Wort zum Sonntag 27.04.2014 Halleluja, Halleluja, Halleluja!
Freude braucht nicht viele Worte. Wenn ich mich richtig freue, jemanden zu sehen, dann spüre ich sie, man liest sie einander von den Gesichtern ab. Manchmal spürt man Freude in der Luft. Freude braucht meist nicht viele Worte. Auch Osterfreude nicht. „Frohe Ostern.“ „Christ ist erstanden“. Mehr braucht es nicht. Oder doch?
Wenn man alles zusammen und etwas genauer betrachtet, gibt es selbst nach Ostern keinen wirklichen Grund zum Jubeln. Nein, wirklich nicht! Schon das Evangelium berichtet an mehreren Stellen über den Unglauben der Jünger. Da geraten Weltgesetze aus den Fugen, ein extrem schwerer Stein wird von einem Grab gewälzt, ein Jüngling in weißen Gewändern spricht im offenen Grab von Auferstehung – und das Ergebnis bei den Jüngern ist: Unglauben.
Kein Halleluja, keine Osterfreude, keine verzückten Herzen, keine jubelnden fröhlich schauenden Menschenmassen – eben wie bei uns – als wenn immer Karfreitag wäre.
Und diese wenig vorzeigbare Truppe verängstigter Menschen, sie nennen sich Jünger, bekommen trotzdem den weltverändernden Auftrag: Gehet hin in alle Welt und predigt der ganzen Menschheit diese gute Nachricht: „Der Herr ist auferstanden!“ Und der Auferstandene, unser Heiland, vertraut sich selbst und die ganze Welt damit einem Haufen an, der scheinbar total unqualifiziert ist für diese Aufgabe.
Aus Sicht des Auferstandenen macht es wohl trotzdem Sinn, seine ungläubigen Freunde nicht abzuhaken, nicht aufzugeben, ja, es macht für ihn Sinn, dass ausgerechnet sie den Glauben an den Auferstandenen leben, feiern und weitergeben bis heute. Wir sehen hier keine Helden und Heldinnen, sondern schwache Menschen mit teils ungläubigen und harten Herzen, die, trotzdem, und gerade deshalb, seine frohe Botschaft verkünden. Und das passt! Denn am Kreuz ist mit Jesus auch der Größenwahn der Jünger gestorben, sie könnten mit Jesus mithalten, sein Schicksal aufhalten oder sogar teilen. Am Kreuz ist ihr gewünschtes Gottesbild eines strahlenden Helden gestorben.
Darum kann man zusammenfassen: Es geht bis heute gar nicht anders als mit und durch Glauben und Unglauben, Verzagtheit und Hoffnung, Ende und Neuanfang. Eigentlich muss man jedes Projekt und jede Gemeinschaft, die nur strahlende und gewinnende Glaubenshelden will und sich davon abhängig macht, wirklich mit Vorsicht betrachten. Nie im Leben ist immer alles einleuchtend, beeindruckend und voller Glanz und Perfektion.
Und so wird die gute Botschaft, die frohe Botschaft weiter gesagt, durch und mit schwachen Menschen, davon sind auch die amtlichen Jünger nicht ausgenommen.
Diese Botschaft klingt hinein in unseren Alltag nach Ostern, in die Trauer über Menschen, die gestorben sind, in den Kummer über gescheiterte Beziehungen, in unser Unvermögen, dauerhaft friedvoll zu sein, in unseren uns manchmal überfordernden Arbeitsalltag – in alles das, was in unserem Leben gerade nicht gut und rund läuft. Und mitten in diesem Unglauben, der auch uns manchmal befällt, gibt es doch gerade und immer wieder Grund zum Jubeln. Wir leben in der Härte der Welt und hören doch: Sagt es allen weiter. Das Leben siegt! Wir sind nicht alleine, Emmaus geschieht jeden Tag, auch in Verl.
Nur so geht unsere Glaubensrechnung auf. Zusammengefasst ist es eine geistreiche Rechnung. Darum – wenn ich nicht dauerhaft glanzvoll sein muss, wenn ich nicht immer der Held sein muss, wenn ich zunächst so sein darf, wie ich bin, mit meinen Stärken und Schwächen, auch mit meinen Zweifeln und mit meinem oft kleinen Mut, dann rechne ich mich gerne zu der Gruppe, die aus überzeugtem Herzen und mit fröhlichem Gesicht zu guten Zeiten singt: Halleluja, Halleluja, Halleluja! Bitte mitsingen! Ihr Arthur Springfeld (Diakon)