14. Sonntag im Jahreskreis – 6. Juli 2014 – URLAUB
Das erste Wochenende der Sommerferien!
Viele sind in der Urlaubszeit jetzt schon unterwegs. Andere haben den Urlaub noch vor sich.
Und selbst wer dieses Jahr nicht daran denken kann, weiß doch, wie das ist:
Verreisen und Koffer packen.
Wer erinnert sich nicht an die schwierigen Überlegungen:
Was nimmt man mit?
Was brauchst du?
Was lässt du besser zuhause?
Ein gewissenhafter Mensch hilft sich damit, dass er alles sorgsam plant und aufschreibt.
Das wird gewöhnlich eine längere Liste, kenne ich von meiner Familie. Da steht dann alles drauf.
Ein anderer stopft einfach in den Koffer rein, was ihm in den Sinn kommt.
Trotzdem bei Beiden am Ende die Frage: Hab‘ ich wirklich nichts vergessen?
Jesus gab seinen Jüngern, die er damals aussandte auch Ratschläge, aber anderer Art, einfachere:
Nehmt nichts
mit auf den Weg, ein Wanderstab genügt, sagte er.
Keine Vorratstasche, keinen Proviant, keinen Koffer, kein Geld, keinen zweiten Rock!
Ich weiß natürlich auch, dass die Aussendung der Jünger damals kaum mit einer heutigen Urlaubsreise zu vergleichen ist.
Das war etwas anderes: Jesus meinte das sicher praktisch – aber bestimmt auch symbolisch, beispielhaft – auch für uns heute.
Darum ist es vielleicht doch gut, diese biblischen Empfehlungen zu bedenken.
Nehmt nicht zu viel mit, will das heißen.
Belastet euch nicht.
Lernt es, mit leichtem Gepäck, nur mit dem Nötigsten zu reisen.
Im Grunde brauchst du recht wenig, um zu leben, um Mensch zu sein.
Und das willst du doch gerade jetzt, wenn du Urlaub machst: einmal frei sein, oder?
Ich kann mich an so manchen Urlaubsbeginn erinnern, wo ich überlegte: 4 Kinder, was muß man mitnehmen, auf was kann man verzichten?
Der Platz im Auto war sehr begrenzt.
Was nimmst du mit?
Warme Sachen, vielleicht doch auch kalte Sachen, etwas zum Spielen, etwas zum Essen, Fotoapparat, Reisepass, Geld.
Und dies und das …
Wie schön wäre das, einfach mal so loszufahren.
Nichts Unnötiges in der Tasche, nichts auf dem Rücken.
Einmal ganz unbelastet in den Tag gehen.
Das gilt auch von all dem, was wir im Kopf haben und an Problemen mit uns herumtragen.
Urlaub machen, das könnte heißen: einmal alles zurücklassen, Ballast abwerfen, aufatmen, abzuschalten.
Manchmal frage ich mich: Gilt das nicht auch für die Kirche?
Sie schleppt so vieles aus ihrer langen Geschichte mit, viele Bräuche, viele Erinnerungen, manche liebgewordene Tradition, auch viel Gold und Brokat.
Natürlich, wenn man in der Urlaubszeit in alte Kirchen kommt, dann bewundert man sie, alle Reichtümer der Kunst, die Reste vergangener Frömmigkeit.
Ich bin ganz sicher: ein kostbares und durchaus liebenswertes Erbe.
Aber unter all dem Traditionellen, all den Ritualen, all den Vorschriften, Geboten und Regeln, darf der lebendige, der gelebte Glaube
nicht ersticken.
Vieles hat sich da angesammelt im Laufe der Zeit: gewaltige Regelsysteme der Theologie, Tausende von Büchern, Wissenschaft und Weisheit vieler Jahrhunderte, und und und …
Aber wenn du es genau nimmst, brauchst du eigentlich nur ganz wenig, um zu glauben und so selig zu werden: das Glaubensbekenntnis vielleicht.
Und am Ende – vor der letzten Reise meine ich, wenn es Zeit wird aufzubrechen:
Was brauchst du dann, was willst du dann mitnehmen?
Ich denke, das „Vater unser“ wird genügen.
Oder ein „Herr, erbarme dich“, das dir aus dem Herzen kommt.
Vielleicht reicht es auch, wenn ich sage: „Jetzt bin ich da!“
Der Chef kennt mich ja – bin ich sicher.
Nehmt nichts mit auf den Weg, sagt Jesus, ein Wanderstab reicht.
Weshalb nennt er als einziges einen Stab?
Wie ist das gemeint?
Ob das vielleicht an den Psalm erinnert, den wir als Zwischengesang gebetet haben und in dem es heißt:
„Muss ich auch gehen in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil:
Dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht“?
Dann soll und will er selbst bei uns sein, der Herr, unser Halt, unser Helfer.
„Solo Deo basta!“ sagte die große Hl. Theresia, eine der tollsten Frauen, die ich aus der Kirchengeschichte kenne.
„Solo Deo basta!“ Gott allein genügt!
Amen.