Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. (Mt 18,15-20)
Jetzt sind wir zu dritt – schon länger. Kein Zweifel – wir sind jetzt drei. Nein – Vater bin ich nicht wieder geworden, ich meine auch keine 3 Menschen, nein drei Gemeinden meine ich: St. Marien, St. Anna und St. Judas Thaddäus. Eben haben wir gehört, dass Jesus sagt:“ wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“
Liebe Gemeinde
als der Pastor mir das Evangelium für den heutigen Sonntag gab, fiel mir der Zusammenhang sofort ein. Es ist so, als ob Jesus uns, den drei Gemeinden dieses mit auf den Weg geben wollte: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen!“
Das ist nicht nur ein Bibelwort, gerade wo unser Pastor uns bald verlassen wird, klingt das für mich wie ein Leitwort, wie eine Überschrift über all das, was dann auf uns zukommt.
Und Jesus sagt, egal was kommt, egal wie ihr es anpackt, egal was sich ändert bei Euch dreien: „Ich bin dabei!“ Und das tut gut!
Seit Monaten frage ich mich und habe eigentlich noch keine Antwort, wie es denn wohl werden wird, was ist mit den Erwartungen unserer Gemeinde, welche Anforderungen werden an uns gestellt?
Auf Anordnung von Paderborn haben wir uns gerade dran gewöhnen müssen, dass wir nun in einem Boot sitzen, dass wir Dinge gemeinsam anpacken müssen, läuft ja auch schon, und jetzt wo der Pastor bald geht, müssen wir uns auch auf neue Leute einstellen, vielleicht noch mehr zurückstecken oder auf liebgewordene Gewohnheiten verzichten.
Judas Thaddäus hat den eigentlichen Pastor nicht mehr vor Ort, den zuständigen Pfarrer oder Vikar wird man weniger sehen als den Meisten lieb ist, und einige von uns haben von der neuen Situation einiges gehört oder ahnen einiges, so dass man kaum noch unvoreingenommen der Zukunft ins Auge schauen kann.
Dazu kommt noch, dass sich eigentlich niemand – ich auch nicht – richtig vorstellen kann, wie denn dann die Seelsorge hier bei uns an der Front in echt laufen soll.
Wer setzt die Schwerpunkte, wer packt die Dinge und Themen an die zu bearbeiten sind.
Wo behalten wir unsere Eigenständigkeit und wie können wir die gemeinsam leben?
All das sind Fragen, die ich bis heute mehrheitlich nicht geklärt sehe.
Da gilt es dann auszuprobieren, Lehrgeld zu bezahlen und auch Unsicherheiten auszuhalten.
Und alles was unsicher ist wirkt bedrohlich und macht auch ein Stück Angst.
Was auf uns zu kommt ist schon kompliziert und verlangt von jedem von uns eine ganze Menge. Nicht zuerst Arbeit – das nicht, was letztendlich viel schwerer wiegt nämlich: Bereitschaft.
Es geht um die Bereitschaft sich aufeinander einzulassen – auf das Neue, dem ganzen überhaupt eine Chance zu geben.
Wenn sich die Art unserer Erstkommunionfeiern etwa verändert – und es wird ganz zwangsläufig so sein, dass sie nicht so bleiben können, wie es früher gewesen ist – wer sagt uns aber, dass am Ende nicht etwas dabei herauskommt, was für unsere Kinder auch gut und hilfreich ist.
Wenn Verantwortlichkeiten, Kommunikationswege, Strukturen in unseren Gemeinden anders und auch unmittelbarer werden, wer sagt uns denn, dass dadurch das Leben vor Ort möglicherweise nicht sehr viel mehr gestärkt werden wird, als jemals zuvor.
Wir brauchen ganz einfach die Bereitschaft, uns auf das Neue einzulassen.
Aber jetzt nicht nur irgendeine theoretische Bereitschaft – so im Sinne von: Im Prinzip ist mir völlig klar, dass sich vieles ändern wird, und das ist auch notwendig so – außer wenn es mich betrifft!
Vor allem, wenn es mich betrifft: die Erstkommunion unseres Kindes, unsere Hochzeit, den geplanten Tauftermin oder auch die Trauerfeier und die Beerdigung eines lieben Angehörigen, vor allem da, wo es mich selbst betrifft, braucht es das Verständnis und die Bereitschaft, mich auf Veränderungen, zunächst einmal Ungewohntes und Neues wirklich einzulassen.
Dafür kann ich eigentlich nur werben und Sie alle ganz dringend darum bitten.
Wir müssen uns hier bei Thaddäus alle neu klar machen, warum wir bestimmte Dinge so tun, wie wir sie angehen, warum wir sie in der Vergangenheit so und nicht anders angepackt haben und weshalb manches davon auch anders geregelt werden kann und manches eben auch nicht.
Nur so sehen wir wirklich, woran wir bei uns unter keinen Umständen rütteln sollten und was für unseren Glauben unverzichtbar ist und was eben auch anderes werden kann und deswegen morgen auch anders geordnet werden muss.
Eine Antwort suchen auf all die Fragen wird für mich in den kommenden Monaten ganz sicher ein ganz großer Schwerpunkt in meinem Denken sein.
Und ganz sicher wird das auch für den Pfarrgemeinderat, den neuen Kirchenvorstand aber ebenso für Kolping, Frauengemeinschaft und andere Gruppen gelten.
Aber mit der Zusage im Hintergrund, die uns Jesus selbst heute gibt, habe ich da eigentlich gar keine Angst davor.
Wenn alle drei, St. Judas Thaddäus, St. Marien und St. Anna wirklich in Jesu Namen diesen Weg gemeinsam beschreiten, dann dürfen wir sicher sein, das der Herr selbst diesen Weg mit uns geht.
Er ist mitten unter uns und nimmt uns an die Hand.
Und wenn wir uns von ihm wirklich leiten lassen, wenn wir seinem Geist den Raum bieten unter uns anzusetzen, dann werden wir vielleicht in wenigen Jahren schon feststellen, dass es alles andere als schlimm war, als er uns zu dieser Zeit zusammen in ein Boot gesetzt hat.
Alles andere als schlimm – ganz im Gegenteil!
Vielleicht werden wir über kurz oder lang sogar entdecken, dass eigentlich alles ganz gut, dass es so wie es geworden ist, eigentlich ganz gut geworden ist.
Amen.