PREDIGT 7. Sonntag i. Jks – 23. Februar 2014 – A
Liebe Gemeinde!
Ich möchte Sie bitten, sich zu entspannen.
Bitte machen Sie es sich so bequem wie es auf den harten Stühlen möglich ist. Und bitte, bitte schließen Sie die Augen.
Schließen Sie wirklich Ihre Augen! Und nun stellen Sie sich die Menschen vor, die Ihnen wichtig, lieb und teuer sind – Menschen, die Sie liebhaben oder liebhatten: den Ehepartner; die Mutter; den Vater; die Kinder; die Geschwister; die Freundinnen; die Freunde; die Kollegen!
Ihre Gesichter ziehen an Ihnen vorüber. Es fallen Ihnen schöne Erinnerungen ein!
Sie erinnern sich, wie Sie den Ehepartner kennen- und lieben gelernt haben.
Sie erinnern sich, wie sie als Kind bei Ihrer Mutter waren und wie schön es war, bei ihr zu sein.
Sie erinnern sich, wie Sie Ihr Vater an die Hand genommen hat.
Sie erinnern sich an Ihre eigenen Kinder, wie sie geboren wurden und wie sie als Kleinkinder gespielt haben.
Menschen, die Sie liebhaben oder liebhatten ziehen vor Ihrem inneren Auge vorüber – Ihnen wird dabei ganz warm ums Herz!
Bitte halten Sie Ihre Augen weiterhin geschlossen!
Stellen Sie sich nun die Menschen vor, auf die Sie zornig sind, stinksauer – die Sie vielleicht sogar hassen.
Stellen Sie sich gerade den Menschen vor Augen, auf den sie heute noch eine besondere Wut haben.
Vielleicht damals aus der Schulzeit, der eine oder andere Lehrer, der absolut kein Verständnis für seine Schüler aufbrachte, oder der Ausbilder, der Sie nur ausgenutzt hat, oder der Arbeitgeber, der Sie einfach unfair behandelt hat.
Menschen fallen Ihnen ein, die Sie lieber längst vergessen hätten.
Der alte Ärger kommt wieder hoch – vielleicht wird Ihnen kalt ums Herz! (Augen auf)
Zorn und Hass sind eigentlich wohlvertraute Gefühle.
Jeder kennt sie, doch kaum einer will sie wahrhaben.
Wer noch niemals zornig oder wütend gewesen ist, bei dem stimmt etwas nicht oder der muß ein ganz übler Heuchler sein.
Vor langer Zeit, ich war noch nicht Diakon, habe ich jahrelang die Firm Vorbereitung in der Sürenheide gemacht. Damals mit deutlich mehr Elternarbeit und Firmwochenenden irgendwo im Kloster und deutlich mehr Firmlinge.
Ich hatte die Hauptverantwortung.
Und dann war es soweit – der Bischof kam, Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat in schwarzen Anzügen, zogen feierlich mit dem Bischof ein.
Arthur kam nach den Firmlingen als letzter und machte die Tür zu.
Und der Bischof lobte die tolle Firmvorbereitung, die schwarz gekleideten strahlten um die Wette und hatten eine vor stolz geschwollene Brust.
Und ich saß an der Seite, war froh, dass die Firmlinge sich halbwegs benahmen und erstmal alles vorbei war – und war stinksauer.
Mir sagte niemand Danke, mich lobte keiner.
Und sie werden es nicht glauben, mir fiel plötzlich ein, dass ich noch nie für diese Menschen gebetet hatte.
Es war für mein Leben ein Schlüsselerlebnis.
Ich habe dann für alle diese Menschen gebetet, mir ging es gut und ich hatte dann weniger Probleme damit. Und das tue ich bis heute, beten für die, die ich nicht so gut leiden kann.
Liebe Freunde und Mitbeter, Frieden ist so schön.
So denken und geht es allen Menschen rund um den Erdball. Wir tragen im Herzen den Wunsch nach Frieden. Ich bin davon überzeugt, das ist eine tief verankerte Erinnerung an das Paradies und die Sehnsucht nach dem Himmel.
Jesus widerspricht damals seinen Zuhörern wenn er sagt: „Liebt auch eure Feinde!
Tretet vor Gott und bittet für die, die euch hassen und verfolgen.
Versteht doch, nur so handelt ihr wie Kinder Gottes.
Gott lässt doch auch die Sonne für Böse und Gute scheinen und er lässt es für Fromme und Gottlose regnen.
Gott macht da keinen Unterschied. Macht ihr auch keinen Unterschied.
Liebt Freund und Feind. So erhaltet ihr Frieden.“
Als ich mir bei der Predigtvorbereitung klar machte wie schwierig das ist, dachte ich zurück an meinen Turnunterricht in der Schule. Bockspringen war oft dran. Und der Bock wurde nach jedem Sprung ein Stück höher gestellt. So lange, bis auch der beste Turner nicht mehr drüber springen konnte. Ich war schon Minuten vorher hängen geblieben, war nämlich damals der dickste in der Klasse.
Aber so kommen mir die Forderungen Jesu auch vor. So hoch, dass sie keiner schafft. Und wenn wir uns noch so anstrengen, ‚der Bock steht zu hoch‘. Vor Jesu Forderungen hängen wir wie schlappe Säcke vor einem zu hohen Bock.
Machen wir uns nichts vor. Wir Menschen können Frieden aus eigener Kraft nicht erhalten. Wir brauchen Hilfe. Beim Bockspringen im Turnunterricht war die Hilfe ein Sprungbrett vor dem Bock. Mit dem Sprungbrett war zu schaffen, was ohne unmöglich war.
Und so stellt uns auch Jesus ein Sprungbrett vor seine hohen Forderungen. Er gibt uns seinen Heiligen Geist. Mit seiner Kraft schaffen wir, was uns allein unmöglich ist. Nun ist es nur noch wichtig, dass wir uns auf seine Kraft verlassen und uns von ihm hinüber tragen lassen.
Mir gelingt das fast immer, wenn ich für die bete, die mich ärgern.
Und immer häufiger kann ich mehr geben.
Mit der Kraft des Heiligen Geistes kann ich mit Menschen ‚die zweite Meile gehen‘ oder Menschen freundlich begegnen, die mich ablehnen.
Darum habe ich mir heute wieder vorgenommen: Ich will nicht vor dem bösen Bock aufzugeben und es mir auf den weichen Matten an der Wand gemütlich machen.
Ich will es aber auch nicht aus eigener Kraft versuchen Frieden zu erhalten – Ich schaffe es doch nicht.
Ich will wieder häufiger die Kraft des Heiligen Geistes in Anspruch nehmen. Er bringt mich sicher über den Bock.
Treffen sie doch heute auch diese Entscheidung. Der Heilige Geist hilft jedem.
Dann wird es morgen noch mehr Frieden im Verler Land und in dieser Welt geben.
Sie werden ein Wohlgefühl spüren, als wären sie schon im Himmel.
Toll ist das!
Amen