5.Sonntag A Joh 14, 1-12
Liebe Schwestern und Brüder,
„Dreimal umgezogen, das ist wie einmal abgebrannt!“ dieses Sprichwort kennen sie alle. Im Moment bin ich ja nicht davon betroffen, trotzdem kann ich da nur sagen: da steckt eine ganze Menge Wahrheit drin. Es gibt wohl kaum etwas, was mehr Bauchschmerzen bereitet als so ein Umzug. Bauen sie mal eine alte Küche ab, furchtbar- dahinter. Viele von Ihnen haben das sicher selbst schon am eigenen Leib verspürt, und alle anderen müssen sich nur einmal vorstellen, was das heißt, alles, was man besitzt, was sich so im Laufe der Jahre angesammelt hat, in Umzugskartons zu verpacken und an einen anderen Ort zu transportieren. Ein Umzug, ganz egal ob ein kleiner oder ein großer, so ein Umzug, was man da auch alles findet – eine Qual.
Es würde mir schon schwer fallen, jemandem zu glauben, der mir weiß machen möchte, dass ihm ein Umzug keinen Druck bereitet, dass er etwa keine Angst davor haben würde, ob da auch alles gut geht, die schönsten Stücke nicht etwa zu Bruch gehen, ob die Möbel auch rechtzeitig angeliefert werden, die Wohnung zum ausgemachten Zeitpunkt auch wirklich fertig wird.
Ich kann’s mir kaum vorstellen, dass es Leute geben soll, denen all dies nicht so manche schlaflose Nacht bereiten würde.
Umziehen tut man normalerweise nicht gerne. Das ist vielmehr eines von diesen notwendigen Übeln, an die man am liebsten überhaupt nicht denken möchte. Ein notwendiges Übel, um das man halt ab und an ganz einfach nicht d’rum ‚rum kommt.
Und ich verstehe deshalb auch, was Jesus wohl damit sagen möchte, wenn er im heutigen Evangelium vom Umziehen spricht. Das ist mir vorher so gar nicht aufgefallen, aber Jesus vergleicht ja in dieser Stelle, die wir gerade eben gehört haben, das Sterben, den Tod des Menschen, tatsächlich mit einem Umzug!
Er spricht davon, dass er uns vorausgeht, dass er hingeht um eine Wohnung zu bauen, um uns im Hause seines Vaters eine Wohnung einzurichten. Und in diese Wohnung, sollen wir dann einziehen, wenn sie fertig ist, dann sollen wir ihm dorthin folgen, in diese neue Wohnung umziehen.
Sterben, für Jesus ist das offensichtlich so etwas wie Umziehen.
Je länger ich darüber nachgedacht habe, finde ich das großartig, dieses Bild zeigt mir eine ganz großen Menschenkenntnis bei Jesus. Er weiß wieder mal wovon er redet. Jesus weiß , glaube ich ganz genau, dass ein Wohnungswechsel für uns Menschen absolut nichts Schönes ist. Er weiß, dass uns so etwas Druck setzt und Bauchschmerzen bereitet.
Und wenn er vom Sterben im Bild vom Umzug spricht, dann nimmt er offensichtlich ganz deutlich zur Kenntnis, dass wir Angst haben, dass uns unser Sterben und unser Tod Angst macht. Gott weiß sehr wohl darum, dass auch für uns Christen der Tod eine schaurige, ja grausige Sache ist, ein unangenehmes, schreckliches Erleben.
Es stimmt also nicht, wenn manche sagen, die Christen, die müssten doch freudig auf den Tod zugehen. Christen haben schließlich eine Hoffnung, und deshalb müssten sie sich doch auf das Jenseits freuen, deshalb dürften sie doch keine Angst vor dem Sterben haben. Gut gebrüllt Löwe, in guten Zeiten- heute – will ich das wohl glauben. Aber das stimmt ganz sicher nicht! Christus weiß darum, was Sterben für uns Menschen bedeutet.
Auch wenn uns die Botschaft vom neuen Leben, das uns Christus bereitet, die Botschaft vom Reich Gottes, diesem Ort, wo es dann kein Leid und keinen Schmerz mehr geben wird, auch wenn uns diese Botschaft noch so begeistert, der Gedanke, dass wir vorher sterben werden, dass wir vorher durch den Tod, wie durch solch einen Umzug hindurchgehen müssen, dieser Gedanke, der wird Menschen immer Furcht und Entsetzen einflößen.
Und das ist normal, das ist kein Zeichen von schwachem Glauben, das gehört zu uns Menschen dazu, und Jesus weiß das genau. Diese Furcht kann auch er uns nicht wirklich ganz wegnehmen.
Er weiß aber auch, was uns bei all diesen Ängsten noch am besten hilft. Und genau das versucht er seinen Jüngern im heutigen Evangelium deutlich zu machen. Wenn es um einen Wohnungswechsel, um einen Umzug geht, dann ist noch am ersten hilfreich, wenn man weiß, dass die Handwerker, die das neue zuhause richten, dass die zuverlässig sind, dass man sich wirklich auf die verlassen kann.
Und wenn es um einen Wohnungswechsel geht, dann ist es ganz toll hilfreich, wenn man weiß, dass das ganze Vorbereiten und Tun in der Hand eines guten Architekten liegt. Das nimmt einem nicht die Angst vor dem Umzug, aber es beruhigt, es lässt einen gelassener, etwas ruhiger in diese ungewisse, weitgehend auch unbekannte Zukunft blicken.
Das weiß Jesus sehr wohl, Er weiß, dass er uns die Angst vor dem Sterben im letzten nie ganz nehmen kann. Aber er macht uns deshalb ganz besonders deutlich: Das mit der neuen Wohnung, das mit eurem neuen Zuhause, das geht in Ordnung.
Ihr sollt und dürft darauf vertrauen, dass da mit Sicherheit nichts schief gehen wird. Denn dieses neues Zuhause, das liegt in der Hand eines guten Architekten.
Und Jesus selbst ist dieser Architekt. Er ist der Architekt dieses neuen Lebens. Er selbst geht hin, er nimmt es selbst in die Hand um für uns dieses neue zuhause beim Vater zu schaffen.
Und selbst wenn uns der Umzug dorthin, wenn uns das Sterben eine noch so große Gänsehaut bereitet, auf dieses neue zuhause, darauf dürfen wir uns freuen, denn davon können wir ausgehen, das ist ein Kern unseres Glaubens, bei diesem Architekten, wenn Jesus selbst die Planung übernommen hat, wenn Gott selbst die Bauaufsicht führt, dann kann da wirklich am Ende absolut nichts schief gehen.
Amen.