Predigt 1. Fastensonntag 2011-03-12
Ich mach das noch wie meine Mutter früher, viele, besonders die Kinder, kennen das heute gar nicht mehr. Als erstes mache ich in den Wintertagen morgens die Asche aus der Brennkammer meines Kachelofens. Oft ist die Asche morgens schon kalt und nichts lässt erkennen, welche Art Holz ich verbrannt habe. Bestenfalls finde ich den einen oder anderen Nagel aus den Paletten.
Asche ist ein sehr eindrucksvolles Symbol der Vergänglichkeit, auch der menschlichen Vergänglichkeit, wenn der ganze äußere Mensch auf die Größe einer Urne zusammengefallen ist. Was bleibt ist Nichts, einfach Staub.
Am Mittwoch, Aschermittwoch, wurden wir eindrucksvoll mit dieser Thematik konfrontiert.
Sekunde für Sekunde verrinnt unser Leben, absolut unwiederbringlich, keine Sekunde, kein Tag, kein Jahr unseres Lebens können wir zurückholen und neu beginnen. Kein böses Wort, keine fehlende Umarmung, keine versagte Hilfe können wir zurückdrehen.
Die Fastenzeit gibt uns eine gute, vielleicht letzte Chance, vielleicht letzte Chance in unserem Leben zu schauen, was für unser, was für mein Leben wirklich entscheidend ist:
- Auf welches Ziel hin und wofür lebe ich eigentlich?
- Was ist das wirklich Wichtige in meinem Leben?
- Worauf kommt es tatsächlich an?
- Wie setze ich richtig meine Schwerpunkte?
Das sind auch Fragen, mit denen uns die Kirche – Quatsch – Gottselbst ist es, der uns täglich immer wieder neu diese Fragen stellt. Die Amtskirche stellt sie nur jedes Jahr besonders an den Beginn der Fastenzeit.
Mein Gott ist es, und zwar der Gott, der mich geschaffen, der mich kennt, der Arthur zu mir sagt und mich unendlich liebt. Er ist es der tief traurig ist, wenn ich, wenn wir unsere Jahre, unser Leben mit Nebensächlichkeiten, mit Belanglosigkeiten, mit Peanuts verschleudern.
Wenn uns Besitz, Ansehen, Äußerlichkeiten und die Showanteile unserer menschlichen Wohlstandgesellschaft so über alle Maßen wichtig sind.
- Wie modern ist mein Anzug oder mein Kleid?
- Welche Kreuzfahrt buche ich dieses Jahr?
- Welches Auto muß es denn sein?
- In welchen Kreisen verkehre ich?
Um solche „Äußerlichkeiten“ geht es heute auch im Evangelium. Jesus stellt dem immer wieder die „Innenseite“ unseres Glaubens, ja die „Innenseite“ das Wesentliche unseres Lebens gegenüber:
- Am Beispiel wahrer Gerechtigkeit
- Am Beispiel uneigennützigem Einsatz
- Am Beispiel des Betens um des Betens, des Danken willens
- Am Beispiel eines Fastens, das frei macht für das Wesentliche, das Eigentliche
Bei Fasten denken wir oft so schnell an Verzicht:
- Weniger Essen – bin sowie so zu fett und alle gucken schon
- Weniger rauchen – sowieso zu teuer und nicht gesund
- Weniger Computer und Fernsehen – ist oft sowieso Müll
Fasten nach Jesu Geist meint:
- Zum Wesentlichen kommen – zu sich selbst, zu dem wie Gott uns gemeint hat
- Unsere innere Wahrheit erkennen – und Selbsttäuschungen durchschauen, sich nicht immer was vormachen
- Sich besinnen – und den tiefen Wert eines von Gott geliebten Kindes zu erkennen
Natürlich kann das auch bedeuten, auf das Eine oder Andere zu verzichten, aber deshalb ist Fasten kein Negativgeschäft, kein Verpassen und Verzichten, kein Verlust, sondern ein Gewinn, eine persönliche Bereicherung, ein echtes dickes Plus.
Die Zeit die ich gewinne für Familie und Freundschaft – ein echter Gewinn
Die innere Ruhe, Gelassenheit und Zufriedenheit – ein echter Gewinn
Das Buch, das ich endlich lese – ein echter Gewinn
Das gute Gespräch mit dem Partner, dem Nachbarn oder Freund – ein echter Gewinn
Meine Hilfe und Solidarität mit den Armen – ein echter Gewinn
Mein Mitempfinden und Mitfühlen für die Menschen in Libyen oder Japan – ein echter Gewinn
Ein dankbarer, vor allem liebevoller Blick auf mein eigenes Leben – ein echter Gewinn
Natürlich täte uns das alles das ganze Jahr über gut.
Aber so sind wir nun mal, ich jedenfalls, wir müssen immer wieder, oft jeden Tag einen neuen Anfang machen.
Jeden Morgen muss ich die alte Asche ausfegen, damit das Feuer neu entzündet werden kann.
„Gedenke Mensch – Du bist Staub“ „Mensch – werde endlich wesentlich!“
Damit du über alles, was vergänglich ist – zu einem erfüllten, einem guten Leben kommst, das dir nützt und Gott gefällt.
Sehen wir wiedermal, wie schon so oft auch vergeblich, auch dieses Jahr die Fastenzeit als eine gute Chance, vielleicht ist es die Letzte.
Amen