3. So. n. Ostern B Lk 24. 35 – 48 – Gemeinschaft –

PREDIGT 3. Sonntag Ostern B Lukas 24. 35 – 48 – Gemeinschaft –

Liebe Kinder, Schwestern und Brüder, liebe Kommunionkinder – auch die etwas Älteren!

Ein brasilianischer Pater erzählt einmal davon, wie eines Tages eine Frau in seine Kirche kam, die er vorher noch nie gesehen hatte. Stumm saß sie während der ganzen Messe in der Bank, ging zur Kommunion, verschwand wieder. Am nächsten Tag das Gleiche. Und auch am dritten Tag. Da ging er am Ende der Messe auf sie zu und fragte, ob sie in seine Gemeinde neu zugezogen sei. Die Frau schüttelte den Kopf. Nein, Padre, sagte sie. Ich gehöre nicht hierher, ich weiß auch nicht viel von Gott, von der Bibel und von Jesus und so. Aber seit fast einer Woche hatte ich nur Wasser zu trinken und nichts zu essen. Ich halte es bald nicht mehr aus. Zufällig habe ich gesehen, wie Sie in der Kirche Essbares ausgeteilt haben. Da bin ich auch nach vorn gegangen, um zu essen. Sonst wäre ich verhungert.

Die Frau hat die Hl. Kommunion empfangen wie ein gewöhnliches Stück Brot.

Und trotzdem – ich bin überzeugt, diese Frau hat würdiger kommuniziert als mancher von uns. Und ich schließe mich da ein, die wir regelmäßig – vielleicht ohne nachzudenken, an den Tisch des Herrn treten mit der Überzeugung, wir seien anständig genug gewesen in unserem Leben, um das tun zu dürfen.

Diese Frau hat würdig kommuniziert. Sie hat gedacht: Das Brot vom Altar ist heiliges Zeichen dafür, dass Gott ganz für uns da ist – damit wir leben.

Und wenn das Gott ist, wird er denn da nicht am allermeisten für mich da sein, gerade dann, wenn es um mein nacktes Überleben geht?

So ist sie zur Kommunion gegangen aus Hoffnung und Vertrauen, dadurch am Leben zu bleiben – im wahrsten Sinne des Wortes.

Wir gehen zur Kommunion, manche noch länger als unsere Goldkommunionkinder, genau aus dem gleichen Grund – aber ob wir je im Leben schon einmal so tief bis ins Mark hinein gespürt haben, warum wir das tun?

Es gibt Augenblicke, da will unser Glaube ganz hart geprüft werden. Am Freitag im Gottesdienst für die Opfer der Flugzeugkatastrophe wurde das deutlich. Deutlich wird das sicher auch den Menschen im Mittelmeer, egal ob Christen, Muslime oder sonst welchen Glaubens, wenn das Boot mit 500 Flüchtlingen sich zum Untergang auf die Seite neigt.

Es braucht aber nicht hunderte von Leidenden – die Familie, die erlebt, wie ihr Kind beim Spielen tödlich verunglückt, kann ihren Schmerz und ihre Wut gegen Gott mit beiden Händen packen. Gottvertrauen und Glaube bekommt man wahrhaft nicht geschenkt.

Wer das erkennt, dem wird es nicht mehr schwer fallen, auch das heutige Evangelium recht zu verstehen – eine Geschichte, die seit damals Anstoß zu erregte, ja selbst Spott und Hohn bei vielen Menschen.

Es ist die letzte Ostergeschichte des Lukasevangeliums: Mitten in ihrem Zusammensein geht den Jüngern noch einmal auf, dass Jesus mit dem, was er gelebt hat und gewesen ist, in seinem Tod nicht unterging. Aber auch er hat geschrien: Gott wo bist DU?

Aber unterm Strich konnten wir spüren, dass er selbst im Sterben das Gottvertrauen am Ende nicht verloren hat. Er vertraute, dass Gott ihn in der Stunde seines Endes nicht fallen ließ.

Darum erzählt das Evangelium, dass Jesus den Jüngern in dem Augenblick, da sie beginnen es zu begreifen, ihnen seinen Frieden zuspricht, d.h.: dass er ihnen verspricht, vor nichts und niemand mehr Angst haben zu müssen, auch nicht vor dem Tod.

Die Jünger haben es glauben wollen, aber irgendwie fehlte das letzte Vertrauen. Das war ihnen alles zu unwirklich, ja zu gespenstisch. Und darum zeigt Jesus ihnen seine Hände und Füße. Fasst mich an, sagt er ich bin hier. Auferstehung ist nicht Phantasie, ich bin kein Gespenst. Auferstehung und Himmel findet auch hier, unter uns, auf der Erde statt will Jesus sagen.

Wo Menschen, wo wir Christen, diesem Jesus und dem, wofür er steht, trauen, im Herzen vertrauen, verlieren wir letztendlich alle Angst um uns selbst und voreinander.

Indem wir Jesus mit ins Boot nehmen, ja mit ihm eine Lebensgemeinschaft bilden, egal ob allein in der Ehe oder Familie, haben wir auch teil an seiner Auferstehung – an der Gemeinschaft mit ihm. Und wo Gott ist da ist Leben – lohnenswertes Leben.

Und darum erzählt das Evangelium von der Gemeinschaft. Die Jünger – seine Freunde kommen zusammen. Sie erzählen über sich, ihre Erfahrungen im Leben und im Glauben.

Sie essen miteinander.

Sie halten Mahl.

Sie teilen das Brot und den Fisch.

Und Jesus ist dabei, mitten unter ihnen – genau wie hier bei uns. Glaubt das doch endlich!

Natürlich kann man auch im Wald beten, bei der Arbeit und im Bett. Das ist auch gut. Aber kommt zusammen sagt er, erinnert euch, haltet Mahl gemeinsam und mit mir.

Das ist die Botschaft von Ostern. Das schenkt uns ein Leben mit ihm und bei ihm.
Und dieses Leben letztlich ist jedem versprochen, jedem der Gott traut – und ich glaube, da spielt auch Religion keine Rolle.

Wirklich verstehen tut nicht
der, der etwas Erzähltes nachbetet, nachplappert, der der treue regelmäßiger Kirchgänger ist und jeden Sonntag hier sitzt und mit andachtsvollem griesgrämigem Blick mitbetet und halbherzig mitsingt.

Nein – wirklich verstehen tut es der und natürlich auch die, die es sich zu Eigen machen.

Wirklich verstanden hat das nur der Mensch, der das uns von Gott Erzählte auch selber tut – das ist der, der Gott traut und vertraut.

Das ist der, der seine, Gottes Botschaft lebt, auch mit allen Fehlern, mit aller Schuld und auch allem Versagen.

Ihr seid meine Zeugen, sagt der Herr – auch uns.

Und Zeugen sagen und leben die Wahrheit – seine Wahrheit.

Das ist der Weg nach Ostern!

Das ist unser Auftrag!

Genau!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .