PREDIGT 7. SONNTAG DER OSTERZEIT – 1. Juni 2014 –
Wenn jemand stirbt, dass haut einen oft ganz schön um. Und wenn es dann der Partner ist, oder die Mutter oder der Vater, dann entsteht ein Loch, eine Leere.
Man könnte fast die Lust am Weitermachen verlieren – und dennoch kein Auto fährt langsamer, die Zeit geht weiter und man muss sein Leben wieder selbst in die Hand nehmen.
Nach dem Tod fehlt Jesus seinen Jüngern als Freund und als verbindende Mitte. Sie treffen sich immer wieder, um über ihre Angst und Not, ihre Trauer und Enttäuschung zu sprechen.
Und während sie über Jesus und die Zeit mit ihm sprechen, merken sie – er ist bei uns, er ist hier – mitten unter uns.
Und genau das hält seine Freunde zusammen: Sie glauben fest, was Jesus über die Liebe und das Reich Gottes erzählt hat – was er ihnen versprochen hat: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter Euch“.
Und ganz besonders spüren das seine Freunde durch das Gebet, durch das Erinnern, durch das sprechen mit Gott, durch ihren Dank und ihre Bitten.
Sie verharrten einmütig, eines Sinnes im Gebet, heißt es in der Lesung.
Mir tut es so gut, hier in Gemeinschaft mit Ihnen, mit Euch, besonders auch mit den Kindern, zusammen zu kommen und gemeinsam zu singen, zu danken zu loben und zu bitten – das nennen wir beten.
An Christi Himmelfahrt ist Jesus nicht verschwunden, er hat für jeden Menschen da einen neuen Anfang gesetzt.
Der Tag ist sowas wie der 18. Geburtstag im Leben eines Menschen.
An diesem Tag dürfen wir feiern, dass wir in Gottes Augen erwachsen sind, volljährig und selbständig.
Darum sind wir selbst verantwortlich für unseren Glauben und unser christliches Leben.
Es ist nun unsere Aufgabe, Jesu Botschaft hier auf Erden selbständig weiterzuführen, selbständig den Weg zu gehen, den er uns vorgelebt hat.
Seit Himmelfahrt vor fast 2000 Jahren predigt Jesus nicht mehr selbst, jetzt sind wir dran – jeder von uns.
Seit Himmelfahrt streitet Jesus nicht mehr um die gerechte Sache – jetzt sind wir dran.
Seit Himmelfahrt ist Jesus nicht mehr hier um die Traurigen zu trösten – jetzt sind wir dran.
Seit Himmelfahrt ist Jesus nicht mehr leibhaftig da um die Hungrigen satt zu machen – wenn wir es nicht tun – tut es keiner.
Und – fast nicht zu verstehen, wenn man den zurückgebliebenen traurigen Haufen sieht: Gott traut uns das zu, dass wir das schaffen.
Er traut uns zu, dass wir hier auf Erden seine Hände, seine Füße und seine Stimme sein können.
Gott kennt jeden von uns und er traut uns unendlich viel zu! Das ist ein guter Grund sich zu freuen!
Dieser Beistand, dieser Mutmacher, sein Heiliger Geist kommt an Pfingsten auf alle – auf jeden und jede – herab.
Und jeder, alle – auch die Verler, auch die Kinder, jeder kann deshalb auch raus gehen in die Gemeinde, in die Welt und dort etwas Gutes bewirken, je nach eigenen Möglichkeiten und Begabungen.
Ich kenne keinen Menschen, der kein Talent hat, der sich nicht irgendwie uneigennützig einbringt, in den Gremien, in Vereinen, in der Politik, bei Kirche, in der Nachbarschaftshilfe oder im Freundeskreis.
Und zusammen leisten sie so viel, unbezahlbar viel!
Haben wir es wirklich kapiert? Ist es hier oben angekommen?
Den Jüngern damals fiel es wie Schuppen von den Augen, als sie sich erinnerten, was Jesus gesagt hatte: „Seid gewiss, ich bin bei Euch alle Tage – bis ans Ende der Welt!“
Mir macht dieser Satz unendlich viel Mut. Diese Zusage gibt mir Kraft.
Dieser Satz gibt mir immer wieder Anschub:
– wenn Glaubenszweifel kommen
– wenn ich keinen Bock mehr habe, weil ich frustriert bin
– wenn ich mich überfordert fühle
– wenn Dinge nicht so laufen, wie ich gerne möchte
Liebe Mitkämpfer! Eigentlich wissen wir es doch alle:
Ein Fisch kann im Wasser nicht ertrinken, er ist da in seinem Element.
Ein Vogel kann in der Luft nicht abstürzen, da gehört er hin, er ist in seinem Element. Fisch und Vogel sind getragen von dem, was sie umgibt.
Und ein Mensch? Wann sind wir in unserem Element?
Wenn wir uns tragen lassen von Gottes Liebe, wenn wir Gott glauben und ihm uns anvertrauen, dann sind wir ganz in unserem und in seinem Element.
„In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir“, sagt Paulus.
Ist das herrlich!
Wir sind so unendlich frei und sicher wie ein Fisch im Wasser und wie ein Vogel in der Luft.
Das ist echte Frohe Botschaft!
Nicht da wo der Himmel ist, ist Gott! –
Da wo Gott ist, ist der Himmel!
Und ich bin so gerne im Himmel – zusammen mit Euch!
Amen.