EPIPHANIE – Heilige Drei Könige 2012

Predigt EPIPHANIE – Heilige Drei Könige 2012 (Sürenheide)

 

Die Geschichte im Evangelium kennt doch wohl jeder!

Die Sterndeuter aus dem Osten, die Weisen oder eben auch die Heiligen Drei Könige, sind aus der Weihnachtskrippe nicht wegzudenken. Sie gehören zum Inventar der Weihnachtszeit, Figuren, die uns vertraut sind.

Unsere Sternsingerinnen und Sternsinger machen es uns vor: Sie schlüpfen in die Rolle der

Könige. Und kommen damit der Wahrheit ganz nahe, denn die Könige – so glaube ich – haben

mehr mit uns zu tun, als wir denken.

Ich sehe drei Menschen auf der Suche. Drei Menschen mit einer Sehnsucht, die so groß ist, dass sie ins Unbekannte aufbrechen.

Wir wissen nichts über ihr persönliches Leben, aber eines steht doch fest: Mag es noch so

prächtig gewesen sein, es fehlte etwas, es war nicht komplett. Und diese Lücke, diese

Sehnsucht hat sie so gequält, dass sie dafür alles zurückgelassen haben und

aufgebrochen sind.

Das, was sie suchten, war ihnen wichtiger als alles, was sie in ihrem Leben schon gefunden hatten.

Gibt es solche Momente in unserem Leben auch?? Dass uns im Ablauf unserer Tage und

bei allen gelungenen Erfahrungen doch gelegentlich ein Gefühl überkommt: Das kann noch

nicht alles gewesen sein. Da sind noch zu viele Lücken in unserem Leben und in unseren

Erfahrungen, und uns packt eine Sehnsucht, aufzubrechen, Neues zu wagen.

Aufbrechen allein ist zu wenig

Wir haben ein Ziel: die Begegnung mit Gott auf unserem täglichen Weg und am Ende unseres Lebens. Und alles was darauf zuläuft, das ist der richtige Weg dorthin.

„Erscheinung des Herrn“ feiern wir heute.

Gott kommt in diese Welt, damit wir ihn suchen und auch finden.

 

Wir suchen Gott, auch in diesen Tagen, in unserer oft so unverständlich furchtbaren

Welt zu finden, trotz aller grausamen Kämpfe im Gaza-Streifen und Syrien und an so vielen Stellen der Welt, trotz der Amokläufe an Schulen mit unvorstellbar tödlichen Ergebnissen, trotz der schlimmen Sachen mit den Frauen in Indien und überall auf der Welt.

Und dennoch ist unsere Suche nach Gott nicht hoffnungslos.

Es gibt auch in unseren Tagen Zeichen , die uns den Weg weisen.

Vielleicht sehen wir sie vor lauter Sternen nicht mehr.

Doch, dass in diesen Tagen –zig Tausende von Kindern und Jugendlichen mit ihren erwachsenen Begleitern oft bei Schnee – bei uns Regen – und Kälte ausgehalten haben, um von Gottes Menschwerdung Zeugnis abzulegen um allen Menschen Gottes Segen zu bringen und für bedürftige Kinder in Tansania und vielen Orten der Welt zu sammeln – ist das kein Zeichen?

Was brauchen wir mehr?

Es gibt so viel Einsatz und Liebe wahrzunehmen auch in unseren Gemeinden.

Dies ist alles nicht selbstverständlich, sondern Hoffnungszeichen genug, um immer wieder aufzubrechen und nach dem Quell aller Liebe, nach Gott zu suchen.

Und Ankommen ist wichtig!

Am Ziel anzukommen, das Gesuchte zu finden, das kann manchmal eine große

Überraschung sein. So ist es sicherlich den drei Königen auch ergangen. Ein hilfloses Kind im Stall hatten sie nicht erwartet. Und dennoch wussten sie sofort, dass sie am Ziel waren – obwohl alles ganz anders war, als gesucht und erträumt.

Ich glaube, so wird uns das auch gehen.

Wenn wir am Ziel angekommen sind, werden wir es wissen.

 

Und was kann ich anderes machen als wie die Weisen, wenn ich dann Gott begegne, als –

niederzuknien und anzubeten?

Das ist ja das Wunderbare an unserem Glauben, das manchen Mitmenschen nicht nachvollziehen können:

 

 

Ganz unten, wenn ich mich klein mache, wenn ich allen Größenwahn aus meinem Hirn streiche, dann begegne ich Gott auf Augenhöhe.

Und – lernen wir von den Königen – Heimkehren ist entscheidend.

„… zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.“

Dieser letzte Halbsatz ist für mich sehr wichtig.

Im Evangelium soll er nur ausdrücken, dass die Sterndeuter auf ihrem Heimweg Herodes aus dem Weg gingen, um ihn nicht auf die Spur Jesu zu führen.

Doch für mich hat er eine übertragene Bedeutung. Zunächst sagt er erst einmal aus, dass die

Sterndeuter an den Ort ihres Aufbruchs zurückkehren. Sie steigen nicht einfach aus ihrem

Alltag aus, sondern wieder ein, total verändert wieder ein.

Das Ziel der Könige war die Begegnung an der Krippe, doch zum „Auf den Weg machen“ gehört auch das Heimkehren: anders heimzukehren, als man aufgebrochen ist.

 

Die drei Könige haben die Daheimgebliebenen nicht vergessen, sondern werden ihnen – so glaube ich – bei ihrer Heimkehr von dem erzählt haben, was sie erlebt haben, wer ihnen wie begegnet ist: Nämlich der große Gott in einem kleinen Kind.

Aufgebrochen sind sie mit dem Stern vor Augen, einem großen, kosmischen Zeichen; sie kehren heim mit dem Blick für das Kleine – das scheinbar Unbedeutende; sie kehren heim mit einem Kind in ihrem Herzen.

Nach diesem Wochenende kehren viele in ihren Alltag, morgen an ihre Arbeitsplätze, oder in

die Schule zurück. Andere fahren heim vom Besuch ihrer Eltern oder aus dem

Schneeurlaub.

Kehren wir verändert zurück? Hat das Weihnachtsfest bei uns beeindruckende Spuren hinterlassen?

Oder ist alles so wie vorher – nur vierzehn Tage später?

 

Wir können so viel von den Königen lernen:

innerlich aufbrechen und uns öffnen und uns auf das Unerwartete einlassen;

Gott anrufen und zu ihm beten, ihm alles sagen – unsere Klage und unsere Bitten -,

ihm unsere Geschenke anvertrauen: unsere Talente, die wir in die Gemeinschaft mit einbringen können;

ihm erzählen vom Überfluss, den wir entbehren können und anderen zur Verfügung stellen;

und vor allem zu Danken, dass wir nie tiefer fallen können, als in die kleinen Hände unseres Christkindes.

 

Amen.

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