Wort zum Sonntag zum Jahreswechsel 2014/2015 – „drei fabel hafte Wünsche“ – 29.12.14
Der Jahreswechsel ist die Zeit der Vorsätze und der guten Wünsche und auch ich habe drei „fabel-hafte“ Wünsche für Sie.
Die erste, die Fabel vom Frosch, könnte Ihnen etwa dann wieder einfallen, wenn die unangenehmen Tage und die schweren Wochen, wenn die Krisen kommen:
Ein Schmetterling, ein Käfer und ein Frosch fielen in ein Fass Milch. Der Schmetterling, sagte: „Wir werden schon rauskommen. Warten wir einfach, bis jemand hilft“. Er schwamm so lange herum, bis seine Atemwege von der Milch verklebt waren. Dann ging er unter. Der Käfer sagte: „Man kann ja überhaupt nichts machen“. Und dabei ging er unter. Der Frosch aber sagte: „Ich strample – man kann nie wissen“. Und so strampelte er stundenlang. Plötzlich spürte er etwas Festes unter den Füßen. Er hatte aus der Milch Butter gestrampelt. Nun kletterte er auf den Butterkloß und sprang hinaus. Mit dieser Fabel wünsche ich Ihnen alle Kraft zum Strampeln.
Es werden sicher Zeiten und Situationen kommen, wo uns das Wasser bzw. die Milch bis zum Hals steht. Wenn wir danach sagen können: „Wieder alles in Butter“ – dann ist das sicher nicht allein unsere Leistung, aber es hängt auch von unserem Engagement ab, ob wir am Ende dieses Jahres festen Boden unter den Füßen haben.
Vielleicht fällt Ihnen auch die Fabel von der Kuh ein, wenn Sie sich schwer tun, großzügig zu sein, loszulassen, anderen eine Freude zu machen:
Das Schwein kam zur Kuh und jammerte: „Die Menschen sprechen immer nur über deine Freundlichkeit. Zugegeben: Du gibst Milch. Doch von mir haben sie viel mehr: Schinken, Speck, Borsten. Und selbst meine Füße verspeisen sie. Und doch hat mich niemand gern. Für alle bin ich bloß das Schwein. Warum?“ Die Kuh dachte einen Augenblick nach und sagte dann: „Vielleicht ist das so, weil ich gebe, während ich noch lebe.“ Mit dieser Fabel wünsche ich Ihnen allen, Bereitschaft zum Geben. Es gibt so viele Möglichkeiten zu schenken und zu geben, während wir noch leben: Ich kann mein Lächeln schenken, wenn jemand auf ein Zeichen der Anerkennung wartet. Ich kann jemandem Gehör schenken, der sich seine Sorgen von der Seele reden muss. Ich kann meine Hand geben – zum Dank, zur Versöhnung, zum Willkommen heißen. Ich kann mein Wort geben – zum Trösten, zum Ermutigen, zum Warnen.
Und vielleicht fällt auch sie Ihnen hin und wieder ein, die letzte Fabel von der Libelle, wenn der Alltag Sie auffrisst, wenn Sie die großen Lebensziele aus den Augen verlieren, wenn Ihr Glaube kraftlos wird: „Ein Blutegel sagte zur Libellenlarve: Ich habe niemals das Bedürfnis nach dem, was du Himmelsluft nennst!“ „Ach“, erwiderte die Libellenlarve, „ich hab‘ nun einmal die Sehnsucht nach oben. Ich versuchte auch schon einmal, an der Wasseroberfläche unseres Teiches nach dem zu schauen, was darüber ist. Da sah ich einen hellen Schein und merkwürdige Schattengestalten huschten über mich hinweg“. Der Blutegel krümmte sich vor Lachen: „0 du phantasievolle Seele, du meinst, über dem Tümpel gibt es noch was? Lass doch diese Illusionen! Glaub‘ mir: Ich hab‘ den ganzen Tümpel durchschwommen. Dieser Tümpel ist die Welt – und die Welt ist ein Tümpel. Und außerhalb dessen ist nichts!“ „Aber ich hab‘ doch den Lichtschein gesehen!?“ „Hirngespinste“, erwiderte der Blutegel, „was ich fühlen und betasten kann, das ist das Wirkliche.“ Aber es dauerte nicht lange, bis sich die Libellenlarve aus dem Wasser herausschob, Flügel wuchsen ihr, goldenes Sonnenlicht umspielte sie und sie schwebte schimmernd über den niedrigen Tümpel davon.“ Mit dieser Fabel wünsche ich Ihnen Mut zum Träumen.
Lassen Sie sich durch Blutegelmenschen nicht daran hindern, über den Tümpel Ihres Alltags hinauszuschauen. Versuchen Sie, die Sehnsucht nach Himmelsluft wach zu halten und in den Ereignissen und Begegnungen des neuen Jahres den Anruf Gottes zu entdecken. Geben Sie sich mit dem jetzigen Zustand unserer Welt und Ihrer Lebenswelt nicht zufrieden, halten Sie fest an Ihren Hoffnungen. Gott segne Sie!
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)