Ostersonntag 2015
Ein Traum – ein Ostertraum – vielleicht machen sie einfach die Augen zu!
Da träumte jemand, er wäre in Jerusalem vor dem leeren Grab, und Jesus, der Herr, stand davor im weißen Gewand und der Auferstandene legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: „Siehe, der Himmel steht Dir offen. Er steht nun allen Menschen offen. Darum habe ich gelitten. Darum bin ich gestorben. Das hab‘ ich für Dich getan.“
Und gleich darauf fand er sich wieder, mitten im Paradiesgarten, auf einer großen blühenden Wiese, auf einer Decke, die ausgebreitet lag, wie zu einem großen Picknick. Und all die Menschen, die ihm wichtig waren, waren da, seine Eltern und Großeltern, verstorbenen Freunde, alle saßen um ihn herum und sagten: „Schön, dass Du da bist!“ Und sie feierten viele Stunden.
Doch plötzlich kamen welche und errichteten ein Haus, in unmittelbarer Nachbarschaft. Sie bauten ein Heim für Asylbewerber.
Und dann kamen andere und bauten eine Herberge, direkt auf der anderen Seite – eine Herberge für Obdachlose.
Und die Türken kamen und bauten eine Moschee und die Juden eine Synagoge und die Hindus einen Tempel.
Und dann kamen auch noch Spätaussiedler aus Russland dazu, und Flüchtlinge, die nach dem Krieg aus Schlesien und Rumänien und woher auch immer vertrieben worden waren.
Und da wachte er auf, Schweiß vor dem Kof und wusste nicht mehr, ob es ein Traum gewesen war oder nicht doch viel eher ein Alptraum, den er gerade hatte.
Liebe Schwestern und Brüder,
wie ist wohl der Himmel? Und wer wird dort sein? Und kennen Sie das auch, dass Menschen sagen, wenn der oder die dort sind, dann will ich unter keinen Umständen im Himmel sein?
Wen ertragen wir in unserer Gesellschaft, in unserer Nähe und Nachbarschaft – und wen nicht?
Manchmal denke ich, es müsste schon fast mehrere Himmel geben, so dass alle am Ende schön fein unter sich sind: einen Himmel für die Türken, einen für die Schwarzen, einen für die Studierten, einen für die Moslems, einen für die evangelischen – und die Katholiken meinen ja sowieso, dass sie im Himmel alleine seien – und natürlich einen nur für Ehemänner, die von ihren Frauen unterdrückt wurden, damit sie mal Ruhe haben.
Dass einmal alle Menschen, egal woher sie stammen, egal was sie können und ganz egal, was sie gemacht haben, selbst was sie verbrochen haben, dass einmal alle im Himmel beieinander sein sollen, eigentlich ist das doch unvorstellbar! Oder?
Können wir denn tatsächlich damit leben, dass Gott zunächst alle Menschen liebt?
Können wir damit zurechtkommen, dass er im Ernstfall sogar jedem vergibt, er jeden und jede großzügig in seine Arme nimmt?
Klar, dass er das bei mir so tut, darauf hoffe ich und darauf baue ich ganz stark. Aber all die Unmenschen, die mich immer wieder ärgern, die wird er doch hoffentlich zur Rechenschaft ziehen!?
Wir fordern immer wieder Gerechtigkeit von unserm Gott. Können wir aber auch mit seiner übergroßen Liebe und Barmherzigkeit leben?
Unser Gott will, dass wir das Leben haben, dass alle Menschen das Leben in Fülle haben. Er will und sorgt sich darum, dass keines seiner Kinder verloren geht. Eine Hölle will er nicht, will er nicht – für keinen.
Hoffentlich sind am Ende nicht wir es, die sie fordern – aber natürlich nur für die anderen.
Manchmal könnte man meinen, dass es eine Hölle eigentlich gar nicht braucht. Manchmal könnte man versucht sein zu glauben, die schaffen wir uns schon selber. So, wie es in manchen Redewendungen heißt, dass wir uns nämlich selbst das Leben zur Hölle machen.
Vielleicht ist genau das ja das eigentlich Entscheidende, was Gott uns schon in diesem Leben sagen will, dass wir unsere engherzigen Grenzen und Lieblosigkeiten zu anderen Menschen endlich überwinden.
Schauen sie doch mal, wer hier alles in der Kirche ist. Drehen sie sich ruhig mal um. Wen finden sie den toll von denen – aber wer hat sie schon mal geärgert? Wen finden sie denn arrogant oder doof? Wen können sie denn nicht so gut leiden?
Soll ich Ihnen was sagen – wenn die wollen, findet Gott einen Weg, dass sie alle in den Himmel kommen. Alle! Und die sitzen dann auf der Wiese vielleicht neben ihnen – immer – bis in Ewigkeit. Unser Gott ist nämlich für alle gestorben und auferstanden.
Darum sollten sie ihr Denken und ihre Einstellung vielleicht noch mal überprüfen.
Und wenn sie das vor Ihrem Tod tun und ihre Lieblosigkeit erkennen, fällt das Wort zum Sonntag, das Gott Ihnen sagt, bevor er sie in den Himmel schickt, vielleicht doch nicht so schlimm aus.
Ich freue mich auf einen Himmel voller Farben, voller unterschiedlicher Menschen, die spätestens jetzt Gott auch lieben. Ein Himmel voller Sprachen, die ich noch lernen kann und voller Geschichten, die ich noch nicht kenne. Und dann das Essen aus allen Enden der Erde, das so toll duftet und schmeckt.
Ich freue mich auch auf alle, die ich schon beerdigt habe und kannte, auch auf meine Eltern und mein bester Freund Phillip, auf unseren Pastor Joachimsky auch auf Anni, die ich gestern beerdigen musste, und es gibt dann viel zu erzählen.
Ich möchte den Rest der Ewigkeit nicht nur Halleluja singen.
Amen.