Wort zum Sonntag 29.11.2015 – 1.Advent – „Zeig der Welt ein menschliches Gesicht!“
„Es war einmal ein frommer Mann, der wollte schon in diesem Leben in den Himmel kommen. Darum bemühte er sich ständig in den Werken der Frömmigkeit und Gottesliebe. So stieg er auf der Stufenleiter der Vollkommenheit immer höher empor, bis er eines Tages mit seinem Kopf in den Himmel ragte. Aber er war sehr enttäuscht: Der Himmel war dunkel, leer und kalt. Denn Gott lag auf Erden in einer Krippe“.
Warum schaffen wir den Advent nicht einfach ab? So viele stöhnen über den vorweihnachtlichen Stress. Die Geschäfte sind voll. Die Idee für das richtige Weihnachtsgeschenk fehlt, für echt tolle Geschenke fehlt das Geld und die erforderlichen Besuche sind oft nervig.
Ich selber finde den Advent toll, nicht unbedingt die überall dudelnde Weihnachtsmusik und all diesen Rummel – die Hoffnung ist für mich das Geschenk dieser Zeit. Und was hoffe ich? Worauf warte ich? Eigentlich auf nichts anderes als das ganze Jahr über. Ich hoffe darauf, dass das was jetzt ist, nicht alles ist. Ich hoffe und warte: auf Frieden, auf ein Leben ohne Terror und Gewalt, auf Brot und ein festes Dach über dem Kopf für Jedermann. Ich hoffe, und arbeite daran, dass es mir immer wieder gelingt dem Nächsten freundlich zu begegnen und das richtige Wort in der richtigen Situation zu finden.
Für solche Hoffnung steht mein Glaube an den „der kommt im Namen des Herrn“. Und darum versuche ich diesem Glauben Inhalt zu geben in meinem Leben. Jeden Tag neu versuche ich sein Gebot: „Liebet einander, wie ich euch geliebt habe“ zu leben und das ist wahrlich leichter geplant als getan – verstehen Sie auch, oder?
Im Alltag bedeutet das für mich: für den Anderen offen sein, ihm Hoffnung zum Leben zu ermöglichen und den Menschen, denen ich begegne wenigstens ein kleines Licht in ihrer Dunkelheit zu geben, denn bei manchen ist es sehr düster.
Meine Hoffnung für das Leben, nicht nur im Advent, ist so wie ein großes rundes Brot, das man zusammen essen muss – und erst dann werden alle satt.
Diese Liebe die ich dem Anderen geben möchte, durch Offenheit, Toleranz und Geschwisterlichkeit wird für jeden und in jeder Situation anders aussehen. Einer braucht das offene Ohr, die andere die materielle Hilfe, einer Zeit und einen Besuch, eine Ermutigung und Trost, einer Fürsprache und Unterstützung, an anderer Stelle erfordert es unseren Protest und Widerspruch.
„Zeig der Welt ein menschliches Gesicht!“ war die Botschaft, die viele Teilnehmer des Kolpingtages mit nach Hause genommen haben. Zeig der Welt das menschliche Gesicht, in dem Gott durch mich dem Menschen mir gegenüber sagt: „Du bist mein geliebtes Kind!“ „Ich bin bei Dir! Hab keine Angst. Ich helfe Dir!“
Darum sollten wir den Advent bloß nicht abschaffen. Advent ist der Anfang eines neuen Kirchenjahres. Und jeder Anfang hat seine Chance. Eine Chance für uns zu erkennen, Gott kommt nicht erst in die Welt, er ist längst da, angekommen auch in mir.
Meine Worte und mein Schweigen, mein Tun und meine Hilfe, sind sein Tun an den Menschen. Dieses göttliche in uns hilft leben, nimmt die Angst, gibt Hoffnung und Zuversicht. Darum ist Advent mehr als Geschenke planen, mehr als Kerzenschein, mehr als Weihnachtsmusik.
Advent ist gelebte Hoffnung, gesegnete Zeit, Licht im Dunkeln, gezeigte Liebe.
Die Grenze zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und den Menschen ist längst geöffnet, die Mauer, der Schlagbaum zwischen Gott und den Menschen sind gefallen als Christus unser Bruder und Mensch wurde. Darum – Gott ist längst da, auch in Verl, auch bei Ihnen auch bei mir.
Ich habe es verstanden: Den Advent abschaffen? – mit mir nicht!
Schauen Sie dem Anderen ins Gesicht, auf der Straße, im Gottesdienst, im Sprach Café, im Supermarkt, im Partner – Sie werden Gott erkennen – das ist sein Advent.
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)