30. Sonntag A – Weltmission – Liebet einander

30. Sonntag A – Weltmission – Liebet einander

 

Liebe Schwestern und Brüder,

die meisten von Ihnen werden sich noch an den beliebten deutschen Quizmaster Hans Rosenthal erinnern. Rosenthal war Jude. Von 1943 bis 1945 hatten drei mutige Witwen Hans Rosenthal in einer Schrebergartenkolonie in Berlin versteckt.

Als der Krieg vorbei war, verließ er das Versteck und hatte an seiner Kleidung noch den Judenstern.

Damals war es in Berlin geschehen, dass SS-Soldaten ihre Uniformen weggeworfen und sich Zivilkleidung mit Judenstern besorgt hatten, um so der Gefangennahme zu umgehen.

Die rote Armee war dahinter gekommen und hatte jeden, den sie mit einem Judenstern antrafen, sofort an die Wand gestellt.

Rosenthal geriet in eine russische Patrouille, die ihn gleich erschießen wollte in der Annahme, er sei ein SS-Soldat.

In Todesangst schrie er immer nur: Aber ich bin Jude.

Da trat ein russischer Kommissar herbei, der sagte: „Wenn Du wirklich Jude bist, dann kannst Du mir auch das jüdische Glaubensbekenntnis auf Hebräisch aufsagen.

Zitternd begann Rosenthal zu beten: `schema jisrael adonai elohenu adonai echad´.

„Höre Israel, Gott ist der einzige, darum sollst Du den Herrn deinen Gott lieben mit ganzen Herzen, und den Nächsten sollst Du lieben wie dich selbst.“

Darauf sagte der Kommissar: „Du kannst gehen, Du bist Jude. Ich selbst bin es nämlich auch.“

So hat das Glaubensbekenntnis ein Leben gerettet.

 

Im heutigen Evangelium zitiert der Jude Jesus dieses auch sein jüdische Bekenntnis und er nennt sie die kostbarsten Worte, die es überhaupt gibt.

Das dreifache Liebesgebot:

Die Liebe zu Gott,

die Liebe zum Nächsten und

die Liebe zu Dir selbst.

 

Die dritte Weise der Liebe unterschlagen wir oft – weil wir uns schämen – weil wir uns kennen??

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst – wie dich selbst!!!

Die Nächstenliebe setzt unbedingt die Selbstliebe voraus.

Aber was ist das: Selbstliebe? Egoismus, ein In-Sich- Selbst-Verdrehtsein? Seine Mängel verdrängen und vergessen?

Das ist aus dem Mund Jesu sicher so nicht gemeint!

 

Was mit Selbstliebe in der Bibel gemeint ist, können vom heutigen Weltmissionssonntag, z.B. auch von Afrika, lernen.

„Wenn ich an euren Gottesdiensten teilnehme, dann beginne ich mich selbst zu lieben.“

So sagte einmal ein Besucher aus Europa einer Katechistin in einem Dorf in Ghana.

 

Die Gottesdienste dauern dort oft drei Stunden, 4 Stunden, manchmal 7 Stunden.

Und es wird dir nicht langweilig. Gottesdienste, in denen die Seele sich loslassen kann, wo die Sorgen des Alltags abfließen in die unendliche Weite Gottes hinein, in denen die Menschen ihre Nöte, Probleme und Leiden hinausbeten, hinaussingen, hinausschreien und hinaustanzen in diesen Gott hinein, die bringen mir inneren Seelenfrieden.

Und da kommt es auf eine Stunde mehr oder weniger nicht an, wenn ich merke: Ich kann bei Gott ausruhen. Denn das ist Selbstliebe, innerlich zur Ruhe, zu sich selbst zu kommen, zufrieden sein mit seinem eigenen Leben.

 

Offensichtlich hat dieser europäische Besucher das so in Afrika erlebt:

„Wenn ich bei euch und bei euren Gottesdiensten bin, dann beginne ich mich selbst zu lieben.“

Das Dreifach-Gebot der Bibel baut aufeinander auf: Voraussetzung für die Nächstenliebe und die Selbstliebe ist die Gottesliebe, von der gesagt wird, dass sie aus ganzen Herzen geschehen muss.

Das Herz ist die Mitte, der Kern, das Innerste unserer Person.

Wenn wir da Gott Einlass gewähren, dann haben wir eine Quelle, aus der wir schöpfen können, die uns JA sagen lässt zu uns selbst, auch zu unseren Macken und Schwächen und die letztlich dazu führt, dass wir uns selbst mögen.

Und nur, wer sich selbst leiden kann, der kann auch andere lieben.

 

Liebe Schwestern und Brüder, ein innerlich ausgeglichenes Leben, ist unerreichbar, wenn man zu Gott nicht die Beziehung hält, sagen alle christlichen Mystiker.

 

Plötzlich waren sie durch Gott verbunden, der deutsche Jude Hans Rosenthal und der russische Kommissar.

Jeden Morgen nach dem Aufstehen und jeden Abend vor dem Schlafengehen beten gläubige Juden das `shema jisrael adonai…´.

Sie klinken sich damit in Gott ein wie ein Bergsteiger in sein Sicherungsseil, wie ein Kind in die Arme der Eltern.

 

Ich denke, auch unsere Gottesdienste wären rappel voll, wenn Menschen mit uns diese Erfahrung machten: „Mein Leben ist in Gott gesichert.“

Oder wenn Gäste zu uns hier in der Sürenheide sagen „Wenn ich bei euch und in euren Gottesdiensten bin, dann beginne ich mich selbst zu lieben.“ Und darum kann ich dann auch andere lieben.

 

Amen.

 

 

 

 

„Höre Israel, Gott ist der einzige, darum sollst Du den Herrn deinen Gott lieben mit ganzen Herzen, und den Nächsten sollst Du lieben wie dich selbst.“

`schema jisrael adonai elohenu adonai echad´.

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