1. Frühschicht Advent 2011 Thema: Die hellste Kerze
Kurze Begrüßung und Kreuzzeichen
Am letzten Sonntag hat sie begonnen – die Adventszeit. Die schöne und
gemütliche Zeit. Die Vorfreude auf das Weihnachtsfest wird entfacht. Die
Häuser werden adventlich geschmückt, der Adventskranz zählt mit uns
die Wochen. Im Kamin knistert das Feuer und bei Kerzenschein sitzt
man gern gemütlich beisammen. In der Küche wird gebacken und der
Duft leckerer Plätzchen durchströmt das Haus.
Sind das nicht alles wunderschöne Assoziationen? Advent bedeutet
Ankunft – Warten auf den Sohn Gottes. Diese schöne Zeit verbringt man
am Liebsten im Kreis seiner Familie. Gemütliches miteinander, Lieder
singen, Geschichten erzählen. Wunderschön, oder?
Aber geht es jedem so? Was ist mit den Menschen, die allein sind?
Kennen wir jemanden? Was für die meisten Menschen die Zeit der
Vorfreude auf das „große Fest“ ist, wird für manche Menschen zur
einsamsten, traurigsten Zeit und macht ihre Seele tonnenschwer.
Einsamkeit erstickt schnell die Vorfreude.
Wir wollen heute einmal zur Ruhe kommen, Inne halten und
nachdenken. Gibt es auch in unserem Leben jemanden, der sich freuen
würde, wenn wir anrufen? Oder vielleicht mal einen Brief schreiben, weil
wir lange nichts mehr voneinander gehört haben? Denken wir einmal
darüber nach.
Stille mit Musikuntermalung
Geschichte: Die hellste Kerze
Maria sitzt nachdenklich in ihrem Zimmer im Wohnheim. Letztes Jahr um
diese Zeit wohnte sie noch bei den Eltern zu Hause. All die
vorweihnachtlichen Abläufe kennt sie. Maria ist darin aufgewachsen- das
Plätzchen backen, die klebrig verschmierten Teigfinger… Die
Chorproben in der großen Stadtkirche als Übung für den „großen Auftritt“
in der Christmesse… Das heimliche Geschenke-Kaufen, die
schmunzelnden Gesichter, wenn sie und ihre Geschwister
schon im Voraus durch geschickte, kindliche Fragetechnik
versucht hatten, die Art der Überraschungen aus den
Eltern zu pressen… Bald ist es wieder so weit.
Maria sitzt im Dunkeln des Zimmers. Nicht wie früherviele
Kisten, die bunte Männchen hervorbrachten,
glänzende Kugeln für die Weihnachtsdekoration, viele
gemütliche Kerzen auf Weihnachtskugeln aufgesteckt,
die es heimlich, warm und hell machten… nicht wie
früher, wenn die Familie miteinander lachte, sang,
sich gemeinsam vorbereitete.
Maria sitzt mit einer einzigen flackernden Kerze
nachdenklich in ihrem einsamen Zuhause. Als sie
im Februar von den Eltern auszog, war sie froh,
endlich „auf eigenen Beinen“ zu stehen. Als sie im März
die Ausbildung anfing, war sie stolz, dass sie zu den
besten in der Klasse zählte und ihr eigenes Geld verdiente. Als es
Sommer wurde, investierte sie all das frisch verdiente Geld in einen
alten, brummenden Polo, der aber für sie Freiheit und Unabhängigkeit
bedeutete. Der Herbst verging voller Stress und Hektik, denn Maria traf
sich, wann immer sie konnte, mit ihren neuen Freunden. Nun ist es
Dezember, morgen Advent- Maria starrt auf die Kerze und fühlt sich
einsam. Irgendetwas fehlt in diesem Zimmer, doch erst heute fällt ihr das
auf, denn erst heute sitzt sie hier und fühlt „Weihnachten“ nicht.
Alle anderen Freunde sind über die Wochenenden nach Hause
gefahren, „weil es doch Advent ist“. Doch ihr Zuhause- immer wieder
fliegen die Gedanken zurück in vergangene Jahre… Mit den Eltern hatte
Maria sich gestritten, weil sie keine Zeit für Telefonate, Briefe oder
500km lange Heimfahrten hatte- irgendwann zwischen Mai und
September hatten sie sich aus den Augen verloren…
Zu Hause- Maria denkt zum ersten Mal nach, kommt am Vorabend der
„stillen Adventszeit“ zur Ruhe. Aber diese Ruhe ist unruhig für sie. Zu
stolz, um die Eltern anzurufen; zu einsam, um spazieren zu gehen in der
kühlen, verschneiten Nacht; zu dunkel in diesem Zimmer, um wieder
dieses vertraute Vorweihnachtsgefühl zu bekommen…
Da klopft es an der Tür. Schnell springt Maria auf, wirft einen Blick auf
die Uhr – weit nach 8 Uhr abends – wer wird das wohl sein? Vielleicht
doch noch ein Freund, der noch hier ist und jetzt mit ihr ein wenig
plaudern möchte? Ja, so wird es sein… Voller Erwartung reißt Maria die
Zimmertür auf.
„Ach du bist es nur!“ Marias Enttäuschung ist unschwer aus ihrer Stimme
zu erkennen. Matze steht da, der Pförtner des Wohnheims. „Ich wollte dir
das noch vorbeibringen, das kam heute Mittag mit der Post bei mir an.
Ist für dich.“ Ein Päckchen drückt Matze ihr in die Hand. „Ich wünsch dir
`nen schönen Adventstag, Maria und gehe jetzt auch nach Hause“, ruft
der freundliche alte Mann ihr zu und schon klappern die Schlüssel an
seinem Bund beim Absperren der Tür hinter ihm.
Maria steht wie angewurzelt im Hausflur – allein, keiner mehr da.
Erst, als sie wieder am Tisch sitzt, erkennt sie die Handschrift ihrer
Mutter auf dem Päckchen: „Meiner lieben Maria“
Nervös reißen die Finger die Verpackung auf. Ein Päckchen für sie von
den Eltern? Aber sie hat doch schon so lange nicht mehr angerufen, sich
nicht mehr gemeldet…? Drinnen, im Innersten des Kartons, kommt eine
Kerze zum Vorschein auf einem einfachen, gläsernen Ständer, daneben
liegt ein Briefumschlag ohne Beschriftung. Maria stellt die Kerze auf den
Tisch und braucht vor Aufregung 5 Streichhölzer, bis der weiße Docht
beginnt zu klimmen. Immer heller wird der Schein der Kerze, während
Maria den Umschlag aufreißt und mit ausgetrockneter Stimme zu lesen
beginnt:
Liebe Maria,
Es ist schon so lange her, dass wir etwas von dir hörten. Wie es dir wohl
geht? Ob du wohl richtig gute Freunde um dich hast und mit deinem
Leben als erwachsene, junge Frau zurechtkommst? Ich bete jeden Tag,
dass du mit deinem Auto keinen Unfall haben wirst, wo auch immer du
hinfährst, sicher ans Ziel kommst…
Wir haben gestern begonnen, all die Weihnachtssachen aus den Kisten
zu holen und auch die Kerzen aufgestellt. Unsere liebe Maria, wir
wissen, du musst viel arbeiten und der Weg zu uns ist lang und weit zu
fahren, doch Papa und ich, wir würden uns freuen, wenn du das
Zugticket nutzt. Wir stellen von heute bis zum Weihnachtsabend jeden
Abend eine Kerze ins Fenster, die dir hoffentlich den Weg weisen wird,
wenn du nicht weißt, wo du zu Hause sein kannst. Du darfst kommen,
jeder Zeit- möge deine Kerze dich zu uns tragen, wann immer du dich
danach sehnst….“
Maria reißt die Jacke vom Haken, steckt die Zugfahrkarte in die Tasche-
…. Jetzt, nach Hause, jetzt… Die Tränen schießen ihr aus den Augen,
sie rennt los, stolpert, kann kaum den Fahrplan lesen…Die Kerze der
Eltern ist ihr zur hellsten Kerze geworden, während sie die Abfahrtszeit
in ihrem Schein auf dem Holzkasten findet. Jetzt – nach Hause…. immer
wieder flüstert sie sich das selbst zu… Als sie im Zug sitzt, hat sie noch
gute 3 Stunden zum Fahren. Es wird spät in der Nacht sein, wenn sie vor
dem Haus ihrer Eltern steht. Sie hat kein Gepäck dabei- das hätte zu
lange gedauert. Sie war seit einem Jahr nicht mehr bei den Eltern… Aber
in ihrer linken Hand drückt sich das warme Wachs der Kerze in die
Finger hinein. Egal wann, sie ankommt, nicht so wichtig, wenn sie nichts
als sich selbst mitbringt. Maria fährt nach Hause und ist voller Erwartung
und Vorfreude. Es wird hell mit dieser Kerze, schon auf dem Weg dahin.
Lied: Mache Dich auf und werde Licht
Wo Menschen still werden,
in sich hinein horchen,
beginnen ihr Zuhause zu suchen,
nach dem Sinn zu fragen…
Wo Menschen einen Weg aus der Einsamkeit suchen
und eine Kerze das Dunkel ihrer Seele durchbricht…
Wenn Menschen beginnen, Wärme und Vertrautheit zu erahnen-
Da wird es Advent,
da kommt Vorfreude auf und Hoffnung
auf das eigentliche Fest –
mach dich auf den Weg
dann kommst du „Zu Hause“ an
und du findest all das,
wonach du dich in der Stille deines Herzens sehntest-
Gott ist dein Vater, dein Schöpfer
Und in Jesu Geburt leuchtet er dir den Weg nach Hause.
Kurze Stille
Werde still und finde heim zu Dir selbst.
Verzehre Deine Kräfte nicht im Lärm der Welt.
Es ist gut, wenn Du Deine Arbeit tust,
Deine Aufgaben und Pflichten erfüllst –
und es ist wichtig, dass Du das gerne tust.
Aber gehe nicht auf in dem, was draußen ist,
sondern nimm Dich immer wieder zurück.
Sammle Deine Gedanken,
versenke Dich in Deine eigene Tiefe
und suche nach der Mitte Deines Wesens
und Deines Lebens.
Von dieser Mitte – von Deinem Herzen – her
wirst Du den Maßstab finden für das,
was wirklich wichtig ist für die Erfüllung
und die Ganzheit Deines Lebens.
Gemeinsames Vater Unser
Lied: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht
2. Frühschicht Advent 2011 Thema: Der bessere Weg
Kurze Begrüßung und Kreuzzeichen
Ein jeder von uns beschreitet seinen eigenen Lebensweg. Aber wie sieht
das eigentlich aus? Ertappen wir uns nicht häufig dabei, dass wir
innerlich unzufrieden sind? Liegen nicht viel zu viele Stolpersteine genau
auf unserer eigenen Strecke? Bei den anderen läuft vieles leichter und
besser. Wir vergleichen und entdecken das Negative bei uns. Mit der
Zeit verschlechtert sich die eigene Stimmung. Wir leben unser Leben wie
gewohnt. Nichts Besonderes, nein alles nach altem Trott. Was wir bei
anderen als toll ansehen, erscheint bei uns selbst nicht erwähnenswert
oder sofort ganz negativ. Die Stimmung sinkt.
Aber halt – lassen wir es doch erst gar nicht so weit kommen. Es gibt
bestimmt nicht nur Irrwege oder Stolperfallen. Wir müssen nur wachsam
durch unsere Leben gehen und die Augen nicht verschließen für das,
was um uns herum geschieht. Bestimmt finden wir dann auch eine
wärmende Hand, die uns auf den rechten Pfad zurückführt.
Musikuntermalung
Der bessere Weg
Ein kleiner Junge, der auf Besuch bei seinem Großvater war, fand eine
kleine Landschildkröte und ging gleich daran, sie zu untersuchen. Im
gleichen Moment zog sich die Schildkröte in ihrem Panzer zurück, und
der Junge versuchte vergebens, sie mit einem Stöckchen
herauszuholen. Der Großvater hatte ihm zugesehen und hinderte ihn,
das Tier weiter zu quälen. “ Das ist falsch“, sagte er, “ komm, ich zeig‘ dir
wie man das macht.“ Er nahm die Schildkröte mit ins Haus und setzte sie
auf dem warmen Kachelofen. In wenigen Minuten wurde das Tier warm,
steckte seinen Kopf und seine Füße heraus und kroch auf den Jungen
zu. – „Menschen sind manchmal wie Schildkröten“, sagte der Mann.“
Versuche niemals, jemanden zu zwingen. Wärme ihn nur mit etwas Güte
auf, und er wird seinen Panzer verlassen können.“
Lied: Mache Dich auf und werde Licht
Das rosa Tütchen
Als ich eines Tages, wie immer traurig, durch den Park schlenderte und
mich auf einer Parkbank niederließ, um über alles nachzudenken was in
meinem Leben schief läuft, setzte sich ein fröhliches kleines Mädchen zu
mir.
Sie spürte meine Stimmung und fragte: “ Warum bist Du traurig?“
„Ach“, sagte ich „ich habe keine Freude im Leben. Alle sind gegen mich.
Alles läuft schief. Ich habe kein Glück und ich weiß nicht wie es
weitergehen soll.“
„Hmmm „, meinte das Mädchen, „wo hast Du denn Dein rosa Tütchen?
Zeig es mir mal. Ich möchte da mal hineinschauen.“
„Was für ein rosa Tütchen?“, fragte ich sie verwundert.
„Ich habe nur ein schwarzes Tütchen.“
Wortlos reichte ich es ihr. Vorsichtig öffnet sie mit ihren zarten kleinen
Fingern den Verschluss und sah in mein schwarzes Tütchen hinein.
Ich bemerkte wie sie erschrak. „Es ist ja voller Alpträume, voller Unglück
und voller schlimmer Erlebnisse!“
„Was soll ich machen? Es ist eben so. Daran kann ich doch nichts
ändern.“
„Hier nimm,“ meinte das Mädchen und reichte mir ein rosa Tütchen.
„Sieh hinein!“
Mit etwas zitternden Händen öffnete ich das rosa Tütchen und konnte
sehen, dass es voll war mit Erinnerungen an schöne Momente des
Lebens.
Und das, obwohl das Mädchen noch jung an Menschenjahren.
„Wo ist Dein schwarzes Tütchen?“ fragte ich neugierig.
„Das werfe ich jede Woche in den Müll und kümmere mich nicht weiter
drum“, sagte sie.
„Für mich besteht der Sinn des Lebens darin, mein rosa Tütchen im
Laufe des Lebens voll zu bekommen. Da stopfe ich so viel wie möglich
hinein. Und immer wenn ich Lust dazu habe oder ich beginne traurig zu
werden, dann öffne ich mein rosa Tütchen und schaue hinein. Dann geht
es mir sofort wieder besser.
Wenn ich einmal alt bin und mein Ende droht, dann habe ich immer noch
mein rosa Tütchen. Es wird voll sein bis obenhin und ich kann sagen, ja ,
ich hatte etwas vom Leben. Mein Leben hatte einen Sinn!“
Noch während ich verwundert über ihre Worte nachdachte gab sie mir
einen Kuss auf die Wange und war verschwunden.
Neben mir auf der Bank lag ein rosa Tütchen.
Ich öffnete es zaghaft und warf einen Blick hinein. Es war fast leer, bis auf einen kleinen zärtlichen Kuss, den ich von einem kleinen Mädchen auf
einer Parkbank erhalten hatte.
Bei dem Gedanken daran musste ich schmunzeln und mir wurde warm ums Herz. Glücklich machte ich mich auf dem Heimweg, nicht vergessend, am nächsten Papierkorb mich meines schwarzen Tütchens zu entledigen.
Kurze Stille
Denken auch wir heute daran. Es gibt ihn, den besseren Weg. In zwei
schönen Geschichten wurde er beschrieben. Wir sollten nichts
erzwingen und auch nicht alles einfach hinnehmen. Nein, Wärme und
Güte weitergeben und diese ebenso annehmen, das ist wichtig.
Genauso sollten wir alle daran denken unser rosa Tütchen sorgfältig
aufzubewahren und zu schützen mit all den wunderschönen Momenten,
die unser Herz erfüllen und Erinnerungen wach werden lassen.
Wir wünschen allen eine glückliche, besinnliche, wärmende
Weihnachtszeit 2010 mit vielen Ereignissen die das rosa Tütchen noch
füllen können.
Gemeinsames Vater Unser
Lied: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht