Der Buddhismus„Die großen Weltreligionen“ Kolping – Sürenheide, 13.03.03

Der Buddhismus

„Die großen Weltreligionen“ Kolping – Sürenheide, 13.03.03

Buddhismus (FOLIE 1) zu verstehen bedeutet zunächst einmal, zu erkennen, dass es selbst in Asien unterschiedliche Formen des Buddhismus gibt, dass Buddhismus eine Religion ohne Gott, eigentlich eine geistige Kategorie ist. (FOLIE 2) Buddhisten sind in den Ländern zwischen Baikalsee im Norden bis Indonesien im Süden, von Ladakh im Westen bis Japan im Osten in höchst unterschiedlichen Anteilen an der Bevölkerung vertreten, ganz zu schweigen von den zahlreichen buddhistischen Gruppen, die sich in den letzten Jahren im Westen etabliert haben. Es ist daher ein kühner Versuch, Interessenten dieses komplexe Gebäude aus Lehre und Ritual in 60 Minuten verständlich zu machen. Einer der führenden tibeteanischen Buddhisten ist bekannt – Dalai Lama. (FOLIE 3)

Siddharta Gautama wird um das Jahr 563 v.Chr. in Kapilawastu (Kapilawastu liegt nahe des Grenzbereichs von Indien und Nepal, am Fuß des Himalaya) geboren. Zu seinem Familiennamen Gautama erhält er den Prinzennamen ‚Siddharta‘ (einer, der das Ziel erreicht). Sein Vater ist reicher Grundbesitzer und Vorsitzender eines aristokratisch regierten Gemeinwesens. Seine Mutter Maja (Illusion) stirbt 7 Tage nach seiner Geburt.
Der Prinz Siddharta
(FOLIE 4)
erhält eine dem Rang entsprechende Erziehung. Unter anderem lernt er wichtige Dinge für den Aufbau seiner Ordensgemeinschaft, z.B. parlamentarische Verwaltungsmethoden. Mit 16 heiratet er standesgemäß seine Cousine.
Siddharta erkennt immer mehr die Sinnlosigkeit des luxuriösen Lebens am Hof, besonders an einem Tag, an dem er dem menschlichen Leiden in Form eines Greises, eines Verstorbenen und eines Kranken begegnet. Ihm wird bewusst, dass alle Wesen dem Alter, der Krankheit und schließlich dem Tod preisgegeben sind.
Schließlich gibt ihm die Begegnung mit einem Einsiedler den Anstoß, sein Leben im Überfluss aufzugeben und als wandernder Asket eine Antwort auf die ihn tief bewegenden Fragen menschlicher Existenz zu suchen.

So verlässt er heimlich seinen Palast, seine Eltern, die Ehefrau und das Kind, legt das gelbe Gewand eines Asketen an und geht ‚aus dem Haus in die Hauslosigkeit.‘

(FOLIE 5)
So beschreibt der Buddha einen Vollkommenen Menschen

„Ein Friedvoller hat alles Verlangen hinter sich gelassen, noch bevor sein Körper zerfällt.
Er fragt sich nicht, wie alles begann oder wie es enden wird und hängt auch nicht an dem, was dazwischen geschieht.
Solch ein Mensch hat keine Erwartungen und Wünsche für die Zukunft.
Er fühlt keinen Zorn, keine Angst und keinen Stress.
Nichts stört sein Gewissen und seine Geistesruhe.
Er ist ein Weiser, der besonnen spricht.
Er hat kein Verlangen nach der Zukunft, kein Bedauern für die Gegenwart.
Frei von der verworrenen Sinnenwelt leiten ihn keine Meinungen und Ansichten.
Er verbirgt nichts und nimmt nichts in Besitz.
Er lebt bescheiden, unaufdringlich, ohne Habsucht oder Neid; verachtet, verleumdet und beleidigt niemanden.
Er ist nicht überheblich und nicht süchtig nach Vergnügen.
Er ist voll Sanftheit und hellwacher Achtsamkeit, ohne blinden Glauben und hegt keinerlei Abneigung.
Er strebt nicht nach Gewinn, bleibt unberührt, wenn er nichts erhält.
Man findet kein Begehren nach immer neuen Geschmäcken in ihm.
Seine Achtsamkeit paart sich mit ständigem Gleichmut, wo Überheblichkeit unmöglich ist.
Er vergleicht sich nicht mit dem Rest der Welt als “ überlegen „, “ unterlegen“ oder „gleich“.
Weil er versteht, wie die Dinge wirklich sind, ist er frei von Abhängigkeit und stützt sich auf nichts.
Für ihn gibt es kein Begehren mehr zu existieren oder nicht zu existieren.
Den nenn‘ ich friedvoll, der nach Lüsten nicht mehr trachtet, den nichts mehr fesselt und der alles Haften überwand.
Er ist ein Mann ohne Söhne, ohne Wohlstand, ohne Felder, ohne Vieh – ein Mensch, in dem nichts nach Besitz verlangt und der nichts als nicht seins zurückweist.
Er ist ein Mensch, der vom Gerede von Priestern, von Asketen und anderen Menschen unberührt bleibt.
Er ist ein Mensch ohne Eifersucht und Ehrgeiz.
Als Weiser sieht er sich nicht „überlegen“, „unterlegen“ oder „gleich“.
Bloßer gedanklicher Spekulation gibt er sich nicht hin.
Er ist ein Mensch, der nichts in dieser Welt sein eigen nennt und der nicht klagt, überhaupt nichts zu besitzen.
Friedvoll ist, „wer den Dingen nicht nachgeht“

Aus dem Purabheda-Sutta des Sutra-Nipata

Weg zur Erleuchtung

Siddhartas Weg führt zunächst zu zwei berühmten Brahmanen und Yoga-Lehrern, bei denen er nicht den erhofften Frieden findet. So geht er zu fünf Asketen (Hindu-Heiligen), wo er sich sechs Jahre lang bis zur Abmagerung und physischen Erschöpfung in strengster Askese übt und täglich kaum mehr als ein Reis- oder Sesamkorn isst. Doch auch hierbei kommt er seinem Ziel nicht näher. Er wählt jetzt einen grundsätzlich anderen Weg: den Mittelweg zwischen zwei Extremen, dem Überfluß und der Askese die Versenkung als innere Betrachtung und Lösung vor der Welt.

Eines Tages, mit 35 Jahren, hat er eine Erleuchtung. Er steigt Schritt für Schritt vier Stufen der Versenkung hinab: von der ersten Stufe der meditativen Reflexion zur zweiten Stufe der tiefen Lust der Seele, von dort zur dritten, der matten Lust der Seele und schließlich zur vierten, des leid- und freudfreien Gleichmuts.

Auf der vierten und letzten Stufe wird während der Nacht dem Siddharta eine dreifache Erkenntnis zuteil:

In der ersten Nachtwache erinnert er sich an die eigenen, vorausgegangenen Geburten, an die Wanderung von Dasein zu Dasein, durch zahllose Weltzeitalter und durchläuft noch einmal die Wege seiner früheren Existenzen von Geburt zu Tod und zu Wiedergeburt, ein nicht endender Kreislauf.

In der zweiten mittleren Nachtware sieht er den gegenwärtigen Zustand der Welt und erkennt dass sie heute das sind, was sie im vergangenen Leben getan haben.
In der dritten Nachtwache gelangt er zur entscheidenden Erkenntnis. Er erkennt ‚in Wahrheit‘:

Die vier edlen Wahrheiten

1.) Was ist das Leiden? Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Tod ist Leiden. Das Verbundensein mit ungeliebten ist Leiden und das Getrenntsein von Lieben ist Leiden. Ebenso ist die Nichterfüllung von Wünschen und Vorstellungen Leiden. Die fünf Formen des Anhaltens an das Irdische (den Körper, die Empfindungen, die Wahrnehmungen, die Triebkräfte, das Bewußtsein) ist Leiden. Solcher Art ist das Leiden.

2.) Wie entsteht das Leiden? Durch den Leidensdurst, der von Wiedergeburt zu Wiedergeburt führt und der mit Freude und Leidenschaft verbunden ist. Also der Durst nach Lust, nach Werden und nach Aufhören des Werdens. Auf solche Art entsteht das Leiden.

3.) Wie kann das Leiden beendet werden? Durch die Unterdrückung und völlige Aufhebung des Lebensdurstes, der von Wiedergeburt zu Wiedergeburt führt und mit Freude und Leidenschaft verbunden ist. So wird das Leiden aufgehoben.

4.) Welches ist der Weg der Aufhebung des Leidens? Es ist der heilige, Achtfache Pfad.

 

Diese vier edlen Wahrheiten sind Gegenstand seiner ersten Predigt in ?. Mit dieser dreifachen Erkenntnis gelangt der Prinz zur höchsten vollkommenen Erleuchtung (samma-sambodhi) und hat damit ‚Nirwana‘ erlangt; es kann keine Wiedergeburt mehr erfolgen. In dieser heiligen Nacht ist er aus einem ‚Bodhisattva‘ zu einem ‚Buddha‘ (Erleuchteter) geworden.

Nirwana

wenn der Mensch durch Nachdenken und Meditation seine spirituelle Unwissenheit überwunden und in der Erleuchtung erfahren hat, daß er kein selbständiges Ich, sondern Teil der alles umfassenden Buddhanatur ist, dann geht er ins Nirwana ein. Dieser Zustand läßt sich nicht beschreiben, aber er ist mehr als ein reines Nichts. Mit dem Eingang ins Nirwana endet die Kette der Wiedergeburten. Der Mensch ist dann zur höchsten Freiheit erwacht.

Buddhas Lehr- und Wanderjahre

Nach anfänglichem Zaudern (Buddha wußte nicht, ob die Leute seine Lehren verstehen), entschließt er sich, seine Erkenntnis der Welt mitzuteilen. Seine erste Predigt hält er bei fünf Asketen (enthaltsame Lebensweise). Diese Predigt wird auch als ‚buddhistische Bergpredigt‘ bezeichnet. Mit ihr setzt Buddha das Rad der Heilslehre in Bewegung; die fünf Asketen erbitten von ihm die Mönchsweihe

(FOLIE 6), die er ihnen erteilt.
Damit tritt neben dem Buddha und die Heilslehre auch die Ordensgemeinschaft als ‚drittes Kleinod‘ des Buddhismus auf. Schon bald nach der Bekehrung der fünf Asketen umfaßt die neue Religionsgemeinschaft neben dem festgefügten Orden zahlreichen gläubige Laienanhänger (Frauen und Männer), darunter auch höhergestellte Persönlichkeiten.

Nach 3 Monaten schließen sich bereits 60 Jünger dem Buddhismus an. Diesen gibt Buddha vollständige Anweisungen und sendet sie mit den Worten:

 

»Geht hin, ihr Mönche und predigt der Welt das Gesetz. Wirket für das beste der anderen wie für euer eigenes … bringet die freudige Botschaft zu jedermann. Es sollen nicht zwei von euch denselben Weg einschlagen.«

(FOLIE 7) Natürlich hat Buddha auch Gegner, die sogar mit dem Gedanken spielen, Buddha zu töten.

Als geistlicher Lehrer, der es versteht, seinen Hörern in Bildern und Gleichnissen eindrucksvoll die Wahrheiten zu verkünden, erwirbt sich Buddha höchste Achtung. Insgesamt wird in den Schriften von 77 Wundern Buddhas berichtet. Während seiner 45jährigen Lehrtätigkeit wanderte er während der 8 regenlosen Monate des Jahres durch das nordöstliche Indien, dagegen verbrachte er die 4-monatige Regenzeit in Pansalas (Hütten, Unterkünfte).

Buddhistische Bergpredigt

»Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit vom Leiden: Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Sterben ist Leiden; mit Unlieben vereint sein ist Leiden. Nicht erlangen, was man begehrt, ist Leiden. Kurz, das Verbundensein an die fünf Objekte des Ergreifens (skandhas) ist Leiden. Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von der Entstehung des Leidens: es ist der die Wiedergeburt erzeugende Durst, begleitet von Wohlgefallen und Begier, der hier und dort seine Freude findet: nämlich der Durst nach Lust, der Durst nach Werden und Dasein, der Durst nach Vergänglichkeit.

Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von der Aufhebung des Leidens: Die Aufhebung dieses Durstes durch restlose Vernichtung des Begehrens, ihn fahren lassen, sich seiner entäußern, sich von ihm lösen, ihm keine Stätte gewähren. Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von dem Weg, der hinführt zur Aufhebung des Leidens: Es ist dies der edle »achtfache Pfad« der da heißt: rechtes Glauben, rechtes Denken, rechtes Sprechen, rechtes Tun, rechtes Leben, rechtes Streben, rechte Konzentration, rechtes Sichversenken.«

Lebensende und Nirwana

Die letzten Jahre seines Lebens verbringt Buddha in einem Kloster. Als er sein Ende spürt, läßt er alle Mönche in einem Kloster versammeln. Nachdem er auf dem Weg dorthin nochmals erkrankt, verabschiedet er sich – dort angekommen – von seinen Freunden und fordert sie auf, nach seinem Tod das Gute zu lehren, zu tun und zu handeln. Dann läßt er sich sein letztes Lager errichten und spricht noch einmal zu seinen Jüngern:

»Wohlan, ihr Mönche, ich sage euch, alles geht dahin und stirbt, aber die Wahrheit bleibt. Strebt nach eurem Heil!«

Nach langer Meditation geht er in das völlige Nirwana ein und stirbt. (FOLIE 8)

Buddha-Lehre

Die für den Ur-Buddhismus konstitutiven Größen sind: Buddha, dharma und sangha. Gautama lehrte seine ersten Missionare folgende alte Formel:

»Ich gehe zu Buddha als meinem Führer.
Ich gehe zu dharma (Buddas Lehre) als meinem Führer.
Ich gehe zu sangha (Gemeinschaft des Ordens) als meinem Führer.«


Die dreifache Wiederholung gilt als Bekenntnis zum Buddhismus. Bei jeder Versammlung von Laien, Mönchen und Nonnen werden an jedem buddhistischen Schrein diese drei Führer dreimal angerufen.

Buddhistisches Weltbild

Im buddhistischen Weltbild schweben unendlich viele Weltsysteme, die alle aus ewigem Raum stammen, nebeneinander. Jedes der Weltsysteme hat eine Ober-, eine Mittel-, und eine Unterwelt.

In der Unterwelt liegen die Höllen, in denen Übeltäter Qualen erleiden. Darüber erhebt sich die von Meeren umflossene Erdscheibe mit dem Berg Meru als Mittelpunkt, um den sich vier meerumspülte Erdteile legen. Um den Meru herum kreisen auch Sonne, Mond und Sterne. Auf ihm wohnen Götter.

Alle diese Stockwerke gehören zur »Region der Begierde«. Darüber erstrecken sich die Regionen der »reinen Formen« und der »Nicht-Formen«. Dort leben begierdelose Götter.

Mit Ausnahme der oberen Himmel befinden sich diese Welten in einem ständigen Wechsel von Werden und Vergehen.

Gegenwärtige Welten werden vergehen; vergangene Welten sind vergangen und in unendlicher Zukunft werden neue entstehen. Jede dieser Welten dauert ein Mahakalpa (Großperiode von 20 kalpas von koppas = Perioden.

1 Kalpa (Weltperiode) umfaßt 1 680 000 Jahre und ist unterteilt in 8 Kleinperioden).

Nicht nur die Zeit ist ohne Anfang und Ende. Auch bei allen Lebewesen herrscht ein ständiger Kreislauf, bei dem ihre Existenz ständig verändert wird. Dieser verhängnisvolle Kreislauf heißt Samsara (vorüberfließen, weiterfahren, ins Sein kommen) und steht im Gegensatz zum Nirwana.

Der Grund für diesen Kreislauf des Werdens liegt im Grundprinzip des Nidana . Dieses zwölfgliedrige Kausalitätsgesetz besagt, daß jedes Glied aus dem vorausgehenden entsteht.

Da alles, was wir jetzt tun in der Zukunft vergolten wird, je nach den Taten , ist eine Wiederverkörperung in 5 verschiedenen Lebensformen gegeben:

  • als Höllengeist
  • als Tier
  • als Geist
  • als Mensch
  • oder als Gott

Die Lehre von Karman erklärt die Verschiedenheit menschlicher Anlagen und Schicksale. (FOLIE 9)

Der Mensch und seine Erlösung

Samsara, Nidana und Karman bilden die Voraussetzung für die buddhistische Erlösungslehre. Im Buddhismus stellt man sich ein Rad der verschiedenen Daseinsformen die der Erlösung bedürfen vor. Dieses Rad dreht sich, solange Menschen unwissend sind und nicht erkennen, daß alles vergänglich und deshalb leidvoll ist.

(FOLIE 10)
Der achtfache Pfad (Achtweg)

Dieses, Mönche, ist die Wahrheit von dem zur Leidensaufhebung führenden Wege, nämlich:

  1. Rechte Ansicht,
  2. Rechter Entschluß,
  3. Rechte Rede,
  4. Rechtes Verhalten,
  5. Rechte Lebensführung,
  6. Rechte Anstrengung,
  7. Rechte Achtsamkeit,
  8. Rechte Meditation.

Diese praktische Lebensanleitung ähnelt auf den ersten Blick sehr den christlichen 10 Geboten.

Der Unterschied jedoch ist grundlegend: Die Missachtung dieser Anleitungen ist keine „Sünde“ – so etwas gibt es im Buddhismus nicht.

 

 

 



 

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