2. Sonntag im Jahreskreis B – 1 Sam 3, 3b – 10.19
Erinnern Sie sich noch. Haben Sie die Worte noch im Ohr, die Worte der Lesung eben, meine ich. Da sind die Hauptbeteiligten ganz schön schwer von Begriff. Dauert ja ewig bis die kapieren was da passiert. Drei Mal muss Gott den Samuel rufen, bis der endlich sinnvoll reagiert, bis bei ihm dämmert was da abläuft.
Aber noch schlimmer ist eigentlich, dass selbst der große Eli, der die Geschicke Israels in Händen hält, erst beim dritten Mal – ganz langsam – kapiert.
Ganz ehrlich, wenn das noch ein paar Mal so weitergegangen wäre, wär die heutige Lesung echt langweilig geworden. Oder – ist doch schon ziemlich an der Grenze: „Hier bin ich – Du hast mich gerufen. – Ich hab Dich nicht gerufen – geh wieder schlafen!“ und dann wieder: „Hier bin ich – Du hast mich gerufen. – Ich hab Dich nicht gerufen – geh wieder schlafen!“ Und dann nochmal: „Hier bin ich ……
Wenn Eli jetzt wieder gesagt hätte: „Geh wieder schlafen!“, wär es ja nicht zum aushalten, wollte es keiner mehr hören.
Nur einer hat scheinbar Spaß an der Sache. Der Einzige, dem das offenbar überhaupt nicht langweilig zu werden scheint, ist Gott.
So wie das da in der Bibel aufgeschrieben ist, könnte ich mir vorstellen, dass der nicht nur ein viertes, ein fünftes, vielleicht sogar ein sechstes Mal rufen würde, wahrscheinlich noch viel öfter, immer wieder.
Meine Enkelkinder spielen manchmal „Geist im Schrank oder unter der Decke“ und rufen von dort den Suchenden zu. So ist das mit Gottes Stimme und seinem Rufen nicht, das wäre Blödsinn das anzunehmen, so funktioniert das nicht. Und Gott ruft auch nicht so, dass wir es mit einem Kassettenrekorder aufnehmen könnten – so hat er noch nie gerufen.
Aber er ruft! Und er tut es auch noch heute. Er tut es nur anders, als sich viele vorstellen können.
Schauen sie sich den Samuel noch mal an: Wie im Traum vernimmt er den Ruf Gottes. Keine klar vernehmbare und sofort verständliche Botschaft. Gott spricht, Gott ruft, aber wie in einem Traum.
Wenn jemand von ihnen meint, Gott würde ihn so ansprechen, dass er eindeutig beweisbar und völlig über jeden Zweifel erhaben, ganz klar seine Stimme als die Gottes erkennen könnte, der wird ihn vermutlich nie zu hören bekommen.
Aber so hat ihn wahrscheinlich auch bisher kaum jemand gehört. Gott spricht nämlich ganz anders – meist nicht mal mit Worten, meistens auf eine Weise, dass mir erst mit Abstand, nach längerer Zeit bewusst wird < Ja Gott, angekommen, hab verstanden. Jetzt erkenne und begreife ich, was du mir wahrscheinlich sagen wolltest >.
Gott bricht in ganz bestimmten Situationen, oft in Kleinigkeiten, oft durch Andere, manchmal bei größeren Ereignissen und manchmal auch durch sogenannte Schicksalsschläge in unser Leben ein. Manchmal bestätigend, manchmal bremsend oder auch korrigierend – im Regelfall ohne Worte, und wenn dann sicherlich ganz leise. Direkt hören kann man ihn wahrscheinlich gar nicht.
Beim Samuel, haben wir gehört, war es wie im Traum. Manchmal ist es, als spräche Gott durch andere Menschen – denn in denen begegnet er uns auch, oder oft, oder vielleicht auch immer. Meine Freundin „Mutter Teresa“ hat gesagt: „In jedem Menschen, dem wir begegnen, sehen und spüren wir auch Gott!“ Häufig müssen andere uns doch erst helfen und auf die Sprünge bringen, weil wir die Dinge oder Vorgänge gar nicht einordnen können, so wie Samuel ohne die Hilfe Elis nie begriffen hätte, dass Gott in sein Leben einbricht und wirklich was von ihm will.
Aber genau das ist es. So handelt unser Gott mit uns. Wie dem Samuel ganz langsam klar wurde, dass er eine Geschichte mit Gott hat, dass Gott eine Nachricht eine Botschaft für ihn hat, die er nur verstehen lernen muss, dass er die Zeichen richtig deuten muss, genau so und wahrscheinlich nur so, spricht Gott auch heute, zu Dir, zu Euch, zu mir. Wir müssen es nur entdecken und uns gegenseitig dabei helfen.
Ich bin ganz sicher, Gott spricht nicht nur durch unseren Papst, auch nicht nur durch Mutter Teresa, auch nicht nur durch Priester oder Diakone. Seine Stimme können wir auch hören durch unseren Partner, unsere Kinder und Enkelkinder. Ich bin ganz sicher, ihn auch gehört zu haben durch Menschen, die ich überhaupt nicht leiden konnte.
Es gibt Situationen, Gott sei Dank, da spüren wir das ganz schnell und deutlich. Aber manchmal spüren wir es auch erst nachdem wir uns lange dagegen gesträubt und gewehrt haben und dann hoffentlich doch einsehen müssen, dass das, was Gott für mich als Pfad geplant hat, genau mein Weg und mein Leben ist und das die Korrektur notwendig war.
Egal wie es auch kommt, Gott ruft jeden von uns, und jeden auf seine nur ihm eigenen Weise. Ganz egal ob Mann oder Frau, ob jung oder alt. Wir müssen nur die Antennen ausfahren, unser Herz aufmachen, es nur verstehen lernen, wie er uns ruft, wie den Samuel: „Komm, folge mir nach“, ich will den Weg Deines Lebens mit Dir gehen!