Wort zum Sonntag 14./15.06.2014 „Brot für viele Menschen“
Liebe war das nicht, wenn früher Katholiken und Protestanten am Fronleichnams- oder Reformationsfest sich gegenseitig gepiesackt haben, indem sie jeweils am Feiertag des anderen Gülle ausgefahren haben! Glücklicherweise ist das heute anders. Wir Sürenheider freuen uns, dass wir erstmalig – wenn auch aus der Not – in unserem Stadtteil, hoffentlich mit vielen hundert Christen – katholisch, evangelisch, koptisch, syrisch orthodox, aramäisch, syro malabar – protestieren können und dürfen, bezeugen, dass unser Gott die Menschen auf-sucht. `Protest´ kommt nämlich von `bezeugen´. Ein tolles ökumenisches Geschenk kommt dazu, dass ein Prozessionsaltar an der evangelischen Auferstehungskirche aufgebaut wird.
Gott aus den Kirchen hinaustragen und hinein in das Land – hin zu den Menschen. Gott unter die Menschen tragen, das ist eigentlich das große Anliegen von Jesus gewesen und gilt somit für alle christlichen Konfessionen. Jesus brachte Gott zu den Menschen, die krank sind oder alleine, die ein Fest feiern oder traurig sind, die Angst haben und die im Sterben liegen. Darum gehört auch unser gelebter Glaube in die Straße und zu den Menschen. Unser Glaube ist nur ehrlich und überzeugend, wenn wir – jeder und jede von uns – den geschenkten Glauben weitergeben, in der Begegnung mit dem Andren. Darum sind sehr viele kleine Fronleichnamsprozessionen im Jahr not-wendig.
Papst Franziskus sagte zu Pfingsten: >Wir brauchen eine Kirche, die nicht in ihren historischen Mauern auf die Gläubigen wartet, sondern die überrascht, die durcheinanderbringt, die nicht nur harmlos ist und ihre Geschichte pflegt, sondern die die Christen – auch den Klerus – antreibt „hinauszugehen“. Das ist die geisterfüllte Kirche, die die Menschen braucht<. Ähnlich hat Martin Luther das auch schon vor 500 Jahren gesagt. Mich macht diese Aussage froh und gibt mir Hoffnung und Kraft, weil ich glaube, dass durch Franziskus das nächste Reformationsfest unserer Geschichte eingeläutet wird, diesmal auf der katholischen Seite.
Und wenn wir dann am Fronleichnamsfest durch die Straßen ziehen, mit dem Brot des Lebens in der Monstranz, das für uns Jesus Christus ist, dann ist das Brot auch ein Bild für das, was satt macht und Leben wertschätzt und erhält. Es ist ein Bild unseres Gottes, der es gut mit uns meint und der da ist für alle und jeden Menschen, in allen Winkeln unserer Dorfgemeinschaft, unserer Stadt und unserer ganzen Erde.
Doch nicht nur Jesus Christus ist Brot für uns, auch wir sind Brot füreinander wie der Schriftsteller und Priester Lothar Zenetti in einem bekannten Lied schreibt: „Als Brot für viele Menschen hat uns der Herr erwählt, wir leben füreinander, und nur die Liebe zählt!“
Es ist schwer, jeden Tag ein guter und bekennender Christ zu sein. Aber so ein Feiertag wie Fronleichnam macht Mut, es immer wieder zu probieren, besonders wenn man sieht, dass man nicht alleine ist. Wenn man sieht, dass viele unterwegs sind. Wenn man spürt, dass es gut tut, mit vielen anderen Menschen guten Willens, unseren Gott zu bezeugen.
Ihnen einen gesegneten Sonntag – und dann: bis zur Demo am Donnerstag!
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)