28. Sonntag im Jahreskreis – 13. Oktober 2013 –
PREDIGT
Immer wenn ich dieses Evangelium höre, denke ich an Firmvorbereitung vor längerer Zeit. Ich fragte die Firmbewerber:
Was denkt Jesus wohl über den einen, der da zurückkommt, und über die neun anderen? Ein Junge sagte ganz spontan:
„Jesus denkt: Die neun sind wohl auch ein bisschen krank im Kopf!“
Ja, so haben selbst junge Leute ein gutes und natürliches Gefühl für Danken und Loben. Sie wachsen daran, dass sie bestätigt und ermutigt werden.
»Wann haben Sie Ihr Kind das letzte Mal gelobt?« war vor vielen Jahren ein Autoaufkleber. Und wann haben Sie das letzte Mal Ihren Ehepartner, Ihre Mitarbeiterin, Ihre Mitbewohner, ihre Hilfe hier im Anna Haus gelobt und ihnen gedankt, statt einfach alles als selbstverständlich zu nehmen?
Wie viel schneller gehen uns Kritik und auch Spott – als Lob und Dank über die Lippen! Auch Erwachsene wachsen noch an Lob und Dank, durch dauernde Kritik und Meckerei werden sie Stück für Stück kleiner und kleiner …
Und wann haben wir das letzte Mal Gott gedankt und ihn gelobt? Nicht nur »routinemäßig«, weil es in der Hl. Messe ebenso üblich ist, sondern aus tiefster Überzeugung: weil ich gesund bin, weil es uns so gut geht und weil wir nicht in einem Land mit Hunger oder Naturkatastrophen leben müssen, weil es hier bei uns so schön ist, dass uns in diesen schönen Herbsttagen wieder das Herz aufgeht, weil wir so gesunde Luft haben, weil einem die Kinder oder Enkel so froh und glücklich machen, weil, weil, weil …
Das heutige Evangelium ist eigentlich eine große Provokation. Sie wissen sicher, wie übergenau Juden, insbesondere die Pharisäer, in Sachen »Reinheitsgebote« waren und wie oft sich Jesus mit ihnen darüber gestritten hat.
Für jeden Juden stand endgültig fest: Jeder Samaritaner ist die Ausgeburt des Unreinen und des Teufels. Mit solchen Leuten durfte man keinen Umgang haben, mit ihnen konnte man nur im »kalten Krieg« leben.
Und gerade einer von denen, ein Samaritaner, wird jetzt von Jesus den jüdischen Zuhörern als das große Vorbild vorgestellt…
Doch auch uns können viele Fremde oder Kinder, ganz einfache Menschen, beschämen, weil für uns alles so selbstverständlich ist, weil uns Lob und Dank so schwer über die Lippen kommen, weil wir dabei oft Gott vergessen.
Er braucht unser Lob nicht, um sich als Gott groß und anerkannt zu fühlen, aber uns bringt das sicher aus manchem Höhenflug und Größenwahn wieder »auf den Teppich« zurück, denn in vielerlei Hinsicht haben wir zwar keinen »Vogel« oder „sind wohl ein bisschen krank im Kopf“, aber wir haben doch ein überzogenes Bild von unserem Können.
Ich fände es gut, wenn man demnächst öfters auch mal auf einem Autoaufkleber lesen könnte:
»Wann haben Sie das letzte Mal Gott gelobt und ihm gedankt?«
Schließen will ich mit einem Gebet der Keckchi-Indianer aus Guatemala:
„Um was soll ich dich bitten, du mein Gott?
Ich habe dir doch noch nicht für alles gedankt.
Wie aber sollte ich aufhören, dir zu danken?
Wo ich doch nicht weiß, ob ich dir morgen noch danken kann.“ Amen.