3. Fastensonntag 2013 – Dornbusch –

Predigt 3. Fastensonntag 2013 – Dornbusch –

Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.

Viele denken das – der eine oder andere von Ihnen sicher auch! Dabei stammt dieses Zitat von Sokrates und der hat vor 2.500 Jahren gelebt.

Viele glauben auch, früher war das mit dem Glauben leichter, da gingen noch alle zur Kirche, jeden Sonntag – oder noch früher als Jesus in Israel durch die Gegend zog, oder noch früher als die Propheten sprachen und Moses sein Volk durch die Wüste führte.

Für den, der die Verklärung auf dem Berg Tabor miterleben konnte, oder wie Paulus vom Pferd gehauen wurde, für den, dem Gott selbst im brennenden Dornbusch begegnete, für den muss es schließlich leicht gewesen sein, zum Glauben zu kommen – viel leichter als für uns, die wir von all dem nur lesen und hören und es unbesehen glauben müssen.

Liebe Schwestern und Brüder,

viele denken das. Und ich bin mir ganz sicher, dass sie sich ganz gewaltig täuschen.

Zum Glauben zu kommen, das war und das ist zu allen Zeiten gleich schwer:

Hunderte haben die Propheten gehört und sind kopfschüttelnd dagestanden, ohne auch nur ein Wort zu glauben.

Tausende haben Jesus erlebt und ihn lediglich für einen Spinner gehalten.

Damals dabei gewesen zu sein, das heißt noch lange nicht, dass man auch automatisch – praktisch wie von selbst – zum Glauben gekommen wäre.

Das Bild vom Dornbusch, der brennt und nicht verbrennt, das ist für mich mit das beste Beispiel dafür.

Sie dürfen glauben, da stand kein Dornbusch in Flammen!

Wenn es um Dinge geht, die uns die Schrift berichtet, dann vergessen Sie bitte ganz schnell solche Bilder, wie Sie sie aus Hollywood-Filmen kennen.

Ganz sicher ist Mose Gott begegnet.

Aber Gottesbegegnungen lassen sich nicht fotografieren, sie sind nicht wirklich erklärbar. Deshalb musste die Bibel, um den Menschen klar zu machen, was der Moses erlebt hat, auf ein Bild zurückgreifen, auf das Bild vom Feuer.

 

Das, was ihm begegnete, das war wie Feuer: erschreckend, furchterregend und gewaltig, aber gleichzeitig auch begeisternd, anziehend und strahlend hell.

Feuer – das steht für Wärme, für Leben, für Geborgenheit und Schutz.

Und etwas, das wie so eine Feuer brannte, das ist Mose begegnet: Diese umhauende, liebende Gegenwart Gottes, die Mose allein im Bild des Feuers ausdrücken konnte – und zwar eines Feuers, das nie verlöscht, das immer brennt, wann, wo und wie es auch sei.

 

Denn genau das, bedeutet auch der Name, den Moses den Menschen weitergegeben hat. Gottes Name, sein Wesen, das ist einfach „Dasein“! Mit uns sein. Bei uns sein – immer!

Er ist der, der da ist, für uns, und zwar wann, wo und wie es auch sei.

 

Dieser Gott ist Mose auf für uns unerklärliche Art und Weise begegnet.

Wir hätten da danebenstehen können, und möglicherweise nichts, aber auch gar nichts bemerkt.

Wir hätten auf Tabor dabei sein können und uns anschließend möglicherweise gefragt, was die Jünger denn an diesem Menschen finden.

Wir hätten die Propheten hören können und hätten möglicherweise genauso wie tausend andere den Kopf geschüttelt und wären weitergegangen.

 

 

 

 

 

 

 

Wenn es damals einfacher gewesen wäre, die Zeichen der Gegenwart Gottes zu deuten, dann hätten ihm mehr geglaubt, dann hätten nicht so viele gezweifelt, und dann wären unter dem Kreuz nicht nur zwei übrig geblieben.

Gott ist nicht einfach überall sichtbar.

Gott führt uns nicht zwangsläufig nicht mit Gewalt zum Glauben.

Aber er lässt sich finden: von denen, die sich für ihn öffnen, die ihn aufmerksam suchen, die ihn im Hören auf ganz stille Zeichen in dieser Welt entdecken, von denen lässt er sich finden.

Und das ist zu keiner Zeit leicht gewesen.

Aber genau deshalb ist es heute auch kein bisschen schwerer als damals.

Die Liebe Gottes, die uns als Bild des nie erlöschenden Feuers immer wieder begegnet, lässt sich heute genauso entdecken, wie zur Zeit des Moses.

 

Wenn Sie diese Liebe suchen, die die Bibel im Bild des brennenden Dornbusches beschrieben hat, dürfen Sie nur nicht auf brennende Bäume warten.

Schauen Sie in die Augen eines Kindes, Ihres Enkelkindes, eines lieben Tieres.

Schauen sie in das Gesicht Ihres Partners oder Ihrer Partnerin.

 

Spüren Sie den Menschen, der sie in den Arm nimmt und ihnen hilft, und sie werden etwas von dem Feuer das Mose gesehen hat entdecken, von diesem Dornbusch, der brennt und niemals zu brennen aufhört.

Schauen Sie auf Menschen, in denen dieses Feuer, das Mose gefunden hat glüht, und Sie werden Gott auch finden und Sie werden ihm glauben können – mit den gleichen Schwierigkeiten, die ein Paulus hatte, mit den gleichen Zweifeln, die die Jünger Jesu quälten, und mit dem gleichen Unverständnis das dem Mose begegnete, aber mit kein bisschen weniger Sicherheit, als es den Menschen damals möglich war.

 

Nein, es war nie schwerer, an Gott zu glauben, als es heute der Fall ist – aber es war auch noch nie einfacher.

Gott lässt sich finden, wo man ihn sucht. Mutter Teresa hat ihn gefunden in den Kranken und Sterbenden. Gott lässt sich finden auch in Verl.

Unser Gott ist kein Gott der Vergangenheit, kein Gott der Geschichte, den man nur damals hätte wirklich erfassen können, und er ist auch keiner, der erst noch kommen wird.

 

Er ist der Gott, der da ist, immer, für alle und zwar jetzt, auch hier, auch unter uns, bei den Kommunionkindern und den Alten.

Er ist natürlich bei denen die alt und krank zu Hause sind und selbst auch bei denen die heute keine Lust hatten zu kommen.

Lasst uns besonders in dieser Fastenzeit alle unsere Sinne öffnen und wir werden ihn finden, wenn wir ihn suchen.

Er schaut uns schon lange liebevoll an – Dich und mich und er wartet auf uns!

Amen.

 


 

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