Friedensgebet St. Marien Kaunitz 20.12.2006
Musik zur Einstimmung
Lied: Ich steh vor Dir mit leeren Händen Herr!
Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr; fremd wie dein Name sind mir deine Wege. Seit Menschen leben, rufen sie nach Gott; mein Los ist Tod, hast du nicht andern Segen? Bist du der Gott, der Zukunft mir verheißt? Ich möchte glauben, komm mir doch entgegen.
Von Zweifeln ist mein Leben übermannt, mein Unvermögen hält mich ganz gefangen. Hast du mit Namen mich in deine Hand, in dein Erbarmen fest mich eingeschrieben? Nimmst du mich auf in dein gelobtes Land? Werd ich dich noch mit neuen Augen sehen?
Sprich du das Wort, das tröstet und befreit und das mich führt in deinen großen Frieden. Schließ auf das Land, das keine Grenzen kennt, und lass mich unter deinen Söhnen leben. Sei du mein täglich Brot, so wahr du lebst. Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete.
Liebe Freunde des Friedensgebetes, für mich ist das heute schon ein Höhepunkt des Weihnachtsfestes, beim Vorbereiten ist mir das deutlich geworden. Eine fast verschworene Gruppe, die betet um den Frieden, um den Frieden in der Welt, den Frieden in den Familien und Gemeinden und letztlich um den Frieden in uns selbst.
Der Adventskranz macht das hier heute deutlich. Durch viele Familien der Gemeinde gegangen, einige kommen noch. Es wurde gebetet und gesungen, mit und ohne Kinder. Und die meisten Bitten und Wünsche wurden sicher nicht laut gesagt. Welche Wünsche werden erfüllt? Welche Bitten erhört? Bringen wir genug mit zum Christkind? Reichen unsere Gebete, sind die überhaupt ehrlich?
Es geschah vor Jahren in einer größeren Stadt. Ein paar jüngere Leute hatten die Absicht, die Weihnachtsgeschichte zu spielen.
Jung und alt probten eifrig. Kulissen wurden gemalt. Frauen nähten die Kostüme.
Am Vorabend der ersten Aufführung stellte man aber bestürzt fest, dass die Drei Könige fehlten. Man hatte die Rollen einfach vergessen. Aber, darin waren sich die Spieler schnell einig: auf diese wollte man nicht verzichten! Die Drei Könige gehören zu einem Weihnachtsspiel.
Aber was tun? Der Spielleiter hatte eine Idee. Er wollte jetzt gleich drei Leute aus dem Bekanntenkreis telefonisch anfragen, ob sie bereit wären, als „König“ einzuspringen. Sie sollten einfach einen Gegenstand mitbringen, der ihnen etwas bedeutet, als Geschenk für das Christkind. Und dazu sollten sie frisch von der Leber weg sagen, warum sie gerade diesen Gegenstand mitbrächten.
Das war ’ne Lösung. Der Vorschlag fand Zustimmung.
Der erste König war bald gefunden. Ein Mann, Mitte fünfzig, Vater von fünf Kindern, Angestellter bei der Stadtverwaltung. Er überlegte nicht lange, was er als Geschenk mitbringen wollte. Er entschied sich für Krücken, die im Abstellraum lagen. Vor einigen Jahren hatte er einen schweren Autounfall. Frontalzusammenstoss. Er lag mehrere Wochen im Spital, mit vielen Brüchen an den Beinen und im Becken. Es war eine schwere Zeit. Lange wusste der Mann nicht, ob er überhaupt wieder einmal werde gehen können. Nächtelang lag er wach im Bett und dachte über sein Leben nach. Er hatte vieles für selbstverständlich genommen. Jetzt lernte er, dankbar zu sein für das Kleine und Alltägliche. Jeder noch so kleine Fortschritt machte ihm Mut und Freude. Seine Angehörigen sagten, diese Spitalzeit hätte ihn verändert. Er sei bescheidener und fröhlicher geworden. Und vor allem dankbar. — Diese Lebenserfahrung wollte der Mann erzählen, wenn er im Spiel die Krücken zur Krippe brächte.
Der zweite König war eine Königin. Eine junge Frau, Mutter von zwei Kindern. Sie sagte spontan zu, denn es lockte sie, etwas Ungewöhnliches zu probieren. Sie hatte lange und intensiv auf ihr Leben zurückgeblickt, als sie bis gegen Mitternacht überlegt hatte, was sie als Geschenk mitbringen sollte: Da gab es kein großes Ereignis, von dem sie berichten könnte.
Es war vielmehr ein langwieriger, mühsamer Prozess, sich in die Rolle der Hausfrau und Mutter einzuleben. Sie hatte in ihrem Beruf Freude und Bestätigung erfahren. Dann aber, nach der Heirat, entstand plötzlich ein großes schwarzes Loch. Sie sieht sich wie im Film, wie sie in den ersten Ehejahren freudlos mit dem Besen hantiert und irgendwo in der Wohnung herumsitzt …
Dann kamen die Kinder und mit ihnen viel Freude. Sie wurde gebraucht, und das tat gut. Mit der Zeit merkte sie auch, dass man mit Selbstmitleid nicht weiterkommt. Sie entdeckte in der gegebenen Situation ihre schöpferische Kraft und gründete Bastel- und Spielgruppen.
Im Glauben begriff sie: Gott will mich nicht im Haushalt verlochen. Er will mein Glück und meine Freude. Aber ich muss schon selber einen Schritt tun. Die Frau interessierte sich dann in Gesellschaft und Schule zunehmend auch für öffentliche Probleme. Sie entdeckte, dass gerade ihre alltägliche Erziehungsaufgabe letztlich von gesellschaftlicher Bedeutung ist.
So, im langen Nachdenken, begriff diese Frau ihren Lebenssinn neu. Aber noch blieb die Frage, was sie als Königin mitbringen sollte. Etwa einen Besen? Oder Windeln? Sie entschied sich für etwas, das man nicht sehen kann und das doch so lebendig in ihr war wie nie zuvor: das Ja ihres Hochzeitstages! Das wollte sie mitbringen.
Ein neues, gereiftes Ja. Ein frisches Ja zu einem Leben, das sie freiwillig gewählt hatte und das sie jetzt in einem langsamen Prozess ausschöpfen wollte.
Der dritte König war und ist ein Fall für sich. Ein junger Mann hatte zugesagt … und war dann doch nicht erschienen. Er sitzt noch immer in seinem Zimmer und weiß nicht, was er mitbringen soll. In ihm ist nur Unruhe, Suchen, Fragen, Warten, Zweifeln. Er hat nichts vorzuweisen. Seine Hände sind leer. Sein Herz ist voll Trauer und Sehnsucht nach Glück und Lebenssinn. Und wer will schon Sehnsucht und Trauer weiterschenken .. .
Seit kurzem allerdings beschäftigt den jungen Mann eine Frage: Wenn das Christkind doch geboren wurde, um uns etwas zu bringen, dann wäre es doch am besten, wenn unsere Hände leer und unser Herz ganz zum Empfang bereit wären … Ob man als König nicht einfach leere Hände mitbringen könnte?
Diese Frage lässt den jungen Mann nicht mehr los. Und wer weiß, wenn in einigen Jahren wieder die Weihnachtsgeschichte gespielt wird, ist dieser Mann dabei …
Als König mit den leeren Händen und zu ihm sagen:.
Mit leeren Händen stehe ich vor Dir, Herr. Mit leeren Händen stehe ich vor Dir und bringe Dir nichts als meine Armut und Blöße, meine Fehler und Schwächen, mein Zittern und Weinen, und meine kleine Hoffnung. Mit leeren Händen stehe ich vor Dir, Herr, und lasse los: Besitz und Leistung, Absicht und Verkrampfung, Maske und Fassade und jede trügerische Hoffnung.
Mit leeren Händen stehe ich vor Dir, Herr, und bitte Dich um Einsicht und Empfänglichkeit, um Demut und Gelassenheit, um Stille und Wärme, und um starke Hoffnung. Mit leeren Händen stehe ich vor Dir, Herr.
Und Gott wird seine Hände und sein Herz füllen – und deines auch….
Orgelmusik leise (3 Minuten)
Guter Gott, wir warten auf dein Licht.
Schenke uns den langen Atem der Liebe
und hilf uns in unserem Bemühen,
unsere Ungeduld zu überwinden:
- Herr, lass dein Licht leuchten über unseren Wegen,
dass wir Gemeinschaft suchen und wahren wie einen Schatz,
dass uns die Augen aufgehen füreinander und einer dem anderen das Leben gönnt.
Kyrie eleison (gesungen)
- Herr, lass dein Licht leuchten über unseren Wegen,
dass wir deinem Wort trauen und deinem Gutsein,
dass wir deine Nähe spüren und uns die Geduld nicht ausgeht,
wenn die Erfüllung ausbleibt und das Leben verrinnt.
Christe eleison (gesungen)
- Herr, lass dein Licht leuchten über unseren Wegen,
und nimm uns an der Hand, wenn es gilt,
aufzubrechen aus selbstgemachten Sicherheiten, den Glauben zu erwandern.
Sag uns dein Wort und lass uns deine Stimme erkennen.
Kyrie eleison (gesungen)
Es werden MENSCHEN gesucht
menschen
die gerade sind
krumme
gibt es schon
menschen
die sich erbarmen
die wegschauen
gibt es schon
menschen
die mauern opfern
maueropfer
gibt es schon
menschen
die ums tägliche brot bitten
die es sich täglich nehmen
gibt es schon
menschen
die ihr leben ins spiel bringen
die mit dem leben andrer spielen
gibt es schon
menschen
die aufstehen gegen gewalt
die auf gewalt stehen
gibt es schon
menschen
die einander aufrichten
die einander richten
gibt es schon
menschen
die den mut haben zu dienen
herren
gibt es schon
menschen
die für den frieden leben
die für kriege sterben
gibt es schon
menschen
die neu anfangen
die fertig sind
gibt es schon
gibt
es
schon
genug
Lied:
Gebet
Komm, Herr, komm
komm in unsere Welt voller Dunkelheit
komm in die Grauzonen der Unwahrheiten
und der Gehässigkeiten
komm in die Nacht der Ungerechtigkeit
und des Unheils.
Komm, Herr, komm,
wir schauen aus nach deinem Licht,
das nicht mehr verlöschen kann
wir brauchen die Hoffnung, dass du uns
nicht im Stich lässt
wir sehnen uns nach deiner Nähe,
die uns Kraft gibt.
Komm, Herr, komm
lass uns nicht irrewerden an den Todes-
zeichen
lass einen gerechten Spross aufsprießen,
hier und heute
lass aufblühen, was wie tot aussieht.
Komm, Herr, komm
hilf uns neue Wege zu gehen
öffne uns die Augen für deine neuen
Maßstäbe
stärke uns für die Mitarbeit in deinem Reich.
Vater unser
Unsere Bitten und Anliegen nehmen wir hinein in
das Gebet, das Jesus uns selbst gelehrt hat:
Vater unser im Himmel,
Geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Satan, der Spass daran hat, alles zu verwirren und durcheinander zubringen, hatte einen
Spiegel gemacht, an dem er seine teuflische Freude hatte. Dieser Spiegel zeigte alles Gute
und Schöne ganz klein und zusammengeschrumpft; was aber schlecht war, trat übergross
ins Bild. Überall hielt er diesen Spiegel hin, und es gab kein Land und keine Menschen
mehr, die nicht verzerrt darin zu sehen waren. – Eines Tages musste der Böse über das
Ekelhafte, das er im Spiegel sehen konnte, so lachen, dass er ihm aus den Händen
rutschte und zerbrach – in Tausende, ja Millionen Teile. Und ein böser Sturm, ein Orkan,
trieb die Splitter über die ganze Erde. Manche Splitter waren so klein wie ein Sandkorn;
sie sassen vielen Menschen in den Augen. Diese Menschen sahen an anderen alles
verkehrt; sie sahen nur das, was schlecht war. Andere Scherben kamen in Brillen, und
wenn die Leute diese Brillen aufsetzten, dann war es schwer für sie, richtig hinzusehen
und gerecht zu urteilen. – Sind wir solchen Menschen schon begegnet? Manche
Spiegelscherben waren so gross, dass sie als Fensterscheiben benutzt werden konnten.
Aber sehen wir nicht hindurch! Wir entdecken nur das Hässliche an unseren Nachbarn.
Als Gott sah, wie verkehrt viele Menschen alles sahen, wurde er traurig. Er beschloss,
ihnen zu helfen. Er sagte: Ich will meinen Sohn in die Welt schicken. Er ist mein Ebenbild,
mein Spiegel. Er spiegelt meine Güte, meine Gerechtigkeit wider; er spiegelt den
Menschen so, wie ich ihn gemeint habe! – Und Jesus wurde ein Spiegel für die Menschen.
Er zeigte das Gute in den Menschen, sogar an Betrügern, Räubern, verachteten Frauen. Er
liess in den Kranken den Mut zum Leben wieder wachsen. Er tröstete die Menschen, die
trauerten, und half ihnen, die Angst vor dem Tod überwinden.
Viele Menschen liebten diesen Spiegel Gottes und liefen Jesus nach. Sie waren begeistert
von ihm. Andere aber ärgerten sich, sie griffen ein und zerbrachen den Spiegel: Jesus
wurde getötet. Aber da erhob sich ein guter Sturm: der Heilige Geist, der die Tausende,
die Millionen Splitter dieses Spiegels über die ganze Welt blies. Und wer nur ein
Splitterchen dieses Spiegels ins Auge bekommt, der lernt die Welt und die Menschen so
sehen, wie Jesus sie gesehen hat: das Gute und Schöne fällt zuerst ins Auge, das Böse
und Gemeine aber ist veränderlich und überwindbar.
Zu Erinnerung an das heutige adventlich/weihnachtliche Friedensgebet erhaltet ihr gleich alle eine Spiegelkugel aus vielen Spiegelsplittern, die man auch an den Weihnachtsbaum hängen könnte. Friede fängt bei uns an, in mir. Und dann kann ich die Menschen sehen, wie Jesus sie gesehen hat. Dann kann ich mit leeren Händen auf sie zugehen und Hände reichen zu Frieden und zur Versöhnung.
Dazu segne uns alle, unsere Familien und Gemeinden, alle auf der ganzen Welt für die wir gebetet haben der neugeborene Heiland, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Allen noch besinnliche Tage im Advent und habt Mut mit leeren Händen an die Krippe zu treten.
Für mich ist jetzt Weihnachten. Freut Euch auch!
Lied: Ich steh vor Dir mit leeren Händen Herr