Wort zum Sonntag – Ostern 2015 – „Habt keine Angst!“
Es gibt so schöne Plätze in Galiläa. Manche habe ich gesehen – See Genezareth oder den Jordan, Nazareth und den Berg Tabor. Es hätte so schön sein können. Jesus sitzt am See, die Menschen kommen in Scharen, die Jünger sorgen für Ordnung und er erzählt allen von der Liebe und Barmherzigkeit des Vaters. Alle haben Tränen in den Augen und gehen verzückt nach Hause. Dank guter Versorgung erreicht Jesus ein hohes Alter. Wie im Traum – so schön.
Nein – so ging das Leben von Jesus nicht weiter. Nein, das war nicht sein Ding. Sein Ziel war nicht Ruhe, war nicht Sicherheit, war nicht Schönmalerei einer Zukunft, die es so nicht geben konnte. Jesus wusste, dass es der Wunsch des Vaters war, seinen Auftrag zu erfüllen und diesen Weg konsequent zu Ende zu gehen. Jesus wusste, dass seine Anhänger schwach waren und ihn allein ließen. Jesus wusste, dass er sein Ziel nur über alle erdenklichen Tiefen des Lebens und über seelische und körperliche Schmerzen erreichen konnte. Er wusste, dass die Stunde kommt, wo niemand, niemand, außer dem Vater im Himmel ihm zur Seite stand. Und er hatte Angst, schreckliche Angst – Todesangst. In der Not zog er alle Register, er schrie und bettelte – er wollte aufgeben, aber er musste dadurch. Wie furchtbar, das geht nicht in unseren Kopf, dass kann niemand begreifen und dennoch ist es geschehen.
Wir Christen wissen, dass sein Leben durch den Tod zum Sieg führte. Wir wissen, dass sein Leiden, sein Kreuzweg, seine Schmerzen uns die Erlösung brachten. Darum dürfen wir Halleluja singen, darum dürfen wir uns freuen und jubeln. Gerade durch Jesu Kreuzweg haben wir die Kraft ihm zu folgen, in der Hoffnung auf ein Leben bei ihm und mit ihm. Der konsequente Weg Jesu ist unser Auftrag für diese Welt. Wir geben nicht auf! Wir halten durch! Wir machen uns auf den Weg, seinen Auftrag an allen Menschen zu erfüllen! Das ist nicht immer leicht. Das kostet Kraft. Das bringt uns manchmal zum Heulen. Und oft stehen auch wir kurz vor dem Aufgeben.
Gut, dass Jesus nicht aufgegeben hat. Gut, dass sein Glaube an seinen Auftrag, sein Glaube an den Willen des Vaters ihm Kraft verliehen hat, die alle menschliche Vorstellung übersteigt. Auch er hat mehr geschafft, als er sich streckenweise selbst zugetraut hat. Sein Sieg über Unrecht und Tod, über Erniedrigung und weglaufende Freunde, über Zweifel und Angst schenken uns das Halleluja dieser Tage.
Und so hat er uns, jedem von uns ein Erbe hinterlassen, das für uns Auftrag und Pflicht ist. Auftrag und Pflicht uns bei der Umsetzung anzustrengen bis zu Grenzen, die unsere Fähigkeiten fast übersteigen.
Und auch wir schaffen mehr, als wir glauben! Auch wir haben die Kraft, Belastungen und Schmerzen, Angst und Hoffnungslosigkeit auszuhalten, die unüberwindbar scheinen! Und am Ende steht auch für uns der Sieg. Am Ende haben auch wir gewonnen. Am Ende stehen die Freude und der Jubel über das Erreichte.
Sieg ist nicht unsere Heiligsprechung. Sieg ist nicht die volle Kirche. Sieg ist nicht die Rettung der Welt. Wir haben gewonnen, wenn wir uns einsetzen für den Auftrag Jesu Christi. Wir haben gewonnen, wenn wir unser Bestes geben. Wir haben gewonnen, wenn unsere Hoffnung uns auch durch die Dunkelheit trägt. Dann ist auch für uns Ostern. Dann ist der Sieg unser, den wir oft vor lauter Tränen, Verzweiflung und Angst aus den Augen verloren haben. Wir sind nicht Jesus, aber wir haben die gleiche Hoffnung, den gleichen Vater im Himmel. Und er hilft uns durch alle Nacht bis zum Ostermorgen. Lasst uns mit Freude auf den Lippen, mit Glanz in den Augen und mit liebendem Herzen zusammen einstimmen in das Halleluja. Christus lebt und auch wir werden leben! Halleluja. Frohe Ostern!
Ihnen und Ihren Familien, wünsche ich die Freude und den Frieden des auferstandenen Herrn. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)