Ostersonntag 2013

Predigt Ostersonntag 2013 – Marienkapelle

Heute Ostern feiern? Ostern war vor über 2000 Jahren, jedenfalls aus geschichtlicher Sicht.

Dass die Jünger sagten: „Der Herr ist wahrhaft auferstanden!“, das hat sich vor vielen, vielen Generationen ereignet. Eigentlich ist Ostern längst vorbei.

Aber was feiern wir dann hier und heute und jeden Sonntag? Nur reine Erinnerung, „in memoriam“, in Gedenken an früher?

Wenn das so wäre könnten wir getrost zu Hause bleiben, mit dem Hintern im Bett.

Das was wir heute feiern, muss einen anderen Grund haben.

Es geht nicht nur um Erinnerung.

Ostern ist viel zu groß, viel zu gewaltig, viel zu bedeutend um bloß ein Ereignis aus der Geschichte zu sein.

Ostern war nicht nur damals, Ostern passiert zum Glück fast jeden Tag.

Das Leben wäre sonst auch nicht auszuhalten.

Auch der Karfreitag wäre nicht auszuhalten.

Nein nicht der vor 2000 Jahren, den meine ich nicht.

Ich meine den Karfreitag, der immer wieder stattfindet, täglich oder stündlich.

Ich meine den Karfreitag, wo auch heute immer wieder Menschen an irgendwelche Kreuze geschlagen werden.

Da wo ihnen die Lebensgrundlage entzogen wird, wo Leben unmöglich wird, weil die Erde bebt und alles unter sich begräbt.

Da wo der Tsunami kommt und durch seine Folgen Leben auf Jahrtausende zerstört.

Da wo mir jeden Tag die Decke auf den Kopf fällt, weil meine Lebensumstände tödlich eng geworden sind, dass mir die Luft zum Atmen fehlt.

Da wo mir die Krankheit die Beweglichkeit und die Worte raubt, und ich die Zukunft nicht erkennen kann.

Da wo die Liebe zerstört oder gestohlen wird und mein Leben zusammenbricht.

 

Überall da ist Karfreitag, jeden Tag neu, überall auf der Welt.

Solche Karfreitage zwingen die Menschen in die Knie, lassen sie unter dem Kreuz zusammenbrechen, in der Trauer um Angehörige, in der Hoffnungslosigkeit bei einer neuen Krankheit, in Schmerz und in Leid.

Karfreitage machen fassungslos, sie lähmen und machen Leben unmöglich.

 

„Jetzt ist alles aus!“ sagten die Jünger, die niedergeschlagen völlig am Boden waren.

Und sie, auch hier in der Marienkapelle, besonders vielleicht auch in den Zimmern auf der Station, Sie kennen alle solche Situationen.

Aber wann fängt Ostern dann an?

 

Da laufen zwei einfach los!

Da sind zwei aufgestanden und machen sich auf den Weg.

Was glaubten sie denn zu finden? Das Grab war leer. Ok – der Leichnam war weg.

Aber tot ist tot. Es ist alles aus und vorbei.

Aber sie laufen trotzdem, wahrscheinlich wissen sie gar nicht warum.

Sie tun was, sie gehen einfach.

Der eine langsam, weil er denkt, hingehen ist besser als nichts tun, der andere schneller, vielleicht weil er etwas ahnt, weil er etwas spürt.

Da überwinden zwei Menschen ihre Starre, ihre Lähmung und beginnen zu gehen!

So – Und jetzt fängt Ostern an!

Das ist Ostern!

Da wo Menschen nicht liegen bleiben.

Da wo Menschen wieder aufstehen – immer wieder, einmal mehr als man gefallen ist.

Da wo sie sich aufrütteln lassen, hier durch das Gerede der Frauen und ein paar Schritte gehen,

zunächst ohne zu wissen wohin,

ohne zu wissen was sie erwartet – aber offen für das was möglicherweise passiert –

eigentlich offen für Ostern!

Nicht immer ist Ostern wie ein Erdbeben, nicht immer ist Ostern das ganz große Ereignis.

 

Manchmal ist Ostern auch ganz klein und bescheiden, ganz privat,

wenn ich die Blumen wieder sehen kann, zwischen all den Trümmern meines Lebens.

 

Wenn ich ein Lächeln erahnen kann in meiner tiefen Depression.

 

Wenn ich die Sonne wärmend spüre zwischen all der Kälte, die das Miteinander manchmal prägt.

Wenn ich als erster die Hand zur Versöhnung reiche.

Wenn eine einzige Kerzenflamme beginnt, Dunkelheit und Finsternis in mir zu vertreiben.

 

Ostern beginnt dort, wo Menschen sich wieder aufrappeln.

Wo sie sich aufmachen, einfach zu gehen beginnen, auf ein Ziel zu, das sie nicht kennen.

Einfach getrieben von einer Ahnung und einer unzerstörbaren Hoffnung.

Dort fängt Ostern an.

Gott sei Dank, auch heute und hier und immer wieder neu.

 

Und darum ist Ostern doch kein Ereignis von früher – nicht nur Geschichte.

Ostern war nicht irgendwann – Ostern ist!

Halleluja!

 

 

 

 

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .