft mit dir zu durchdringen.
Höre meine Stimme, denn ich spreche für die vielen Menschen in jedem Land
und in jeder Epoche der Geschichte, die keinen Krieg wollen
und bereit sind, den Weg des Friedens zu gehen.
Höre meine Stimme und gib uns Verstand und Kraft,
damit wir dem Hass stets mit Liebe, der Ungerechtigkeit mit rückhaltlosem Eintreten für Gerechtigkeit, der Not mit dem Teilen von dem, was wir sind und haben, und
dem Krieg mit Frieden begegnen.
O Gott, höre meine Stimme und schenke der Welt deinen ewigen Frieden.
(Gebet von Papst Johannes Paul II. in Hiroshima)
Lied: