Allerseelen 2001 – Gräbersegnung

Ansprache zu Allerseelen 2001 – Gedanken zur Gräbersegnung an Allerheiligen – St. Judas Thaddäus, Verl Sürenheide –

Liebe Mitchristen,

wir stehen hier vor den Gräber unserer Lieben. Es waren unsere Eltern, Großeltern, Ehegatten oder Kinder; liebe Verwandte, Freunde oder Bekannte. Wir denken daran, wie gut es war, als sie noch mitten unter uns waren. Vielleicht leiden wir jetzt noch unter dem leeren Platz, den sie hinterlassen haben. Vielleicht sind wir jetzt noch mit Schmerz und Leid erfüllt.

Unser Glaube sagt uns, dass sie leben und bei Gott sind. Auf diese Wahrheit, wollen wir uns in dieser Stunde besinnen.

Es ist gut, dass Sie hierher gekommen sind. Wir wollen uns gegenseitig in diesem Glauben bestärken und ermutigen. Wir stehen zwar vor den Gräbern, aber nur der Leib unserer Lieben ist hier bestattet. Das was sie aber sind und waren, ihr Leben, ihr Wesen und ihre Seele ist bei Gott. Aber das alles sehen wir nicht. Was wir sehen, das ist das Grab, indem unsere Lieben bestattet wurden. Wir sind manchmal versucht, auf dieses Sichtbare zu schauen und uns davon prägen zu lassen und zu glauben, nach dem Tod ist alles aus – das Leben ist ausgelöscht.

Jesus will uns aber in dieser Stunde etwas ganz anderes sagen: Wer an mich glaubt, der wird leben – auch wenn er stirbt. Hab‘ Vertrauen, Glaube und fürchte dich nicht. Denn ich will, dass sie das Leben haben, Leben in Fülle. Um uns gegenseitig in diesem Glauben und in diesem Vertrauen zu bestärken, deshalb sind wir hier.

Ganz bewusst wollen wir deshalb heute an den Gräbern unserer Lieben sagen: Du bist nicht tot, du lebst bei Gott, er hat dir eine neue Heimat gegeben. Ich bitte in dieser Stunde auch Jesus: Herr, erfülle jeden einzelnen von uns mit deinem heiligen Geist, erfülle uns mit der Kraft des Glaubens und des Vertrauens, dass wir nicht auf das Grab schauen, sondern hinauf zum Himmel, wo du unseren Lieben Leben und Heimat geschenkt hast.

So ist unser Besuch hier auf diesem Friedhof wie ein mächtiges Glaubensbekenntnis, das wir mit unserem Leben sprechen: unsere Lieben sind erlöst, sie sind aufgehoben und aufgenommen bei dir, du hast ihnen Heimat und Leben geschenkt. Herr, las mich nicht bei dem stehen, was ich sehen kann, las mich an die Auferstehung und an das Leben glauben und darauf vertrauen.

Nicht immer ist unser Denken an unsere Verstorbenen erfüllt von diesem Vertrauen, dass sie bei Gott sind – und dass sie bei Gott in guten Händen sind. Wir reden immer noch von den „armen Seelen“. Warum sollen die den arm sein – wenn sie bei Gott sind? Wer ist denn Gott, dass wir bei denen, die in seinen Händen sind, von „armen Seelen“ reden? Jesus hat vor seinem Heimgang zum Vater gesagt: „Ich gehe hin, um euch eine Wohnung zu bereiten“. (Joh 14,3)

Und einem, der ein Verbrecher war, dessen Leben total verpfuscht war, der aber umkehrte, dem sagt er im letzten Augenblick seines Lebens: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein!“ (Lk 23,43) Kann es sein, dass unser Denken und Reden von „armen Seelen“ geprägt ist von einem Misstrauen gegen Gott, von einem fehlenden Vertrauen auf den guten und liebenden Gott?

 

Unsere lieben Verstorbenen sind bei Gott in guten Händen. Solch ein Glaube, solch ein Vertrauen sollte unser Gedenken in dieser Stunde prägen. Es gab in der Geschichte unseres Glaubens schon Zeiten, in denen dieses Vertrauen lebendiger war. So nannte man früher den Sterbetag auch den wirklichen Geburtstag, an dem der Mensch ins ewige Leben hineingeboren wird.

Die hl. Theresia, so wird erzählt, verbot am Sarg verstorbener Schwestern traurige Gesänge; statt dessen sangen die Schwestern am Sarg frohe Lieder, Osterlieder, und sie tanzten um den Sarg, weil ihre Schwester eingegangen zum großen Fest beim ewigen Hochzeitsmahl.

Nein, unsere Toten sind nicht die „armen Seelen“. Sie haben alles hinter sich, wovor wir noch Angst haben: das Sterben. Sie sind bei Gott, wir sollten mehr zu ihnen beten als ängstlich um ihr Seelenheil besorgt zu sein.

Ich glaube, die „armen Seelen“ sind eher wir, die Lebenden mit unserer Angst vor dem Sterben, die nur zu verständlich ist. Die „armen Seelen“ sind wir, voll von Misstrauen gegen Gott, von Unglück und Tod Bedrohte. Wir, mit unserem grübelnden Unglauben, die die Toten zu Gespenstern degradieren und aus dem gütigen und barmherzigen Gott einen herzlosen unbarmherzigen Richter machen. Erlösungsbedürftig angesichts des Todes sind nicht unsere Verstorbenen, erlösungsbedürftig sind wir, die wir leben.

Wenn wir heute hier vor den Gräbern unserer Lieben stehen, dann lasst uns miteinander glauben und vertrauen, dass unsere Verstorbenen bei Gott in guten Händen sind. – dass sie Leben in Fülle haben, dass sie am großen Fest ohne Ende teilnehmen dürfen. Lasst uns sie bitten, dass sie uns „arme Seelen“ begleiten mit ihrer Fürbitte, damit wir umkehren und uns bekehren und unser Leben so ausrichten, dass wir bestehen können, dass auch wir geladen sind zum großen Fest ohne Ende. Dann werden wir Jesus sehen wie er ist und unser Glaube wird ins Schauen verwandelt werden. Wir dürfen erfahren: Jesus ist wirklich auferstanden und lebt und auch ich lebe – Halleluja.

Und jetzt werde ich die Namen nennen, die seit dem letzten Allerheiligenfest von uns gegangen sind. Und das soll keine Vermeldung sein sondern ein Gebet und zu jedem Namen sagen dann alle: „Herr, gib das ewige Leben!“, denn wer möchte schon die ewige Ruhe haben.

Wenn ich die Namen jetzt nenne, werden viele vielleicht in 100 Jahren schon vergessen sein, wird niemand mehr wissen, wer das eigentlich war. Bei Gott wird niemals nur ein einziger in Vergessenheit geraten seion. Jeder Name den wir nennen soll eingeschrieben sein in das „Buch des Lebens“:

 

NN Alle: Herr gib das ewige Leben

 

Abschließend : Vater unser und Gegrüßet seist du Maria 

 

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