Predigt 28. Sonntag C – Heilung der Zehn –
Nicht nur wenn ich an meine gesunden Kinder und Enkelkinder denke, auch wenn ich die Katastrophenmeldungen im Fernsehen sehe, auch wenn ich an meinen Rosen rieche oder mich einfach nur freue, dass ich noch lebe, denke ich an Gott und sage ihm manchmal sogar laut DANKE.
Sie tun das sicher auch oft und regelmäßig. Und dennoch sind wir auch hier in der Sürenheide von vielen Menschen umgeben, die tun das nicht, die scheinen Gott nicht zu brauchen und es geht ihnen trotzdem gut.
Vielleicht hilft uns das Evangelium von heute.
Warum geht nur ein Einzelner, einer von vielen hin zu Jesus und sagt ihm DANKE?
Warum tut er das? Hat er was davon?
Den Anderen geht es doch nicht schlechter. Sie verschwenden keinen Gedanken an Jesus.
Früher hätte man gesagt – sie werden noch ihre Quittung bekommen.
Undankbarkeit wird sich rächen, spätestens beim Jüngsten Gericht werden sie ihren Lohn bekommen.
Heute hört man so etwas – Gott sei Dank – nicht mehr, das war früher schon falsch.
Gerade diese Stelle heute ist für mich ein wichtiger Hinweis, dass Gott sich nicht rächt, dass die ganzen Aussagen über den Rachegott nur Angst machen und absolut falsch sind.
Jesus sagt kein böses Wort über die Neun, die nicht umgekehrt sind. Keine Drohung, Jesus schaut ihnen nur betrübt nach. Jesus straft sie nicht, er ist einfach nur traurig.
Aber wenn Gott nicht straft, wenn ich keine Angst vor ihm haben muss, warum sitze ich dann hier in der Kirche, warum bete ich regelmäig, warum bin ich dann religiös? Nur damit unser Gott nicht traurig ist?
Das kann – denke ich – nicht die Antwort sein und ich habe für mich in diesem Evangelium noch etwas gefunden. Jesus ist nämlich nicht nur traurig. Er sagt zu diesem Menschen der umgekehrt ist, der ihn nicht vergessen hat, der sich auch nach der Heilung noch an ihn erinnert einen ganz wichtigen Satz. Sie erinnern sich noch? Er sagte: „Steh auf und geh!“
Ganz typisch für Jesus – man könnte schnell darüber weg lesen. Er sagt nicht: „Schön, dass du gekommen bist. Jetzt aber steh auf und geh wieder nach Hause!“
„Steh auf und geh!“
Das ist fast ein Befehl, genau wie an anderen Stellen in der Frohen Botschaft. „Ich will es, sei rein!“ Oder „Mädchen ich sage dir, steh auf!“
Jesus sagt nicht, dass jemand gefälligst rein sein soll, er macht es durch sein Wort, dass derjenige rein wird, durch sein Wort geschieht, dass jemand wieder aufsteht.
Jesus sagt nicht einfach „Geh“, durch sein Wort hilft er, dass der Andere auch gehen kann!
Jesus hat „Worte“ des ewigen Lebens!
Vom Aussatz befreit wurden alle Zehn. Aber dem, der sich an Jesus hielt, nur dem sagte er das Wort „Steh auf und geh!“ Und dem half er dadurch zu stehen, selbständig zu sein, zu sich selbst zu stehen. Dadurch konnte er gehen, seinen Weg gehen. Und seinen Weg gehen das heißt leben!
Jesus ist der, der Ihnen und mir, der allen Menschen helfen will ihren Weg zu gehen, der ihnen und uns den Weg weist.
Das ist doch das fast das Erste, was wir in der Bibel von unserem Gott hören. Das alte Volk Israel sah in Gott einen Begleiter, der mit ihnen und ihren Herden zog. Von ihm empfingen sie die Torah, seine Wegweisung, Gottes Wegweisung für das Leben. Sich auf diesen Gott einlassen, das lernten sie schnell, das hieß für sie, die Richtung gezeigt bekommen, den Weg, der das Leben gelingen und glücken lässt, es zu einem sinnvollen Leben macht.
Einen Gott als Freund zu haben der auch zu mir sagt: „Steh auf und geh!“ Einen Gott als Freund zu haben, der mir dann hilft, das auch zu tun, das auch tun zu können. Darum hat Israel schon an diesem Gott festgehalten, sich an ihm fest gemacht. Denn das heißt wörtlich RELION – religere – sich festmachen.
Ich denke, das ist Grund genug umzukehren, auch wenn neun andere glauben, dass sie das nicht not-wendig haben.
Das ist sicher keine Begründung für die, die glauben Gott nicht zu vermissen, denen Gott nicht fehlt.
Aber es ist meine Begründung, für mein Leben, die mir hilft, die mich in meinem Leben trägt und mich leben läßt.
Nicht mehr und nicht weniger, vor allem nicht weniger.
Amen.