6.Sonntag Jk Mt 5 17-37 16.2.14

 

Predigt Mt 5 17 -37 6. Sonntag im Jahreskreis – 16. Februar

 

 

Liebe Schwestern und Brüdern,

meine Güte, muss ja ein wichtiges Anliegen von Jesus sein, dass wir gut und friedlich miteinander umgehen, dass unser Blick auf das andere Geschlecht nur neutral und ohne Hintergedanken ist und wenn wir was sagen, dann soll es auch die Wahrheit sein. Aber – übertreibt er da nicht ein bisschen?

Wer von uns hat nicht mal Stress oder schlechte Laune, da rutscht einem doch mal eine Beschimpfung raus, oder? Das muss der Partner oder die Freundin doch aushalten!

Oder – man wird doch wohl mal gucken dürfen, nur gucken – andere Väter haben doch auch schöne Töchter!

Und dann – Euer Ja sei ein Ja – wer kann schon diese direkte Wahrheit immer vertragen? Da wären meine Frau, die Nachbarn und Freunde sicher oft beleidigt.

So denken Sie doch sicher auch, oder?

 

Der bekannte indischer Exerzitienleiter Anthony de Mello, erzählte folgende Geschichte:

„Ich konnte kaum meinen Augen trauen, als ich den Namen des Ladens sah: Wahrheitsladen. Dort wurde Wahrheit verkauft. Die Verkäuferin war sehr höflich. Welche Art Wahrheit ich denn kaufen wolle, fragte sie.

Teilwahrheiten oder die ganze Wahrheit?

Natürlich die ganze Wahrheit, sagte ich.

Nichts da mit Halbwahrheiten, oberflächlichem Wissen, moralischen Mäntelchen.

Ich will meine Wahrheit schlicht und klar und ungeteilt.

Sie winkte mich in eine andere Abteilung des Ladens, wo die ganze Wahrheit verkauft wurde.

Der Verkäufer dort sah mich mitleidig an und zeigte auf das Preisschild. ‚

Der Preis ist sehr hoch, mein Herr‘, sagte er. , Wie viel ‚, fragte ich, entschlossen, die ganze Wahrheit zu erwerben, gleichgültig, was sie kostete.

, Wenn Sie diese hier nehmen ‚, sagte er, ‚bezahlen Sie mit dem Verlust Ihrer Ruhe, Ihres guten Gewissens und Ihrer Zufriedenheit, und zwar für den Rest Ihres Lebens.‘

 

Gerade an diesen Sonntagen werden wir in der Bergpredigt mit der ganzen Wahrheit Jesu konfrontiert, direkt und ohne Schnörkel.

Die Sätze die wir von Jesus eben gehört haben, sind der Kern der christlichen Botschaft, das Lebensprogramm Jesu für alle Menschen die ihm nachfolgen – und wir gehören dazu.

Diese Wahrheit, die Jesus allen zumutet, die in seinem Geist leben wollen – und darum sind Sie alle hier – diese Wahrheit mit dem hohen Preis heißt ganz klar:

Wir brauchen eine neue Blickrichtung! Wir brauchen ein neues Denken!

Weg von der Frage nach Gesetz und starren Regeln.

Weg von der Frage, was ist gerade noch erlaubt, hin zu einer neuen Gerechtigkeit, hin zu wahrer Nächstenliebe.

Hin zu dem was das Leben wirklich zur Entfaltung bringt.

Und das kostet: Liebe, Energie, Ausdauer, Geduld.

Das erfordert eine ständige Suche nach dem Hilfreichen, nach dem Liebevollen, nach dem Helfenden, nach dem Guten.

Das ist der schlichte und einfache Weg zu unseren ehrlichen Gedanken und Gefühlen in unseren Herzen.

 

Wenn ich einen anderen töte ist das meistens für alle sichtbar! Dann bin ich dran! Verl steht ja im Moment in jeder Zeitung.

Entscheidend ist aber doch für mich als Christ wenn ich bloß über den Anderen denke: „Der ist für mich gestorben!“ „Den kann ich auf den Tod nicht leiden!“

Haben Sie sich mit denen versöhnt, mit denen Sie im Streit sind, bevor Sie hier hingekommen sind? Haben sie wenigstens schon mal für diesen Menschen gebetet?

Genau so sichtbar ist, wenn jemand sich scheiden lässt, das ist dann das Ende eines in guter Absicht gegebenen Versprechens.

 

Entscheidend aber ist doch, dass die Entfremdung schon lange vorher im Denken und Fühlen begonnen hat.

Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, welche Macken Sie selbst haben und wie blöd sie manchmal sind? Wissen Sie doch genau!

Wir müssen mit der Umkehr, mit dem Neubeginn da anfangen, wo all die Taten geboren werden.

Hier – da drin, in unseren Herzen.

Meinen wir also nicht, bei unseren kleinen Ausrutschern in Worten oder in Blicken oder im Denken, da käme es nicht so drauf an!

Auch sie können böse verletzen, krank machen und nachwirken ein ganzes Leben lang.

Wichtig ist deshalb, dass wir uns immer wieder auf den Weg zum anderen machen, um etwas in Ordnung zu bringen – ohne zu berechnen ob ich dran bin.

Natürlich ist das oft nicht leicht. Natürlich muss ich dann meinen inneren Schweinehund überwinden.

Aber das ist der Preis für unser Christsein, das ist der Auftrag Jesu an uns – an mich!

 

Die Geschichte vom Anfang endet so:

„Traurig verließ er den Wahrheitsladen. Er hatte gedacht, er könne die ganze Wahrheit billig bekommen“.

Die neue Blickrichtung die Jesu heute und jeden Tag von jedem von uns erwartet, ist nicht billig, sie ist eine hohe Messlatte.

Sie bedeutet:

Beginne mit der Änderung deines Denkens dort, wo all die lieblosen Taten geboren werden, in dir selbst, in deinem Herzen!

 

In der jüdischen Weisheitslehre, dem Talmud um die Zeit Jesu heißt es:

Achte auf deine Gedanken,

denn sie werden zu Worten.

Achte auf deine Worte,

denn sie werden zu Handlungen.

Achte auf deine Handlungen,

denn sie werden zu Gewohnheiten.

Achte auf deine Gewohnheiten,

denn sie werden dein Charakter.

Achte auf deinen Charakter,

denn er wird dein Schicksal.

 

Unser Gott ist oft über uns traurig, aber er hat jeden von uns unendlich lieb. Darum heißt es im Talmud auch: „Wir Menschen können nur heile Gefäße gebrauchen, unser Gott aber füllt die Zerbrochenen“.


 

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