FRIEDENSGEBET Kaunitz 27.01.12 – Wie auch wir vergeben –
BEGRÜSSUNG: Arthur
VATER UNSER
„Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern!“
Die Formulierung dieser Vaterunser-Bitte legt ein Missverständnis nahe: Dass ich erst denen vergeben muss, die an mir schuldig geworden sind, bevor Gott mir vergibt.
Oder anders formuliert: Dass ich einen Anspruch auf Gottes Vergebung habe, wenn ich den anderen verzeihe.
Doch diesen „Vergebungsautomatismus“ gibt es nicht.
Gottes Vergebung steht immer am Anfang und wir können nur vergeben, weil uns Gott schon vergeben hat, weil er uns zur Vergebung befreit hat von unserer eigenen Schuld.
Was ich selbst erfahre, kann ich meinen Mitmenschen erfahrbar machen.
Wenn Jesus uns im Evangelium auffordert, dem Nächsten siebenundsiebzigmal zu vergeben, so ist das keine Überforderung, sondern sein Versprechen, uns selbst mindestens so oft zu vergeben.
Und trotzdem: Dem anderen so zu verzeihen, wie Gott uns verzeiht, das fällt oft schwer, da fallen uns viele Gründe ein, es mit gutem Gewissen nicht zu tun: Es muss doch gerecht zugehen, sonst lernt der andere nicht aus seinen Fehlern …
„Hüten wir uns indes, einen zu vergessen bei der Bitte:
„Wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“.
Ein Wesen existiert, das uns enttäuscht und beleidigt hat, ein Wesen, mit dem wir ständig unzufrieden sind und das wir mit einem Groll verfolgen, den wir keinem anderen zu zeigen wagten. Das sind wir selbst.“
Wie oft kann ich mich selbst nicht annehmen, wenn ich hinter den mir selbst gesetzten Erwartungen zurückbleibe, wenn ich nicht dem Bild, das ich von mir habe, entspreche.
Die Vaterunser-Bitte „wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“ ist auch die Bitte, dass Gott mir die Kraft gibt, mir selbst zu verzeihen, mich selbst annehmen zu können.
Das heißt nicht, dass ich nicht mehr sehe, was ich falsch mache, aber es heißt doch, nicht mehr zu glauben, dass ich selbst falsch bin.
Wenn ich an die Vergebung Gottes glaube, dann gilt sie auch für mich und dann kann ich umso leichter auch dem anderen vergeben.
LIED: 809 CD Wie ein Fest nach langer Trauer
Ursel: Wie auch wir vergeben
Erbarmungslos raste ein blutiger Bürgerkrieg Ende der 30er Jahre über die spanische Erde. Kommunistische Freischärler führten Krieg gegen nationale Franco-Truppen. Die Roten kämpften zugleich gegen den Gottesglauben. Entweihte Kirchen, brennende Dörfer, ermordete Priester und Ordensleute zeigten den Weg, den das rote Heer genommen hatte. Auch die Franco-Nationalen kämpften verbissen und hart gegen die Kommunisten, schonten aber die Kirche.
Als ein Trupp Nationaler nach hartem Kampf ein Dorf eroberte, fanden sie an einer Mauerecke einen schwerverletzten Rotgardisten. Als er die herankommenden Soldaten sah, hob er mit schwacher Gebärde die Hand und stammelte: „Einen Priester, holt mir einen Priester!“
„Fahr zur Hölle, rote Kanaille!“, fluchte einer der Nationalen. Doch sein Kamerad hatte Mitleid: „Ich hole einen Priester.“ Tatsächlich kam ein Geistlicher, der sich zu dem schwerverletzten Burschen beugte: „Sie wollen beichten?“, fragte er. „Ja, ich will beichten“, keuchte der Soldat.
Der Sterbende stammelte: „Sind Sie der Pfarrer dieses Ortes. „Ja, der bin ich.“ „Mein Gott“, stammelte der Rotgardist. Lange dauerte es, bis der Priester den Sterbenden verließ. Sein Gesicht war bleich wie die Wand, als er zu der wartenden Patrouille der Nationalen zurückkam. „Bringt den Verwundeten ins nächste Haus, damit er nicht auf der Straße stirbt“, stieß er mühselig hervor.
Als die Soldaten sich dem Schwerverletzten näherten, richtete sich dieser ein wenig auf und winkte sie heran. „Er hat mir vergeben! Er gab mir die Lossprechung“, keuchte er, nach Atem ringend. „Warum soll er Dir nicht vergeben? Das ist ja sein Amt!“, sagte einer der Nationalen.
„Ihr wisst nicht, was ich getan habe!“, stöhnte der Sterbende. „Ich habe zahllose Menschen ermordet, darunter 32 Priester. In jedem Dorf bin ich zuerst ins Pfarrhaus eingedrungen. Auch hier. Den Priester fand ich nicht, aber seinen Vater und seine beiden Brüder. Ich fragte sie, wo der Pfarrer ist, doch sie weigerten sich, ihn zu verraten. Da habe ich alle drei erschossen. Versteht Ihr?! Dem Priester, der meine Beichte gehört hat, ermordete ich den Vater und die Brüder – und er hat mir doch vergeben!“
Musik CD 3 Minuten
Arthur: Das Wort, das ich nicht sprach!
Wo ist das Wort, das ich nicht sprach?
Wo ist das Streicheln, das ich nicht tat?
Wo ist die Geste, die ich nicht machte?
Wo ist der Blick, den ich nicht schickte?
Wo ist das Gefühl, das ich nicht empfand?
Wo ist die Hand, die ich nicht reichte?
Wo ist die Teilnahme, die ich nicht entgegenbrachte
Wo ist das Interesse, das ich nicht zeigte?
Ursel: Vater, vergib mir meine Schuld…
Arthur: Wo ist das Wort, das ich nicht hörte?
Wo ist das Streicheln, das ich nicht empfing?
Wo ist die Geste, die ich nicht sah?
Wo ist der Blick, den ich nicht bekam?
Wo ist das Gefühl, das ich nicht spürte?
Wo ist die Hand, die ich nicht fand?
Wo ist die Anteilnahme, die ich nicht erhielt?
Wo ist das Interesse, das ich nicht empfand?
Ursel: … wie auch ich vergebe meinen Schuldigern. Amen
Vater unser im Himmel
(abwechselnd re. Und li.)
Du unnennbarer Gott,
unfassbares alles übersteigendes Geheimnis,
du hast uns Deinen Namen geoffenbart:
wir dürfen Vater sagen,
du hast uns erschaffen aus unendlicher Liebe.
Durch dich haben auch wir einen Namen:
Söhne und Töchter des Allerhöchsten .
Durch Deinen Geist und deine Liebe sind wir.
Du bist nicht unser Aufseher, du bist unser Vater,
du sorgst für uns, zu dir dürfen wir immer
wieder mit all unserer Not kommen.
Geheiligt werde dein Name.
Bekannt, verkündet, gefeiert,
ehrfürchtig geglaubt und genannt,
in Anspruch genommen,
geteilt in geschwisterlicher Liebe,
nicht verschwiegen, vergessen, totgesagt,
beschimpft und entstellt,
missbraucht und verlacht.
Dein Reich komme
Dein Reich ist nicht von dieser Welt,
aber in dieser Welt,
wir können es nicht von uns aus machen,
wir dürfen es aber erhoffen und erbitten
und mit deiner Kraft helfen, es zu verbreiten.
Es ist das Reich Deiner Gerechtigkeit und
Deines Friedens, das Reich Deiner Versöhnung,
das Reich Deiner Liebe.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Dein Wille ist gut, er will das Heil für uns,
für jeden Menschen.
Dein Wille ist erkennbar.
Dein Wille ist LIEBE:
Oft können wir ihn nur gemeinschaftlich finden,
denn du hast uns in Gemeinschaft geschaffen.
Deinen Willen finden wir
in deinen Geboten,
in den Propheten,
in Jesus Christus,
in den Heiligen,
in der Kirche, die ihn verkündet,
in unserem Gewissen
und in allen Menschen,
die ihn uns vorleben.
Lass uns nach Deinem Willen suchen,
ihn unterscheiden
von dem, was nicht Dein Wille ist,
ihn ersehnen, auf ihn hören,
ihn in unser Herz aufnehmen,
ihn befolgen.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Jeder Tag hat seine eigene Plage.
Gib, dass wir uns nicht sorgen müssen um das Morgen,
sondern dass wir vertrauen können
auf das, was du uns heute gibst.
Lass uns offen dafür sein, was andere brauchen
und mit ihnen teilen.
Alles ist dein Geschenk:
die Fähigkeit, etwas zu erwerben und
die Gnade mitteilen zu können.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Immer wieder werden wir aneinander
und an dir schuldig,
du aber bist ein barmherziger und gnädiger Gott.
Lass uns dies nie vergessen
und immer wieder dein Erbarmen anrufen,
aber auch selbst bereit sein,
zu verzeihen, Frieden zu machen
und den ersten Schritt zu tun.
Und führe uns nicht in Versuchung,
wenn du vielleicht unseren Glauben prüfst,
wie den Glauben Abrahams,
damit wir uns nicht auf uns
sondern ganz auf dich verlassen.
Lass uns nicht einander zur Versuchung werden,
sondern lass Vertrauen unter uns wachsen,
damit wir in allem ausgerichtet bleiben
auf dich und Deine Liebe.
Bewahre uns vor Vermessenheit,
die sich selbst alles zutraut,
aber auch vor Kleinmut und Ängstlichkeit,
und lass uns nicht an Dir zweifeln oder verzweifeln.
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Erlöse uns von dem Bösen in uns und um uns,
von allem, was noch nicht erlöst ist in uns,
und auch in den anderen Menschen.
Führe du endlich dein Reich herbei,
in dem es das Böse nicht mehr gibt
und du selbst alles in allem bist.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
LIED: 142 1+2 Zu Dir o Gott erheben wir
Ursel: Herr Jesus Christus, du hast denen verziehen, die dich unschuldig verurteilt und ans Kreuz geschlagen haben. Du befähigst uns, dir zu folgen und zu vergeben.
Wir bitten dich:
- Schenke uns immer wieder die Kraft, all denen zu verzeihen, die uns etwas schuldig geblieben sind.
Herr, erbarme dich…
- Ermutige uns, dass wir uns selbst vergeben
und aufhören, uns Vorwürfe zu machen.
Herr, erbarme dich…
- Leite uns an, nach einem Streit wieder zu beginnen und als erste die Hand zur Versöhnung zu reichen.
Herr, erbarme dich…
- Stärke unseren Glauben, lass uns darauf vertrauen, dass du uns neu mit dir verbindest und uns verwandelst.
Herr, erbarme dich…
- Mache die Kirche zu einem Ort, an dem Menschen einander annehmen und wie Geschwister miteinander leben.
Herr, erbarme dich…
Denn du bist nicht gekommen, zu richten, sondern uns mit Gott zu versöhnen und uns zum Frieden zu führen. Darum bitten wir dich, Christus, unseren Herrn. Amen
Arthur: Gott des Friedens,
die ganze Schöpfung sehnt sich nach Frieden.
Warte nicht länger,
schicke deine Friedensboten aus.
Sende sie an die Orte des Krieges.
Du kennst sie alle,
du siehst die Tränen,
du fühlst die Angst,
du leidest die Schmerzen,
du spürst die Verzweiflung.
Greif ein, du Gott des Friedens, und
erbarme dich.
Warte nicht länger,
schicke deine Friedensboten aus.
Sende sie zu den Mächtigen dieser Welt,
zu denen, die kühl rechnen und
zu denen, die voller Hass sind.
Sende sie zu Opfern,
zu denen, die gleichgültig geworden sind
und zu denen, die voller Rache sind.
Verwandle Hass und Gewalt, Du Gott des Friedens,
und erbarme dich.
Warte nicht länger,
schicke deine Friedensboten aus.
Sende sie zu uns,
damit wir ihre Worte hören,
ihren Spuren folgen
und selbst zu deinen Boten werden.
Hier sind wir, Du Gott des Friedens,
erbarme dich. Amen.
Ursel: Geht in diese Nacht (diesen Abend/ diesen Tag/ diese Welt) mit dem Segen des dreieinigen Gottes.
Geht mit dem Segen des Schöpfers dieser Welt,
der Versöhnung schafft zwischen Gott und Mensch, Himmel und Erde.
Geht mit dem Segen unseres Herrn, des Friede-Fürsten,
der uns Menschen Bruder wurde und Erlöser aus Unfrieden und Ungerechtigkeit.
Geht mit dem Segen des Heiligen Geistes,
der uns auf den Weg Jesus Christi weist, damit wir ihm nachfolgen
und selbst zu Friedenstiftern werden.
So segne euch der in der Liebe allmächtige Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen
LIED: 809 1-3 Wie ein Fest nach langer Trauer